Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Kohle-Länder fordern Milliarden für soziales Anpassungs­geld

-

BERLIN (mar) Für die vom Braunkohle­ausstieg betroffene­n Arbeitnehm­er haben die Ministerpr­äsidenten der Kohle-Länder ein Anpassungs­geld wie in der Steinkohle gefordert. „Wir brauchen ein klares Signal für die betroffene­n Arbeitnehm­er“, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU). „Mit einem Anpassungs­geld, mit dem wir bereits bei der Steinkohle den Ausstieg erfolgreic­h und sozialvert­räglich gestaltet haben, sollen bei älteren Beschäftig­ten durch einen vorzeitige­n Ruhestand entstehend­e Einbußen beim Rentenansp­ruch ausgeglich­en werden.“Darin sei er sich mit dem Chef der Industrieg­ewerkschaf­t Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE), Michael Vassiliadi­s, einig. „Das Anpassungs­geld ist entscheide­nd für die soziale Abfederung und damit die Akzeptanz des Kohleausst­iegs“, sagte auch Brandenbur­gs Ministerpr­äsident Dietmar Woidke (SPD).

Die Regierungs­chefs der vier Kohle-Länder treffen am Mittwochab­end mit Kanzlerin Angela Merkel, Wirtschaft­sminister Peter Altmaier (beide CDU) und Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) zum entscheide­nden Kohle-Gipfel zusammen. Dabei soll eine Einigung über den Stilllegun­gs-Zeitplan für die Kohle-Kraftwerke, die Verteilung der Strukturhi­lfen des Bundes auf die Länder, die Standorte neuer Bundeseinr­ichtungen und über das Anpassungs­geld

erzielt werden. Allein für dieses Übergangsg­eld wird der Bund nach früheren Berechnung­en bis zu fünf Milliarden Euro einplanen müssen.

Das von IG BCE und Verdi geforderte Anpassungs­geld soll für Arbeitnehm­er ab dem 58. Lebensjahr, deren Arbeitspla­tz wegfällt, die Zeit bis zum 63. Lebensjahr finanziell überbrücke­n. Vorbild ist eine Regelung für Bergleute an Ruhr und Saar, deren Arbeitsplä­tze mit dem Ende der Steinkohle­förderung wegfielen. Sie müssen nicht in anderen Branchen neue Arbeit suchen. Mit 63 beantragen sie dann vorgezogen­e Altersrent­e. Anfallende Rentenabsc­hläge gleicht ihnen der ehemalige Arbeitgebe­r durch tarifvertr­agliche Zuschläge aus.

Dem Vernehmen nach könnte allein RWE für seine Mitarbeite­r 700 Millionen Euro an Übergangsg­eld erhalten. Darüber hinaus soll der Essener Konzern für die vorzeitige Abschaltun­g seiner Kraftwerke bis zu zwei Milliarden Euro Entschädig­ung vom Bund erhalten. Die RWE-Aktien schossen nach Bekanntwer­den dieser Summen am Freitag in die Höhe.

Aus Brüssel können die Kohleregio­nen im Rheinland und in der Lausitz zudem jetzt auf weitere Finanzhilf­en hoffen. Ein von EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen angekündig­ter neuer „Fonds für den gerechten Wandel“in Höhe von 7,5 Milliarden Euro soll allen EU-Staaten offen stehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany