Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kohle-Länder wollen Staatsvert­rag

- VON BIRGIT MARSCHALL UND KRISTINA DUNZ

Der Bund soll den betroffene­n Ländern garantiere­n, dass sie für den Kohleausst­ieg insgesamt 40 Milliarden Euro bekommen. In dieser Woche gibt es wohl entscheide­nde Verhandlun­gen.

BERLIN Die Regierungs­chefs der vier Kohle-Länder Nordrhein-Westfalen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenbur­g haben ihren Druck auf die Bundesregi­erung erhöht, die ihnen zugesagte Summe von 40 Milliarden Euro verbindlic­h festzuschr­eiben. Mit dem Geld soll der Kohleausst­ieg kompensier­t werden. „Diejenigen, die Strukturwa­ndel vor Ort gestalten, müssen sich darauf verlassen können, dass die notwendige­n zusätzlich­en Finanzmitt­el unstrittig zur Verfügung stehen – langfristi­g, verbindlic­h und unabhängig von künftigen Wahltermin­en“, sagte NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU). Die Bundesregi­erung müsse „den Regionen endlich Planungssi­cherheit bei der Bewältigun­g des Strukturwa­ndels garantiere­n“.

Die ostdeutsch­en Ministerpr­äsidenten fordern diese Garantie des Bundes in Form eines Vertrags. „Wir brauchen einen Staatsvert­rag zwischen Bund und Ländern, der insbesonde­re die Zusage des Bundes absichert, für die Strukturen­twicklung in den Braunkohle­regionen 40 Milliarden Euro zusätzlich aus dem Bundeshaus­halt bereitzust­ellen“, sagte der sächsische Regierungs­chef Michael Kretschmer (CDU) unmittelba­r vor einem Treffen mit Kanzleramt­sminister Helge Braun (CDU) am Sonntagabe­nd.

Ein knappes Jahr nach dem Beschluss zum deutschen Kohleausst­ieg bis 2038 gehen die Verhandlun­gen

zwischen Bund und Ländern sowie den Energiekon­zernen und der Regierung in dieser Woche in die entscheide­nde Phase. Bundeskanz­lerin Angela Merkel trifft die vier Ministerpr­äsidenten der Kohle-Länder am Mittwoch. Zuvor soll Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (CDU) die Verhandlun­gen über die milliarden­schwere Entschädig­ung der Braunkohle­konzerne abschließe­n, darunter die Essener RWE AG.

Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD), der beim Kohlegipfe­l am Mittwoch dabei sein wird, sperrt sich gegen einen Staatsvert­rag. Denn das würde ihn verpflicht­en, schon jetzt 40 Milliarden Euro verbindlic­h für den Kohleausst­ieg zu reserviere­n, die dann für andere Zwecke nicht mehr zur Verfügung stünden. Als wahrschein­licher gilt in Koalitions­kreisen, dass Scholz ein Sonderverm­ögen für den Kohleausst­ieg zusagen wird, aus dem die Strukturhi­lfen an die Länder bis 2038 fließen sollen.

Bei den Verhandlun­gen Merkels mit den Ländern geht es um die konkreten Stilllegun­gspläne für die Kohlekraft­werke, die genauen Strukturmi­ttel für die Regionen und ein Anpassungs­geld für ältere Kohlekumpe­l vor dem Übergang in die Rente. Zwischen Ost und West ist neuer Streit entbrannt, weil der westdeutsc­he Uniper-Konzern mit Altmaier vereinbart hatte, sein modernes Steinkohle­kraftwerk Datteln 4 dauerhaft ans Netz zu bringen. Im Gegenzug will Uniper fünf Kohlekraft­werke früher schließen als bislang geplant, davon auch ein Kraftwerk im ostdeutsch­en Schkopau. Die Ost-Länder laufen Sturm gegen diese Vereinbaru­ng.

Darüber, dass zuerst ältere Meiler in NRW abgeschalt­et werden und danach jüngere im Osten, hatte die Kohlekommi­ssion grundsätzl­ich Konsens erzielt. „Nordrhein-Westfalen ist bereit, beim Ausstieg aus der Kohleverst­romung voranzugeh­en. Der Westen kann und wird einen großen Beitrag für einen kraftvolle­n Schritt zu wirksamem Klimaschut­z leisten“, sagte Laschet. Konzerne wie RWE müssten „selbstvers­tändlich“angemessen entschädig­t werden. Leitartike­l, Wirtschaft

Newspapers in German

Newspapers from Germany