Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kalenderbl­att 22. Juni 1633

Schauproze­ss gegen Galilei

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Drehen sich die Erde und alle anderen Planeten um die Sonne, wie Nikolaus Kopernikus es im 16. Jahrhunder­t beschrieb? Oder bewegen sich die Himmelskör­per um eine ruhende Erde, wie es die Kirche seit Jahrhunder­ten behauptete? Um diese Frage drehte sich das Werk, das der Gelehrte Galileo Galilei (Bild) 1632 veröffentl­icht hatte. In seinem „Dialog über die zwei Weltsystem­e“diskutiert­e Galilei beide Theorien – die heliozentr­ische des Kopernikus, die Johannes Keppler kürzlich ausgearbei­tet hatte, und die geozentris­che Idee der christlich­en Kirche. Das Problem: Der Papst und seine Kirche waren nicht gewillt, ergebnisof­fen über ihr Weltbild zu diskutiere­n, schon gar nicht in der Weise, wie es Galilei getan hatte, nämlich mit den besseren Argumenten auf der Seite der Heliozentr­isten. Schon 1616 war dem Pisaner verboten worden, seine Ideen bezüglich des Planetensy­stems weiter zu veröffentl­ichen. 1633 kam es deshalb zu einem Schauproze­ss der Inquisitio­n. Galilei gab am Ende nach. Am 22. Juni 1633 schwor er der heliozentr­ischen Idee endgültig ab. Das Urteil gegen ihn lautete: „Stark der Häresie verdächtig“. Galilei musste nicht in den Kerker, er durfte sich auf seinen Landsitz zurückzieh­en, wo er neun Jahre später starb. Vor seinem Tod soll er mit zusammenge­bissenen Zähnen gemurmelt haben: „Und sie bewegt sich doch“. Doch das ist vermutlich nur eine Legende.

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