Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

20,6 Millionen Euro auf der Habenseite

Kämmerer Willibrord Haas konnte in den vergangene­n Jahren die Rücklage der Stadt nicht nur auffüllen, sondern auch ausbauen. Dennoch mahnt der Kämmerer weiter zur Haushaltsd­isziplin.

- VON MATTHIAS GRASS

KLEVE Die Stadt Kleve hat inzwischen wieder eine beachtlich­e Haushaltsr­eserve: 20,6 Millionen Euro stehen auf der virtuellen Haben-Seite des Kontos. Das ist für eine Kommune wie Kleve ausgezeich­net, denn das sind mehr als die ursprüngli­chen 19,2 Millionen Euro der Ausgleichs­rücklage. Aber, gemessen am Volumen des Haushaltes, dürften es noch mehr sein. Das sagt Kleves Kämmerer Willibrord Haas mit Blick in die 160 Seiten des Haushaltsa­bschlusses und des Lageberich­tes der Stadt Kleve, den der Rat inzwischen zur Kenntnis genommen hat.

Das sagt Kämmerer Haas aber nicht nur, weil er neue Begehrlich­keiten der Politik oder der Fachbereic­he auf den städtische­n Geldsäckel vermeiden will – was seine natürliche Aufgabe als Kämmerer ist. Er sagt es angesichts der Zahlen: Hatte zum Zeitpunkt der ursprüngli­chen Rücklage Kleve 2009 noch einen Haushalt mit 100 Millionen Euro Aufwendung­en, waren es 2018 schon 145 Millionen Euro und werden es 2019 rund 150 Millionen Euro sein. „Gemessen am aktuellen Haushaltsv­olumen müssten wir eine Reserve von rund 27 Millionen Euro haben“, sagt der Kämmerer. Er weiß aus eigener Erfahrung, wie schnell eine solche Reserve schmelzen kann, als die Stadt 2008 in ein Defizit von mehr als acht Millionen Euro rutschte. Erst seit 2016 ist der Haushalt wieder ausgeglich­en. Deshalb gilt die Devise: Weiter vorsichtig mit dem Geld umgehen, weiter sparen.

Die Erhöhung des Haushaltes betraf vor allem den sozialen Bereich – für Kinder und Familien sei vieles auf den Weg gebracht worden, sagt Haas. Das soll auch so bleiben: Ganz vorne auf der Agenda stehen der Bereich Familie, die Bildung (Schulen) und die Infrastruk­tur (Straßen). Haas rechnet für den Kita-Ausbau in den nächsten Jahren mit einem Aufwand von 13 Millionen Euro. Die Kosten für die Tagespfleg­e von kleinen Kindern lag 2006 bei 50.000 Euro. Im neuen Haushalt 2019 wurden dafür zwei Millionen Euro bereitgest­ellt. „Das ist auch einer der Schwerpunk­te, die wir mit der Politik erarbeitet haben: Jeden Anspruch der Eltern auf die Versorgung ihrer Kinder im Stadtgebie­t gerecht werden zu können, vielleicht nur manchmal nicht gerade im Wunschkind­ergarten“, sagt der Kämmerer, der auch Dezernent für Familie und Soziales ist. Man sei hier sehr gut aufgestell­t, müsse aber für die Zukunftssi­cherung weitere Mittel in die Hand nehmen. Er rechnet auch damit, dass mittelfris­tig der Offene Ganztag und auch der Ganztag an Grundschul­en weiter ausgebaut werden muss und über die dafür bereit gestellten Landesmitt­el hinaus Kosten auf die Stadt zukommen werden.

Bei den Schulen rechnet Haas in den kommenden Jahren mit einer Kreditaufn­ahme von mindestens 50 Millionen Euro, um die Schulbaute­n bezahlen zu können. Für die Mehrkosten, die durch die Wiedereinf­ührung des neunjährig­en Gymnasiums entstehen, erwartet er, dass hier das Land einspringe­n muss, das ja die Verlängeru­ng der Gymnasialz­eit beschlosse­n hat.

Mit Blick auf die kommenden Jahre sei es für Kleve wichtig, dass der Stadt möglichst keine zusätzlich­en Dauerkoste­n entstünden. Deshalb rate er, bei einem personelle­n Ausbau der Verwaltung sehr vorsichtig zu agieren. Auch mit Blick auf die Pensionsla­sten, die in den kommenden Jahren steigen werden. Schon jetzt betrage die Versorgung­sumlage 2,2 Millionen Euro und die Rückstellu­ngen zwei Millionen Euro pro Jahr. „Wir haben in den 2000er Jahren die Verwaltung verschlank­t, den Personalau­fwand reduziert, um den Haushalt in Grenzen zu halten“, blickt er zurück. Inzwischen müsse man die Mannschaft wegen neuer Aufgaben aber auch an einigen Stellen wieder aufstocken: Beispielsw­eise beim Gebäudeman­agement. Und andere Stellen würden den Etat mittelfris­tig entlasten, wie im Fachbereic­h Jugend und Familie. Hier wurde mehr Personal eingesetzt, was die nicht unbeträcht­lichen Kosten für die Heimunterb­ringung deutlich reduziert habe. „Das zahlt sich aus“, sagt Haas.

Was die Rückstellu­ng betreffe, flossen 2018 2,4 Millionen Euro mehr Gewerbeste­uer in den Stadtsäcke­l. Zusätzlich gab’s noch einen Sondereffe­kt bei den Kindertage­seinrichtu­ngen, wo bereit gestellte 4,5 Millionen Euro nicht ausgegeben werden konnten und aufs „Sparbuch“überwiesen wurden.

 ?? ARCHIVFOTO: MVO ?? Viel Geld aus dem Haushalt verschling­t in den kommenden Jahren der Bau oder Ausbau von Schulen, wie hier an der Joseph-Beuys-Gesamtschu­le.
ARCHIVFOTO: MVO Viel Geld aus dem Haushalt verschling­t in den kommenden Jahren der Bau oder Ausbau von Schulen, wie hier an der Joseph-Beuys-Gesamtschu­le.
 ?? ARCHIVFOTO: KDS ?? Kämmerer Willibrord Haas legt den Haushaltsa­bschluss vor.
ARCHIVFOTO: KDS Kämmerer Willibrord Haas legt den Haushaltsa­bschluss vor.

Newspapers in German

Newspapers from Germany