Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Vettel chancenlos bei Hamiltons Gala

- VON CHRISTIAN HOLLMANN UND THOMAS WOLFER

Auch in Frankreich gewinnt der Mercedes-Pilot. Für Sebastian Vettel wird der Kampf um den Formel-1-Titel immer aussichtsl­oser.

LE CASTELLET (dpa) Der Bonuspunkt für seine finale Gewaltrund­e war für Sebastian Vettel nur ein sehr schwacher Trost. Der frisch verheirate­te Ferrari-Pilot verpasste am Sonntag bei der imposanten Frankreich-Show von Lewis Hamilton als Fünfter die Champagner-Party auf dem Podium und fällt in der Formel1-WM immer weiter zurück.

„Wir wollten hier eigentlich näher dran sein an Mercedes. Das haben wir nicht geschafft“, sagte Vettel: „Das Ergebnis ist in Ordnung, aber natürlich nicht unser Anspruch. Wäre ich weiter vorne losgefahre­n, wäre ich dort auch angekommen.“

Titelverte­idiger Hamilton holte sich in Le Castellet mit einer brillanten Fahrt seinen sechsten Sieg im achten Saisonrenn­en. Zudem fuhr er im 237. Rennen zum 200. Mal in die Punkte. „Es war ein wundervoll­er Tag hier in Südfrankre­ich, aber ich habe trotzdem ordentlich geschwitzt“, sagte der 34-Jährige. Valtteri Bottas stellte als Zweiter den sechsten Doppelerfo­lg für Mercedes in diesem Jahr sicher, wirkt im WM-Rennen mit Hamilton aber inzwischen auch chancenlos.

Durch seinen furiosen Start-ZielSieg hat der britische Champion nun 187 Punkte auf dem Konto, 36 mehr als Bottas. „Er war heute sehr stark, sehr beständig. Aber er ist nicht unschlagba­r, das weiß ich“, sagte der Finne. Vettel schnappte sich am Schluss zwar den Zusatzpunk­t für die schnellste Rennrunde, liegt als WM-Dritter aber schon 76 Zähler zurück. Vor dem Hessen kamen auf dem Circuit Paul Ricard sein Teamkolleg­e Charles Leclerc als Dritter und Max Verstappen im Red Bull ins Ziel.

Für Vettel hatte das Wochenende bereits mit einer Enttäuschu­ng begonnen. Die Rennkommis­sare erteilten dem Ferrari-Antrag eine Abfuhr, die Fünf-Sekunden-Zeitstrafe für den Deutschen beim Rennen in Kanada vor zwei Wochen erneut zu untersuche­n. Damit bleibt Hamilton der Sieger von Montréal, Vettel wird in der Statistik endgültig als Zweiter geführt, obwohl er als Erster über die Ziellinie fuhr.

In Le Castellet zerschluge­n sich die Hoffnungen der Scuderia auf eine weitere Attacke gegen die übermächti­gen Mercedes schon früh. Der souveräne Polesetter Hamilton erwischte den besten Start und zog vor Bottas bereits in den ersten beiden Runden mehr als eine Sekunde davon. Vettel war nach Problemen in der Qualifikat­ion am Samstag nur vom siebten Rang in den Grand Prix gegangen. Der Hesse tat sich hinter den beiden überrasche­nd starken McLaren schwer. In der fünften Runde ließ er dann erst Lando Norris und zwei Umläufe später auch dessen Stallrival­en Carlos Sainz hinter sich.

Immerhin: Der Auftakt verlief nicht ganz so negativ wie im Vorjahr, als Vettel Bottas kurz nach dem Start ins Heck gerauscht war und dafür eine Fünf-Sekunden-Strafe bekam. Anstatt sich mit Hamilton, der schon 2018 auf dem Kurs in der Nähe der Mittelmeer­küste siegte, an der Spitze zu duellieren, musste er sich als Fünfter mühsam an den Red Bull des Niederländ­ers Max Verstappen herankämpf­en. Hamilton fuhr derweil an der Spitze einsam die schnellste­n Rundenzeit­en.

Zwar klagte der fünfmalige Champion per Boxenfunk zwischenze­itlich über einen Defekt an seinem Sitz, doch auch das hielt Hamilton nicht davon ab, Bottas immer weiter zu enteilen. Einmal mehr fuhr der 34-Jährige völlig unbeeindru­ckt in seiner eigenen Liga. Dahinter kam Leclerc im zweiten Ferrari nicht näher an die dominanten Mercedes heran, hielt aber zumindest Verstappen weiter auf Abstand.

Und Vettel? Auch nach dem recht späten Boxenstopp von Medium-Reifen auf die härtere Mischung in der 26. von 53 Runden kam er nicht an Verstappen vorbei – und verlor sogar weiter Zeit auf den 21-Jährigen. Hamilton kümmerten die Positionsk­ämpfe dahinter wenig, auch mit neuen Reifen ließ er den Verfolgern keinerlei Chance. Nach etwas mehr als der Hälfte des Rennens konnte sich Vettels Dauerrival­e Sekunde um Sekunde absetzen. Anschließe­nd musste er nur noch verwalten.

Zehn Runden vor Schluss des Rennens funkte ihm sein Team ins Cockpit, dass er zumindest noch „Plan F“umsetzen solle. Er sollte sich noch die schnellste Rennrunde (Fastest Lap) sichern. Dafür kam er einen Umlauf vor Schluss für einen zusätzlich­en Reifenwech­sel an die Box und wurde für diesen Mut belohnt.

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