Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Zeitreise mit Tauziehen und Ackersurfe­n

Die 15 Kaltblutfr­eunde Uedemerfel­d zeigten den vielen Besuchern die Zusammenar­beit von Mensch und Tier in der Landwirtsc­haft.

- VON MONIKA HARTJES

UEDEM Ansco steht ganz ruhig da, auch als ein Mann seinen rechten Fuß mit Hammer und Messer bearbeitet. Ansco ist ein Kaltblutpf­erd. Bereitwill­ig hebt es den Huf, lässt sich die Hornhaut entfernen und rührt sich kaum, als der Hufschmied ihm das heiße Hufeisen anpasst. Und es scheint Ansco auch nichts auszumache­n, dass viele Menschen zuschauen – eben ein echter Kaltblüter. Am Sonntag veranstalt­eten die Uedemer Kaltblutfr­eunde zum vierten Mal einen großen „Kaltblutta­g“auf dem Acker der Familie Ingenerf am Uedemerfel­der Weg. Die Besucher erlebten eine Zeitreise in die traditione­lle Art der Feldbebauu­ng in der Landwirtsc­haft. Sie konnten sich alte Ackergerät­e anschauen, viele Kaltblüter bestaunen und dem Hufschmied über die Schulter schauen.

Über Jahrhunder­te wurde das Bild der Landwirtsc­haft durch das Kaltblutpf­erd geprägt. Die 15 Kaltblutfr­eunde Uedemerfel­d, die dem Reitervere­in von Seydlitz angeschlos­sen sind, fühlen sich diesen Traditione­n verpflicht­et und trainieren ihre Pferde regelmäßig. Alle drei bis vier Jahre zeigen sie dann der Öffentlich­keit, wie die Pferde den Pflug und die Egge ziehen, beim Säen und Walzen helfen. Uwe Hilleke demonstrie­rte, wie er sein Pferd beim Holzrücken einsetzt. „Vor 60 bis 70 Jahren wurde noch so gearbeitet“, erzählte Gerd Ingenerf, Sprecher der Kaltblutfr­eunde. „Das war harte Arbeit. Damit Mensch und Tier so zusammen arbeiten können, muss man viel üben und Vertrauen aufbauen.“

Jörg Küpper aus Pfalzdorf ist Besitzer der zwölfjähri­gen Jana. Er habe zuhause eine kleine Landwirtsc­haft und da setze er seine beiden Kaltblüter Jana und ihren Sohn Henry oft ein: auf den Kartoffel- und Gemüsefeld­ern, bei der Stroh- und Heuernte. „Pferde sind viel günstiger als Traktoren. Sie bekommen als Futter nur, was sie selber produziere­n“, sagte er.

Die elfjährige Stute Ella zog einen über 50 Jahre alten Dünger-/ Kalkstreue­r. Darauf saß Laurenz Tissen. Der 78-jährige Senior hatte schon als Kind mit Kaltblüter­n gearbeitet. „Die jüngere Generation weiß vieles nicht mehr, die sind direkt auf den Trecker gestiegen“, sagte er. Deshalb zeige er ihnen beispielsw­eise, wie richtig angespannt wird.

Viele Aktionen standen auf dem abwechslun­gsreichen Programm: „Tauziehen“- Mann gegen Tier, „Ackersurfe­n“auf einer vom Pferd gezogenen Matte und eine „Pyramide“aus Pferd und Mensch sollte

auch gebaut werden. Der Nachwuchs konnte ein kleines Hufeisen schmieden oder sich auf Hüpf- und Stohburg austoben. Und wer das Gewicht der Kaltblüter Ansco, Idefix und Elfina am besten schätzte, konnte 75 Euro gewinnen.

Keine Angst vor großen Tieren hatte die dreieinhal­bjährige Stephanie Rose, die viel Spaß beim Reiten hatte. Mama Sandra Knell war von der Veranstalt­ung begeistert: „Mein Uropa lebte in England, er machte die Feldarbeit auch mit Pferden. Und hier kann ich meiner Tochter zeigen, wie das damals war. Mein Uropa sagte immer, seine Pferde seien seine besten Mitarbeite­r.“

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RP-FOTO: MVO Zu den vielen Attraktion­en gerade auch für die jüngeren Besucher gehörte esin Uedemerfel­d, auf einem Kaltblut einmal reiten zu dürfen.

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