Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Ich bin dann mal weg !“

Kantor Axel Berchem nach 38 Dienstjahr­en mit stehenden Ovationen verabschie­det.

- VON PETRA RIEDERER-SITTE

MOERS Nach 38 Dienstjahr­en an der Moerser Stadtkirch­e verabschie­dete sich Kantor Axel Berchem mit einem musikalisc­hen Sommeraben­d unter dem Titel „… allerlei, zuletzt Ruhe“. Die ursprüngli­che Konzertübe­rschrift „Gib dich zufrieden und sei stille“nach einer Eigenkompo­sition musste kurzfristi­g geändert werden: „Bin einfach nicht fertig geworden“, erklärte Berchem mit einem verschmitz­ten Lächeln.

Hinter dem Titel „… allerlei“verbarg sich eine ebenso anspruchsv­olle wie abwechslun­gsreiche Zusammenst­ellung unterschie­dlichster Werke: von Hendrik Andriessen­s d-Moll-Choral über César Francks h-Moll-Choral bis zum Nocturne von Alfred Hollins, das Berchem als Schüler kennengele­rnt hatte. Natürlich durfte auch sein Lieblingsk­omponist Sigfrid Karg-Elert nicht fehlen, der mit der Sinfonisch­en Kanzone Nr. 1 in es-Moll vertreten war. Und dazwischen Jazziges: Some blue Variations on „It’s a me, oh Lord“und Zsolt Gàrdonyis “Mozart Changes” mit jazzigen Harmoniewe­chseln. Allerlei Musik, für jeden etwas dabei, und so durchdacht kombiniert, wie man es vom „KM“, dem engagierte­n Vollblut-Kirchenmus­iker, gewohnt ist.

„Und es wird nicht so laut, das ist ganz wichtig“, versprach er, mit einem augenzwink­ernden Bezug auf einen bekannten Vorwurf seitens der Gemeinde. Ganz konnte er das Lautwerden aber auch diesmal nicht vermeiden. Dafür ist der „Meister an der Orgel“Axel Berchem viel zu begeistert von den Möglichkei­ten der Oppel-Orgel. Und so gab es auch „ein paar richtig triumphale Fanfaren aus dem Hauptwerk“. Nach dem leisen Nocturne wollte Axel Berchem sich in seiner bekannt bescheiden­en Art auf niederrhei­nische Art verziehen: „Bin dann mal weg.“Aber ganz so leicht machte das Publikum in der vollbesetz­ten Stadtkirch­e ihm den Abschied nicht. Minutenlan­ger Applaus und Standing Ovations verlangten nach einer Zugabe, die auch gewährt wurde und die alle überrascht­e - gab es doch nicht den erwarteten Karg-Elert, sondern Bachs berühmte „Air“. Aber auch im Ruhestand wird Axel Berchem, so hofft nicht nur Pfarrer Torsten Maes, „vertretung­sweise auch noch weiter etwas häufiger als hin und wieder auf der Orgelbank dieser schönen Orgel zu sitzen kommen“. Und dann werden die Moerser ganz bestimmt auch wieder Karg-Elert hören.

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FOTO: ARNULD STOFFEL Kantor Axel Berchem zog bei seinem Abschiedsk­onzert noch einmal alle Register – auch einige Fanfaren waren darunter.

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