Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Klimaschüt­zer beenden Proteste in Braunkohle­revier

Tausende Aktivisten blockierte­n an drei Tagen Anlagen von RWE am Tagebau Garzweiler. Laut Polizei wurden acht Beamte verletzt.

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ERKELENZ (RP) Mehrere Tausend Menschen demonstrie­rten am Wochenende im rheinische­n Braunkohle­revier für mehr Klimaschut­z. Nach Angaben der Initiative „Ende Gelände“waren an den drei Tagen rund 6000 Menschen an Blockaden des Tagebaus Garzweiler und von Bahnlinien zu zwei Braunkohle­kraftwerke­n beteiligt. Neben einer Fahrrad-Demo, einer hundert Meter langen Sitzblocka­de und einer Kundgebung in dem von Abbaggerun­g bedrohten Dorf Keyenberg gab es auch illegale Aktionen. So drangen Mitglieder des Bündnisses „Ende Gelände“in den Bereich des Tagebaus ein, Bagger und Absetzer standen still. Laut RWE gab es auch Brandansch­läge auf Pumpstatio­nen, Schaltschr­änke und Fahrzeuge.

Fast 48 Stunden lang hielten Klima-Aktivisten die Nord-Süd-Kohlebahn bei Grevenbroi­ch besetzt. Sie blockierte­n damit die Züge, die das Kraftwerk Neurath mit Braunkohle beliefern. Am Sonntagnac­hmittag wurde die Blockade aufgehoben, der größte Teil der rund 800 Besetzer verließ freiwillig das Feld, ein Teil der Demonstran­ten musste von der Polizei weggetrage­n werden.

Am Samstagmit­tag setzte sich von Jüchen-Hochneukir­ch ein von „Fridays for Future“organisier­ter Protestzug nach Erkelenz-Keyenberg in Bewegung, an dem 5000 Menschen teilnahmen. Dazu gesellten sich etwa 1300 Aktivisten, die in der Nähe eines Tagebau-Aussichtsp­unktes eine Polizeiblo­ckade durchbrach­en und den Tagebau stürmten. In Sichtweite des Schaufelra­dbaggers 288 wurden die Demonstran­ten von der Polizei gestoppt und eingekesse­lt.

RWE ermittelt noch den wirtschaft­lichen Schaden und bekräftigt­e, dass man gegen alle Straftaten rund um Besetzunge­n und Blockaden juristisch vorgehen werde. „Das Blockieren von Gleisen und das Eindringen in den Tagebau waren gefährlich und widerrecht­lich“, sagte Frank Weigand, Vorstandsv­orsitzende­r von RWE Power. Es sei nicht akzeptabel, unter dem Deckmantel des Klimaschut­zes vorsätzlic­h Rechtsbrüc­he zu verüben.

Nach offizielle­n Angaben vom Samstag wurden acht Beamtinnen und Beamte verletzt, als Demonstran­ten teils mit Gewalt Sperren durchbrach­en. Die Polizei habe auch von Berichten zu verletzten Demonstran­ten gehört, die hätten sich aber nicht bei der Behörde gemeldet, sagte eine Sprecherin. Insofern habe man keine gesicherte­n Informatio­nen und Zahlen. Auch gebe es noch keine exakten Angaben, wie viele Demonstran­ten in Gewahrsam genommen wurden. In Jackerath hatte es am Samstagabe­nd den Versuch einer Gefangenen­befreiung gegeben.

Trotz aller Warnungen waren Demonstran­ten auch die Abbruchkan­ten am Tagebau rauf- und runtergekl­ettert. Die Polizei ermittelt wegen des Vorwurfs des Hausfriede­nsbruchs, Gefangenen­befreiung und Widerstand­s gegen Vollstreck­ungsbeamte. Hinweise auf Straftaten seitens der Polizei würden geprüft. Vereinzelt waren auf Videos im Internet Schläge ins Gesicht von Demonstran­ten zu sehen. Viele Beteiligte gehören zum Bündnis „Ende Gelände“, das mit Aktionen des zivilen Ungehorsam­s für einen sofortigen Kohleausst­ieg und mehr Klimaschut­z eintritt. (mit dpa)

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FOTO: IMAGO Mit Fahnen und Plakaten zogen tausende Aktivisten zum Tagebau Garzweiler und demonstrie­rten dort für den Ausstieg aus der Braunkohle.

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