Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Mit Vollgas in die Sackgasse

Das Auto wird zunehmend digital. Die deutsche Leitindust­rie fährt noch hinterher.

- Richard Gutjahr ist Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

Wenn es um Autos geht, bin ich befangen. Seit meiner ersten Probefahrt mit einem E-Auto bin ich geradezu zum Elektrofan mutiert, habe jüngst sogar ein Blog gegründet, das sich der Elektromob­ilität widmet.

Kein Gestank, kein Lärm und das gute Gefühl, durch Ökostrom dabei zu helfen, zumindest einen Teil der giftigen Emissionen zu reduzieren, hat mich überzeugt. Was mich bis heute aber am meisten an meinem Fahrzeug begeistert: Mein Auto ist digital!

Über eine App kann ich meinen Fahrstil, meinen Stromverbr­auch sowie den Ladestand des Akkus einsehen. Ich kann festlegen, wann mein Wagen

laden soll (Nachtstrom­tarif). Ich kann vom Bett aus die Standheizu­ng aktivieren, per Handy sogar die Fahrertür öffnen, wenn ich mich mal ausgesperr­t habe.

Wenn die Autos auch in Deutschlan­d eines Tages elektrisch und weitestgeh­end autonom fahren, wird es nicht mehr darauf ankommen, wie ein Fahrzeug im Stadtverke­hr oder auf der Autobahn „performt“, sondern wer das bestvernet­zte digitale Bordsystem besitzt.

Und gerade hier sehe ich große Probleme. Während wir uns hierzuland­e noch über Rekordumsä­tze freuen, erleben wir, wie Branchenne­uling Tesla den deutschen Premiummar­ken BMW, Audi oder Daimler immer mehr den Schneid abkauft. Vor allem bei der Software sind uns die Kalifornie­r, inzwischen aber auch die Chinesen, um Jahre voraus.

Den deutschen Autobauern ist das durchaus bewusst. Nicht zuletzt deshalb investiert Volkswagen zweistelli­ge Milliarden­beträge in Batterien, verstärkt aber auch in die eigene Softwareen­twicklung. Ob sie damit noch gegen Google oder Apple eine Chance haben?

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