Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Goli-Art zeigt „für jeden watt“
Eine erweiterte Bühne im Gocher Nostalgie-Kino macht es möglich: Künftig wird es regelmäßig Kabarett-Abende im „Goli“geben.
GOCH Volles Haus im Gocher Lichtspielhaus: Statt eines Kinofilms lockte jetzt ein abendfüllendes Bühnenprogramm die Bürger in das 50-er-Jahre-Kino. Ingrid Kühne, im Karneval groß geworden und inzwischen auch als Kabarettistin gut gebucht, hat gemeinsam mit dem Goli-Verein und der Gocher Kulturbühne ein Format entwickelt, das sich „Goli Art“nennt.
Es handelt sich um eine Comedy-Mix-Show, an der neben der Moderatorin drei Künstler mitwirken. Sie stellen Ausschnitte aus ihren aktuellen Programmen vor und kehren in den folgenden Monaten jeweils einzeln mit ihrem Solo-Programm wieder. Wenn’s läuft (und danach sieht es aus) soll die Reihe in den kommenden Jahren fortgesetzt werden.
Die Gocher und ihr Goli – seit eine zeitgemäße Ton- und Bildtechnik eingebaut ist, kommen immer mehr Bürger an den Kino-Wochenenden und zu den Extra-Veranstaltungen während der Woche in das Nostalgiekino an der Brückenstraße. Auch Kleinkunst wurde schon einige Male geboten, allerdings gab es da einen Haken: „Die Bühne war so schmal, dass höchstens ein Künstler mit seinem Stuhl Platz fand“erinnerte Joachim Lück, Sprecher des Betreibervereins Goli e.V., die Zuschauer.
Sponsoren ermöglichten es kürzlich, die Bühne zu verbreitern (RP berichtete), übrigens, ohne ihren altertümlichen Charme zu zerstören, denn die Balustrade blieb erhalten. Frau Kühne und ihre Mitstreiter mussten also nicht fürchten, bei dieser besonderen „Gratwanderung“abzustürzen.
Das wäre auch allzu schade gewesen, denn die Gäste hätten auf keinen der Akteure verzichten wollen. Nicht auf Jens Heinrich Claassen, ein Muttersöhnchen mit Schwitzproblem, das man laut Frau Kühne einfach lieb haben muss, nicht auf Jan van Weyde, den frechen Stand-Up-Comedian, der auch jüngere Leute anspricht, und ganz bestimmt nicht auf Volker Weininger, der sich als „Sitzungspräsident“den Karneval zur Brust nimmt.
Zumindest diese Nummer barg für Goch, das seinen Karneval bekanntlich ziemlich ernst nimmt, ein gewisses Risiko. Aber die Zuschauer, unter denen mindestens ein „echter“Sitzungspräsident saß, wussten die Nummer richtig einzuordnen. Denn klar ist ja: Alkohol hat mit Karneval und manchem anderen geselligen Fest zwar einiges zu tun, aber die Akteure in der Bütt und im Elferrat bleiben heutzutage knochentrocken.
Der Sitzungspräsident mit kölschem Dialekt hingegen schluckte ein (in Wahrheit wohl eher alkoholfreies) Bier nach dem anderen und zog dabei Fratzen, wie man es seit Butler James’ „Dinner for one“nicht mehr gesehen hat. Nicht jeder Witz Weiningers war neu, aber gestammelt, gelallt oder gebrüllt immer extra-komisch. Der Sitzungspräsident in typisch rot-weißer Uniform erzählte den „lieben Närrinnen und Narren“von seinen Vereinskameraden, die dick, dumm und unansehnlich zu sein scheinen: Bei einem wurde mal eingebrochen, nur um von innen die Jalousien runter zu lassen!
Jens Heinrich Claassen ist ein ganz anderer Typ. Optisch ein Langweiler, was sein Leben angeht, scheint es nicht besser. Dennoch bemüht er sich um Optimismus. Er wohnt bei Mama und sucht eine Frau, spielt Klavier und ist lieber lieb als fies. Das kommt bei den Damen nicht an, fürchtet er und kann’s doch nicht ändern. Ob ihn vielleicht eine der Anwesenden nach der Vorstellung mit nach Hause nehmen wolle? Es hatte nicht den Anschein am Ausgang verkaufte der Komiker und Musiker Tickets für die nächsten Abende.
Jan van Weyde ist gelernter Schauspieler und Stand-Up-Comedian aus Köln. Vor allem erzählt der junge Vater Anekdoten aus seiner Familie, lauter Alltäglichkeiten und oftmals gehörte Weisheiten. Aber wie er das macht, mit welcher Freude an Sprache, Ausdruck, Mimik – das ist schon besonders.
Wer so prächtig Geräusche nachahmen und Stimmen imitieren kann, ist bestimmt auch ein guter Synchronsprecher (damit verdient er sich ebenfalls Geld). Der Ausschnitt seines ersten Solo-Programms „Große Klappe - die erste“lässt vermuten, dass van Weyde auch komisch bleibt, wenn er länger als eine halbe Stunde auf die Bühne darf.
In Goch jedenfalls wurde ordentlich gelacht.