Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Ein Spaziergang durch die Geschichte
(rps) Die deutschen Welterbestätten stehen auch für kulturelle Vielfalt und sie erzählen ein Stück Menschheitsgeschichte. Sie alle zählt die UNESCO zum bedeutsamen Erbe der Menschheit.
Manchmal trennt nur eine Autostunde die Moderne von der Steinzeit. Ein Besuch der vielen oft nah beieinander liegenden Welterbestätten gerät leicht zu einem Spaziergang durch die Jahrtausende: Die prähistorischen Pfahlbauten um die Alpen dokumentieren eine Siedlungsform, die bis in die Steinzeit zurückreicht. In den Höhlen der Schwäbischen Alb fing der Mensch vor 40.000 Jahren an, die weltweit ersten Musikinstrumente zu erdenken und zu erschaffen.
Die Römer haben mit Amphitheater und Thermen nicht nur in Trier ihre Spuren hinterlassen, ihr Limes zieht sich auf einer Strecke von rund 550 Kilometern Länge vom Rhein bis nach Bayern. An rund 80 Stationen wird heute für Besucher die Grenze des römischen Reiches auf packende Weise inszeniert.
Seit 2018 zählt die Wikingersiedlung Haithabu gemeinsam mit der nahegelegenen Grenzanlage Danewerk zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Der Geist des Reformators Martin Luthers ist in Wittenberg, Eisleben und auf der Wartburg lebendig. Vom Geburtshaus bis zur Schlosskirche, wo der Anschlag der Thesen erfolgte, lassen sich Stationen eines Lebens, das die Welt veränderte, nachvollziehen.
Die Weimarer Klassik prägte eine ganze Epoche. An den Wirkungsstätten von Goethe,
Rund 6000 Jahre liegen zwischen den Pfahlbauten am Bodensee und den Siedlungen der Berliner Moderne. Sie sind auf ihre Weise einzigartig.
Schiller und Herder bleibt die Erinnerung an ein herausragendes Kapitel der Geistesgeschichte lebendig, auf den die Kulturnation ihr Selbstverständnis als Land der Dichter und Denker gründet.
Die soziale Dimension der Zeitgeschichte zu Beginn des 20. Jahrhunderts spiegelt sich in den Siedlungen der Berliner Moderne wider. Aus dem Erfordernis, bezahlbare Wohnungen für die stark wachsende Zahl von Arbeitern zu bauen, resultierte ein neuer städtebaulicher Typus, der dem Ansatz Neuer Sachlichkeit folgt.
Die Ideenschmiede, der solche Visionen entsprangen, gehört ebenfalls zum Weltkulturerbe. In Weimar und Dessau befinden sich die Bauhausstätten – jene Gebäude, die Henry van de Velde und Walter Gropius entwarfen. Sie wurden zum Zentrum einer neuen Schule, die Architektur und Design revolutionierte und 2019 den 100. Jahrestag ihrer Gründung feiert.
6000 Jahre Menschheitsgeschichte präsentiert die weltberühmte Museumsinsel in Berlin, konzentriert auf weniger als einem Quadratkilometer. Die Exponate reichen von archäologischen Fundstücken bis zu Kunst des 19. Jahrhunderts. Die „Tempelstadt“in der Spree ist ausgehend von den Plänen Schinkels bis zum Bau des Pergamonmuseums in 100 Jahren gewachsen. Kultur ist hier gleich im doppelten Sinne „im Fluss“.