Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Planschen mit Mama und Papa

- VON MARIE LUDWIG

Wenn Babys acht Wochen alt sind, können sie mit ihren Eltern zum Babyschwim­men in die Gelderland­Klinik kommen. Schwimmen lernen sie hier zwar noch nicht, aber der Kurs tut den Babys trotzdem gut.

GELDERN Voller Vorfreude strampelt Ferdinand mit den Beinchen. Als er im Arm seiner Mutter endlich das Schwimmbec­ken erreicht, patscht er direkt mit einem kleinen Gummifrosc­h in seiner Hand ins Wasser. Denn heute ist Plansch-Tag und Ferdinand ist zusammen mit seiner Mutter und neun anderen Säuglingen beim Babyschwim­men des St.-Clemens-Hospitals.

Seit fast 20 Jahren bietet Sabine Stockhorst-Bodenstein das Babyschwim­men im Schwimmbad der benachbart­en Gelderland-Klinik an. „Ich finde es einfach schön, dass ich die Kleinen und Eltern noch über die Geburt hinaus begleiten kann“, sagt sie. Pure Rückbildun­gsgymnasti­k, das sei nie etwas für sie gewesen. Das Babyschwim­men hingegen wurde für die dreifache Mutter und Hebamme zum Spezialgeb­iet und sei nicht nur als gemeinsame Zeit für Eltern und Kind wertvoll, so Stockhorst-Bodenstein: „Besonders die Motorik der Kinder wird beim Schwimmen gefördert.“

Und das geschieht ganz spielerisc­h, denn bei ihren Kursen wird zusammen mit den Bewegungen vor allem viel gesungen. Die Babys kreisen auf dem Arm der Eltern um sie herum, wippen passend zu Stichworte­n im Takt hin- und her oder gleiten auf Schwimmnud­eln durchs Wasser.

„Ehrlich gesagt, hatte ich nie wirklich Lust auf diese klassische­n Mutter-Kind-Kurse. Aber ich habe nur Gutes gehört und es ist richtig toll, wie Sabine das macht“, sagt Monique Vollmer, die Mutter von Ferdinand.

So habe Baby Lasse durch das regelmäßig­e Schwimmen sogar seine Abneigung vorm Duschen verloren, erzählt seine Mutter. „Es geht mir vor allem darum, die Kinder an das Element Wasser zu gewöhnen“, sagt Stockhorst-Bodenstein. Deshalb gehört auch der Guss mit einer kleinen Gießkanne über das Köpfchen als Abschlussr­itual mit dazu.Baby Leon fand Wasser wohl schon immer gut, erzählen seine Eltern. Gemeinsam mit seinem Vater Simon Meier ist Lasse deshalb jede Woche beim Babyschwim­men dabei. „Das ist Papazeit“, sagt seine Frau, die vom Beckenrand aus den beiden zuschaut. Der elf Monate alte Leon findet es sichtlich gut, mit dem Gesicht auf der gleichen Höhe wie sein Papa zu sein.

Auch andere Familienmi­tglieder begleiten die Kleinen und Eltern mit zum Schwimmen. „Ins Wasser mitgegange­n bin ich zwar noch nicht, aber ich helfe meiner Tochter anschließe­nd dabei, den Kleinen anzuziehen. Sie kann dann schon duschen“, sagt eine anwesende Großmutter. Sie hält das Babyschwim­men für eine „tolle Sache“– obwohl sie anfangs auch persönlich­e Bedenken hatte. Eines ihrer Kinder ist als Kleinkind beim Spielen im Wasser ertrunken.

Beim ersten Babyschwim­men ist ein Unterwasse­rfotograf vor Ort gewesen und wollte ihren Enkel beim Tauchen fotografie­ren. Was sie damals erfahren hat: Bis zum sechsten Monat besitzen Babys noch einen „Tauchrefle­x“. Dabei verschließ­t der Säugling automatisc­h Mund und Nase und kann so für kurze Zeit mit offenen Augen tauchen. Auch ihr Enkel hat es geschafft. Das Erinnerung­sfoto hat sie heute noch.

Zwar lernen die Säuglinge beim Planschen mit Mama und Papa nicht das „richtige“Schwimmen – das sei erst ab dem dritten bis fünften Lebensjahr möglich, so Hebamme Stockhorst-Bodenstein.

Vor allem aber macht den Kindern das Planschen bei muckeligen 32 Grad Wassertemp­eratur sichtlich Freude und in der halben Stunde Kurszeit weint kein einziges Baby.

Neben dem Spaß und der geförderte­n Motorik hat das Babyschwim­men noch einen großen Vorteil: Die meisten Babys in der Umkleide sind nach dem Planschen müde. Im Wasser haben sie sich ausgepower­t. Eingerollt in Handtücher­n wie in einem Kokon schauen sie zufrieden aus der Wäsche. In ihren Augen steht das Bedürfnis nach einem ausgiebige­n Mittagssch­laf.

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RP-FOTOS (2): EVERS Das Babyschwim­men im der Gelderland-Klinik ist so beliebt, dass es eine Warteliste gibt.
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Ein kleiner Guss über das Köpfchen ist das Abschlussr­itual von Hebamme Sabine Stockhorst-Bodenstein (links).

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