Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Zeitreise mit Tauziehen und Ackersurfen
Die 15 Kaltblutfreunde Uedemerfeld zeigten den vielen Besuchern die Zusammenarbeit von Mensch und Tier in der Landwirtschaft.
UEDEM Ansco steht ganz ruhig da, auch als ein Mann seinen rechten Fuß mit Hammer und Messer bearbeitet. Ansco ist ein Kaltblutpferd. Bereitwillig hebt es den Huf, lässt sich die Hornhaut entfernen und rührt sich kaum, als der Hufschmied ihm das heiße Hufeisen anpasst. Und es scheint Ansco auch nichts auszumachen, dass viele Menschen zuschauen – eben ein echter Kaltblüter. Am Sonntag veranstalteten die Uedemer Kaltblutfreunde zum vierten Mal einen großen „Kaltbluttag“auf dem Acker der Familie Ingenerf am Uedemerfelder Weg. Die Besucher erlebten eine Zeitreise in die traditionelle Art der Feldbebauung in der Landwirtschaft. Sie konnten sich alte Ackergeräte anschauen, viele Kaltblüter bestaunen und dem Hufschmied über die Schulter schauen.
Über Jahrhunderte wurde das Bild der Landwirtschaft durch das Kaltblutpferd geprägt. Die 15 Kaltblutfreunde Uedemerfeld, die dem Reiterverein von Seydlitz angeschlossen sind, fühlen sich diesen Traditionen verpflichtet und trainieren ihre Pferde regelmäßig. Alle drei bis vier Jahre zeigen sie dann der Öffentlichkeit, wie die Pferde den Pflug und die Egge ziehen, beim Säen und Walzen helfen. Uwe Hilleke demonstrierte, wie er sein Pferd beim Holzrücken einsetzt. „Vor 60 bis 70 Jahren wurde noch so gearbeitet“, erzählte Gerd Ingenerf, Sprecher der Kaltblutfreunde. „Das war harte Arbeit. Damit Mensch und Tier so zusammen arbeiten können, muss man viel üben und Vertrauen aufbauen.“
Jörg Küpper aus Pfalzdorf ist Besitzer der zwölfjährigen Jana. Er habe zuhause eine kleine Landwirtschaft und da setze er seine beiden Kaltblüter Jana und ihren Sohn Henry oft ein: auf den Kartoffel- und Gemüsefeldern, bei der Stroh- und Heuernte. „Pferde sind viel günstiger als Traktoren. Sie bekommen als Futter nur, was sie selber produzieren“, sagte er.
Die elfjährige Stute Ella zog einen über 50 Jahre alten Dünger-/ Kalkstreuer. Darauf saß Laurenz Tissen. Der 78-jährige Senior hatte schon als Kind mit Kaltblütern gearbeitet. „Die jüngere Generation weiß vieles nicht mehr, die sind direkt auf den Trecker gestiegen“, sagte er. Deshalb zeige er ihnen beispielsweise, wie richtig angespannt wird.
Viele Aktionen standen auf dem abwechslungsreichen Programm: „Tauziehen“- Mann gegen Tier, „Ackersurfen“auf einer vom Pferd gezogenen Matte und eine „Pyramide“aus Pferd und Mensch sollte
auch gebaut werden. Der Nachwuchs konnte ein kleines Hufeisen schmieden oder sich auf Hüpf- und Stohburg austoben. Und wer das Gewicht der Kaltblüter Ansco, Idefix und Elfina am besten schätzte, konnte 75 Euro gewinnen.
Keine Angst vor großen Tieren hatte die dreieinhalbjährige Stephanie Rose, die viel Spaß beim Reiten hatte. Mama Sandra Knell war von der Veranstaltung begeistert: „Mein Uropa lebte in England, er machte die Feldarbeit auch mit Pferden. Und hier kann ich meiner Tochter zeigen, wie das damals war. Mein Uropa sagte immer, seine Pferde seien seine besten Mitarbeiter.“