Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Auf Richard Wagners Spuren in Europa
Sachbuch Richard Wagner war bekanntlich ein großer Getriebener, nicht nur in seinen ausschweifenden Opern, sondern auch im wirklichen Leben. Nicht nur seine Schulden mit den entsprechenden Nachforderungen der erbosten Gläubiger, sondern auch seine politisch unbotmäßigen Äußerungen zwangen ihn zu teilweise abenteuerlichen Fluchten ins Exil. Andererseits reiste er gern, um sich in der Ferne neue Inspirationen zu verschaffen. Von all diesen Unternehmungen handelt ein prachtvoller Band aus dem Regensburger ConBrio-Verlag: „Wandrer heißt mich die Welt – auf Richard Wagners Spuren durch Europa“. Die Musikforscher Markus Kiesel, Joachim Mildner und Dietmar Schuth haben mit detektivischem Feinsinn alles zusammengekratzt, was ihnen an Fundstücken auf den Stationen von Sizilien bis Lettland, Norwegen bis Frankreich unter die Lupe kam. Für Opernfreunde ist das ein unentbehrlicher, gewichtiger Reiseführer. Düsseldorf kommt auch vor. w.g. Nehmen wir nur mal „Cruel Summer“: ein tolles Lied, das von St. Vincent mitproduziert wurde. Oder „Paper Rings“: Pop ist das, oder besser P!O!P!, und diese Zeile ist der Hit: „I like shiny things / But I marry you with paper rings“. Außerdem gibt es drei Stücke, die andeuten, dass sich in diesem Album eine andere Platte verbirgt, ein Hauch von Avantgarde weht etwa durch die Steeldrum-Meditation „It’s Nice To Have A Friend“. „The Archer“ist reiner Suspense und erinnert ein ganz kleinwenig an Haim. Und in „False God“ist Swift fast so elegant, lässig und saxophonselig wie einst Sade.
Einige tolle Stücke also, dazu viel Kram. Alle Lieder uneingeschränkt genießen dürfte indes Schauspieler Joe Alwyn. Der ist Swifts neuer Freund und wird hier in fast jedem Stück gepriesen. L!O!V!E!.
Philipp Holstein