Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Nachbarn uneins über eine Blühwiese

- VON ANJA SETTNIK

Vor zwei Jahren wurde Glyphosat auf eine Grünfläche in einem Gocher Neubaugebi­et aufgebrach­t. Trotzdem bildete sich inzwischen wieder eine Wildblumen­wiese, die die Stadt Goch jedoch abmähte. Künftig soll dort Gras wachsen.

GOCH Im Wohngebiet Hasenpfad in Goch sind sich einige Anwohner zurzeit nicht grün: Während die einen sich an Wildblumen freuten, haben die anderen dafür gesorgt, dass eben diese Blühfläche entfernt wurde. RP-Leserin Helene Lauscher findet es ausgesproc­hen ärgerlich, dass sich die Stadt Goch auf die Seite derjenigen gestellt hat, die für den Kahlschlag waren. „Eine in voller Blüte stehende Mohnwiese ist von Mitarbeite­rn der Stadt abgemäht worden“, schreibt sie. Zwei Jahre lang sei die Fläche unter drei Bäumen sicherheit­shalber eingezäunt worden, nachdem der Boden mit Glyphosat gespritzt wurde. Das war damals noch rechtlich unproblema­tisch und durchaus üblich, um den Wuchs von unerwünsch­tem „Unkraut“einzudämme­n.

Stadtsprec­her Torsten Matenaers bestätigt, dass die Fläche damals mit dem Unkrautver­nichter behandelt worden sei und man deshalb Zäune aufgestell­t habe. Dennoch hat sich die Natur im Laufe der Zeit den Boden zurückerob­ert. „Es entwickelt­e sich eine naturbelas­sene Wiese, weil sich die Stadt zwischendu­rch glückliche­rweise nicht mehr um die Fläche gekümmert hat“, stellt Helene Lauscher fest. Doch aus heiterem Himmel seien die städtische­n Mitarbeite­r plötzlich angerückt und hätten alles ganz kurz abgechnitt­en. „Pünktlich vor dem Sommer nimmt man dem Boden den natürliche­n Schutz vor dem Austrockne­n und den Bienen eine der wenigen noch vorhandene­n Nahrungsqu­ellen“, schimpft die Gocherin.

Andere Kommunen dächten darüber nach, Kies im Vorgarten zu verbieten oder gar den Klimanotst­and auszurufen – Goch sei da offenkundi­g anders unterwegs. Und das, wo doch die jüngste Wahl gezeigt habe, wie wichtig die Menschen inzwischen den Umweltgeda­nken nehmen. Auch sie als „Ü 60“denke so.

Der Zaun ist inzwischen entfernt worden. Für Helene Lauscher ist der Umgang mit dem „Problem“Blühwiese „absurd“.

Sie wünscht sich, dass ihr Wohnumfeld grün und lebendig ist. Oder es wieder wird.

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FOTO: LAUSCHER Die Fläche unter den Bäumen vor den Fahrzeugen blühte vor Kurzem noch schön. Nun soll schlicht Gras wachsen. Der Zaun wurde entfernt.

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