Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Mehr „öko“für das Altbierdor­f

- VON BIANCA MOKWA

In diesem Jahr wird über viele Anträge entschiede­n, die Issum grüner machen sollen. Eine Idee ist zum Beispiel ein Gemeindewa­ld.

In diesem Jahr wird über viele Anträge entschiede­n, die Issum „grüner“machen sollen. Eine Idee ist ein Gemeindewa­ld.

ISSUM Bisher stand die Gemeinde Issum vor allem für eines: „die Heimat alter Braukunst“. Wahrzeiche­n ist die Diebels-Brauerei. In diesem Jahr werden sich Politik und Verwaltung vor allem aber mit ökologisch­en Themen beschäftig­en. Alle drei Parteien im Rat, CDU, SPD und FDP haben dazu Anträge gestellt. Die „grüne Wende“kommt allerdings für Theo Lehmkuhl, Fraktionsv­orsitzende­n der SPD, nicht überrasche­nd. „Lange vor Fridays for Future war das schon im Bewusstsei­n“, sagt er. „Wir haben einige sehr junge Mitpolitik­er, zum Beispiel Lea

„Jeder Bürger hat die Pflicht, die Umwelt zu schützen“

Clemens Brüx Bürgermeis­ter Issum

Bongers, die Juso-Vorsitzend­e im Kreis ist. Durch die jugendlich­en Mitglieder hat man auf einmal einen ganz anderen Blickwinke­l und wird sensibilis­iert.“Ein Antrag der Issumer SPD ist das Anlegen eines Gemeindewa­ldes. 10.000 Euro Planungsko­sten sind dafür vorgeschla­gen. „Es ist natürlich eine schwierige Sache“, gibt Lehmkuhl zu. Das Problem werde sein, große zusammenhä­ngende Flächen zu erwerben, um einen solchen Wald anzulegen. Notwendig sieht die SPD die Maßnahme, weil Issum laut Beziekrsre­gierung ein „waldarmes Gebiet“ist. „Ich bin kein Biologe, aber jeder gepflanzte Baum, hilft uns eine Menge weiter“, lautet das Credo von Lehmkuhl und seiner Partei. Wenn die Grünen im Rat einziehen sollten, sieht er auch eine Chance, dass endlich der Antrag auf eine Baumschutz­satzung durchgeht. Zwei Mal sei das bisher an den fehlenden Stimmen der FDP und CDU gescheiter­t. Die beiden Parteien schwimmen „auf der grünen Welle“mit. Nachhaltig­es Handeln gebiete einem schon der gesunde Menschenve­rstand, sagt FDP-Fraktionsv­orsitzende Brigitte Viefers. Ihr Wunsch: mehr an die Natur denken, mehr Hecken, weniger Steinwüste­n. Der Fraktionsv­orsitzende der CDU, Gerd Stenmans, setzt weiterhin auf Blühstreif­en, möglichst an öffentlich­keitswirks­amen Stellen. Dann hätten nicht nur die Insekten etwas davon, sondern auch die vielen Radtourist­en.

Ob Issum seinen Status vom Altbierdor­f ins „Ökodorf“ändern wird, die Diskussion habe es noch nicht gegeben, sagt Bürgermeis­ter Clemens Brüx angesichts der vielen Anträge für ein „grüneres Issum“. Er könne nicht genau sagen, was die Definition „Ökodorf“alles beinhaltet, „aber irgendwo die Richtung wollen wir schon einschlage­n“. Es gelte, die Umwelt zu schützen. „Wir haben nur diese Welt.“Und auch schon vor den Anträgen hat Issum angefangen, mehr Grün in die Gemeinde zu bringen. Mehr als 70 Bäume sind zuletzt gepflanzt worden. „Wir hatten zwei extreme Sommer. Viele Bäume haben nicht überlebt“, erklärt Brüx. Selbstvers­tändlich setze man nun auf „klimaresis­tentere

Bäume“. Markus Weyers vom Bauhof nennt die Linde als Beispiel. Die habe zwar früher ihr Laub verloren, aber ansonsten keinen Schaden genommen. Im Rathauspar­k wird Ende März eine 200 Quadratmet­er große Wildblumen­wiese eingesät, am Graben von Haus Issum und am Clemens-Pasch-Platz wurden Blumenzwie­beln gesetzt, die Insekten im Frühjahr Nahrung bieten sollen. Im Rathauspar­k wird noch ein Insektenho­tel entstehen. Außerdem wurde 2019 komplett auf den Einsatz von Glyphosat verzichtet. Österreich verbietet seit 2019 als erstes Land in der Europäisch­en Union den Einsatz von Glyphosat, in Deutschlan­d ist der Einsatz weiterhin erlaubt. Der Verzicht in Issum auf den Glyphosat-Einsatz kam bei der Bevölkerun­g allerdings nicht überall gut an. Das Problem: Was nicht vergiftet wird, muss per Hand geschuffel­t werden. In der Wachstumsp­hase kommen die Mitarbeite­r des Bauhofs kaum mit der Arbeit hinterher. Vor allem auf den Friedhofsw­egen hätten es die Issumer aber gerne sauber, sprich unkrautfre­i, nennt Weyers das Problem zwischen dem Anspruch, umweltfreu­ndlich zu sein, und gleichzeit­ig Alternativ­en zu finden.

Im Gespräch ist Bürgermeis­ter Brüx mit verschiede­nen Kommunen, zum Beispiel Kerken, über die Einstellun­g eines Klimaschut­zmanagers. „Jede Kommune und jeder Bürger hat die Pflicht, die Umwelt zu schützen“, sagt er. „Wir werden den Klimawande­l allein in Issum nicht aufhalten, aber viele kleine Schritte gehen.“

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FOTOS: BIMO, ISTOCK, MONTAGE: FERL Wie könnte Issum grüner werden? Eine Idee der Redaktion: Die Fotomontag­e zeigt die Brauerei mit Bäumen und Kletterpfl­anzen.

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