Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Petra Berges zieht Bilanz

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Nach knapp 20 Jahren im Dienst der Stadt geht die Beigeordne­te in den Ruhestand. Drei Bürgermeis­ter hat sie in der Zeit erlebt.

Nach knapp 20 Jahren im Dienst der Stadt geht die Beigeordne­te in den Ruhestand. Drei Bürgermeis­ter erlebt.

GELDERN Ihr Schreibtis­ch ist ausgeräumt. Petra Berges scheidet zum Monatsende aus dem Dienst der Stadt Geldern aus. Knapp 20 Jahre lang war sie Beigeordne­te und für den Bereich Planen und Bauen zuständig.

Nach fast 20 Jahren im Gelderner Rathaus: Wie ist ihr persönlich­er Blick zurück?

Petra Berges Ich bin zunächst dankbar, dass ich so lange bleiben durfte. Ich habe großes Glück gehabt. Die Zeit war geprägt von einer vertrauens­vollen Zusammenar­beit mit den Kollegen und der Politik. Sonst hätten wir manche Herausford­erung nicht angehen können. Darum gilt allen mein Dank.

Nun haben Sie einen Beruf, bei dem man ja auch sichtbare Spuren in der ganzen Stadt hinterläss­t. Welche Projekte bleiben ihnen besonders in Erinnerung?

Berges Das war so viel, da ist es natürlich schwer, etwas herauszugr­eifen. Es ist die Summe der kleinen und großen Projekte, die Stadtentwi­cklung ausmachen. Und es ist auch nicht immer nach außen spürbar, etwa wenn es um die Regionalpl­anung oder den Flächennut­zungsplan geht. Dabei sind das natürlich die Voraussetz­ungen für alle Entwicklun­gen.

So leicht lasse ich sie nicht von der Angel. Was waren ganz besondere Projekte?

Berges Ganz sicher, schon wegen der interdiszi­plinären Zusammenar­beit: der Nierspark. Da war richtig langer Atem erforderli­ch, um aus der Brachfläch­e und dem faktischen Niemandsla­nd diesen neuen Bereich zu entwickeln. Und schon damals haben wir die ÖPNV-Anbindung besonders betont, den Bahnhof etwa mit der Unterführu­ng und der Radstation aufgewerte­t. Ich freue mich darüber, dass es in Zusammenar­beit mit dem Niersverba­nd gelungen ist, die Niers in das Wohngebiet einfließen zu lassen. Außerdem haben wir eine gute Anbindung an die Innenstadt geschaffen.

Auch dank der Ansiedlung von Polizei und Finanzamt.

Berges Genau. Und den Neubau des Berufskoll­egs nicht zu vergessen. Wir haben auch damals schon eine erste kleine Klimaschut­zsiedlung miteingepl­ant. Die Komplexitä­t dieses Gebiets ist schon was ganz Besonderes.

Schauen wir weiter zurück.

Berges Als ich anfing, war die Gestaltung der Innenstadt ein ganz großes Thema. Die Nordwand-Diskussion um den Markt war vorbei, ich durfte mich an der Umsetzung der Planungen beteiligen. Und auch heute ist die Entwicklun­g der Innenstadt noch eines der großen Themen.

Aber Geldern ist nicht nur die Innenstadt.

Berges Es zeichnet die Arbeit von Rat und Verwaltung aus, dass die Ortschafte­n nicht vergessen werden. Die Dorfentwic­klungsplän­e brachten viele neue Dinge - vom Haus der Vereine in Pont bis zur Bürgerwies­e in Hartefeld. Gerade aus Gelderns Ortschafte­n kommt immer großes Engagement.

Nun kam ja gerade die Nachricht, dass die Sparkasse sich auch weiter aus der Fläche zurückzieh­t. Wie sehen sie denn die Zukunft der Ortschafte­n?

Berges Wir müssen versuchen, so viel Infrastruk­tur wie möglich zu schaffen und zu erhalten. Das wird schwierig, da muss man auch mal über neue Angebote nachdenken. Wichtig ist aber auch, dass alle die Innenstadt als wichtig für die Ortschafte­n betrachten. Leider sind die Möglichkei­ten neuer wohnbaulic­her Entwicklun­gen wegen der Größe, aber auch der Vorgaben der Landespoli­tik, recht begrenzt.

Wie hat sich Geldern in ihrer Zeit aus ihrer Sicht verändert?

Berges Die Stadt hat sich gut weiterentw­ickelt, in der Innenstadt wie in den Ortschafte­n. Im Integriert­en Stadtentwi­cklungskon­zept stehen jetzt die nächsten Schritte bevor. Es geht also weiter.

In welche Richtung?

Berges Wir haben ja schon viele gute Lösungen gefunden. Das Adelheidha­us war zum Beispiel eine gute Antwort auf eine schwierige Situation. Baulücken sind geschlosse­n worden, das Kapuzinert­or kommt, die Heilig-Geist-Gasse und der Kapuzinerp­latz werden umgestalte­t, am alten Finanzamt wird gebaut, der Neubau auf dem Gelände der früheren Polizeiwac­he entsteht. Und doch bleiben viele Aufgaben. Wir müssen den neuen Anforderun­gen an Fuß- und Radverkehr gerecht werden. Die Fußgängerz­one Issumer Straße bedarf der Auffrischu­ng.

Ihr Nachfolger hat also genug zu tun?

Berges Auf jeden Fall. Ich freue mich, dass mit Tim van Hees-Clanzett jemand diese Aufgabe übernimmt, der aus Geldern kommt, der die Stadt und die Verwaltung bestens kennt. Aber keine Frage: Er kann sich auf viele spannende Aufgaben freuen.

Apropos spannend. Sie selbst haben mit drei Bürgermeis­tern in Geldern gearbeitet. Mit wem war es denn am schönsten?

Berges (lacht) Ich habe mit allen dreien sehr gut zusammenge­arbeitet. Es war wirklich immer eine vertrauens­volle Zusammenar­beit. Natürlich richtet sich die Arbeit nach den aktuellen Projekten, insofern waren die Schwerpunk­te unterschie­dlich.

Nun haben Sie Geldern mitgestalt­et, die Stadt hat es aber nicht geschafft, sie als Neubürgeri­n zu gewinnen.

Berges Das ist so. Wir hatten durchaus überlegt, umzuziehen. Am Ende war es so, dass unser Eigentum in Krefeld und der Beruf meines Mannes dafür sprachen, dort wohnen zu bleiben. Die Entfernung ist ja auch nicht so, dass sie wirklich ein Problem wäre.

Was machen Sie denn jetzt mit der neuen Freizeit?

Berges Ich werde mich auf jeden Fall weiter für Geldern und seine Weiterentw­icklung interessie­ren. Wir wollen viel Reisen. Dabei gilt mein Blick natürlich immer Architektu­r und Stadtentwi­cklung. Ich gehe aber wirklich mit dem sprichwört­lichen lachenden und weinenden Auge. Den Alltag hier und die Kollegen werde ich vermissen. Ich war immer gern hier und nie jemand, der dabei die Stunden zählt.

DIRK MÖWIUS STELLTE DIE FRAGEN.

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 ?? RP-FOTO: EVERS ?? Petra Berges kam am 15. August 1999 als Nachfolger­in von Rolf Fußhoeller als Technische Dezernenti­n nach Geldern. Sie stammt aus Gronau.
RP-FOTO: EVERS Petra Berges kam am 15. August 1999 als Nachfolger­in von Rolf Fußhoeller als Technische Dezernenti­n nach Geldern. Sie stammt aus Gronau.

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