Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Neuer Chefaufseher bei Wirecard
Der 75-jährige Wulf Mathias will das Kontrollgremium beim Krisenkonzern verjüngen.
MÜNCHEN (dpa) Beim Zahlungsdienstleister Wirecard beginnt das neue Jahr mit einem Wechsel an der Spitze des Aufsichtsrats. Der Aufsichtsratsvorsitzende Wulf Matthias habe sein Amt mit sofortiger Wirkung abgegeben, teilte das Unternehmen am späten Freitagabend mit. Der bisheriger Leiter des Prüfungsausschusses Thomas Eichelmann leite nun das Gremium. Matthias werde bis zum Ende seiner Amtszeit im Sommer 2021 dem Aufsichtsrat als gewöhnliches Mitglied angehören, hieß es weiter. Begründet wurde das Vorgehen mit dem Wunsch des 75-jährigen Matthias, einen Generationenwechsel einzuleiten.
Der Dax-Konzern Wirecard steht seit geraumer Zeit unter Beschuss, vor allem die britische „Financial
Times“(„FT“) veröffentlicht rund um das Unternehmen seit längerem kritische Berichte. Vor einem knappen Jahr sorgte ein Artikel zu Unregelmäßigkeiten und möglichen Scheinbuchungen in Singapur dafür, dass der Aktienkurs binnen gut einer Woche um fast die Hälfte abstürzte. Wirecard musste nach einer Prüfung kleinere Buchungsfehler einräumen, sah sich aber vom Vorwurf systematischer Falschbuchungen entlastet.
Dennoch könnten sich in Singapur Mitarbeiter strafbar gemacht haben, die Behörden im Land ermitteln noch. In Deutschland gehen die Staatsanwaltschaft München und die Finanzaufsicht Bafin dem Verdacht nach, dass Wirecard einer von Spekulanten orchestrierten Aktion zum Opfer gefallen sein könnte, mit der sogenannte Leerverkäufer an sinkenden Aktienkursen verdienen wollen.
Wirecard hat eine Sonderprüfung der Bilanzen eingeleitet, die laut Wirecard voraussichtlich Ende des ersten Quartals 2020 abgeschlossen sein soll. Dann sollen die Ergebnisse veröffentlicht werden.