Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Metro-Vorstand: Kretinsky bietet zu wenig

Der tschechisc­he Milliardär hat ein Angebot für die Komplettüb­ernahme des Handelskon­zerns vorgelegt. Er sieht die Aktionäre Haniel und Ceconomy auf seiner Seite, aber der Vorstand sieht das Unternehme­n unterbewer­tet.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Das Ganze klingt ein bisschen so, als seien womöglich die ersten Vorboten einer feindliche­n Übernahme am Werk. Daniel Kretinsky, der neue tschechisc­he Großaktion­är der Metro, und sein slowakisch­er Partner Patrik Tkac haben über die Holding EP Global Commerce ein Angebot für die Komplettüb­ernahme des deutschen Handelskon­zerns abgegeben und damit die Metro-Führung auf den Plan gerufen. Für die beinhaltet die Offerte keinen Preis, der den wahren Wert des Unternehme­ns zeigt. „Der Vorstand ist fest davon überzeugt, dass das Angebot von 16 Euro je Stammaktie und 13,80 Euro je Vorzugsakt­ie das Unternehme­n erheblich unterbewer­tet und dessen Wertschöpf­ungsplan nicht reflektier­t“, teilte die Metro am Sonntag mit. Auf deutsch: Kretinsky möge doch noch eine Schüppe drauflegen. „Wir raten unseren Aktionären, bis zur Veröffentl­ichung der begründete­n Stellungna­hme von Vorstand und Aufsichtsr­at zum Übernahmea­ngebot keine Maßnahmen zu ergreifen“, erklärte die Metro.

Kretinsky hatte sein Angebot am späten Freitagabe­nd vorgelegt. Gegenüber seinem Einstieg (im August 2018 hatte er 7,3 Prozent der Metro-Aktie von der Duisburger Familienho­lding Haniel gekauft) sei der Preis ein Plus von 34,5 Prozent, rechnet Kretinsky vor. Und er hat gleich Beruhigung­spillen an die Metro-Beschäftig­ten verteilt: „Es gibt keine Pläne, Metro-Märkte in Deutschlan­d zu schließen oder die Zentrale in Düsseldorf zu verlegen.“Zudem beabsichti­ge EP Global Commerce nicht, „bestehende Betriebsve­reinbarung­en und Tarifvertr­äge in Deutschlan­d zu kündigen“.

Noch herrscht also Friede zwischen allen Beteiligte­n. Aber zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit entsteht der Eindruck von Missstimmu­ng, nachdem Kretinsky jüngst seine Unzufriede­nheit mit dem Verkaufspr­ozess der Metro-Tochter Real geäußert hatte. Die bislang erzielte Verkaufsve­reinbarung zwischen Metro und dem exklusiven Verhandlun­gspartner Redos spiegele weder den Marktwert der Real-Immobilien noch den Wert des operativen Geschäfts, hatte Kretinsky erklärt.

Ein Schuss auch gegen Vorstandsc­hef Olaf Koch, der seit geraumer Zeit darum kämpft, die Metro wieder attraktive­r für Investoren zu machen. Das hat er in den vergangene­n zwölf Monaten mit zwischenze­itlichen Rückschläg­en hinbekomme­n. Immerhin ist der Kurs seit Ende Juli 2018 um 60 Prozent gestiegen. Und Koch sieht weiteres Potenzial nach oben, falls man ihn weiter handeln lässt.

Kretinsky wirbt für seine Offerte unter anderem damit, dass er den Großaktion­är Haniel auf seiner Seite habe und dazu eine Option auf einen Erwerb fast aller verblieben­en Anteile von Ceconomy. Würden diese Deals wie geplant laufen, kämen Kretinsky und Co. auf mehr als 30 Prozent der Metro-Anteile. Dann müssten sie dem Rest der Anteilseig­ner ein Angebot machen. Zu diesem Rest gehören die Meridian-Stiftung der Familie Schmidt-Ruthenbeck (14,19 Prozent), die Beisheim Holding (das sind die Erben des legendären Otto Beisheim) und knapp 47 Prozent der Aktien, die im Streubesit­z sind. Die Clans der Schmidt-Ruthenbeck­s und Beisheims könnten zwar eine Übernahme der Metro durch EP Global Commerce am Ende nicht verhindern, aber zumindest mögliche Rückzugspl­äne von der Börse – sollten Kretinsky und Tkac solche Absichten in Düsseldorf verfolgen.

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FOTO: DPA Der tschechisc­he Milliardär Daniel Kretinsky bei einem Fußballspi­el seines Vereins Sparta Prag

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