Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Für Prokop kann es eng werden
Der Deutsche Handballbund hat sein Ziel schon vor Jahren klar umrissen: Im August 2020 soll die Nationalmannschaft in Tokio Olympiasieger werden können. Auf dem Weg zu diesem Ziel passt eine Leistung wie die beim desaströsen 26:33 gegen Spanien deshalb so gar nicht ins Konzept. Und eine fade EM, wie sie nun droht, schon gar nicht. Denn wo die DHB-Auswahl bei der EM sieben Monate vor den Spielen Anlauf nehmen, Selbstvertrauen tanken und ein Zeichen der Stärke an die Konkurrenz senden sollte, ist erst einmal Schadensbegrenzung angesagt. Das gilt insbesondere für Christian Prokop.
Der Bundestrainer steht im Fokus. Wieder mal. Schon nach der enttäuschenden EM 2018 (Platz 9) wurde über seinen Verbleib diskutiert. Er durfte bleiben – und dank Platz vier bei der Heim-WM 2019 durchpusten. Doch das Spanien-Spiel reißt alte Wunden und bekannte Vorwürfe wieder auf. Und es führt zu der Feststellung: Vom Niveau eines Top-Teams wie Spanien sind die Deutschen derzeit meilenweit entfernt. Mit einem ideenlosen Angriff, der gegen eine offensive Deckung überfordert wird, einer Abwehr, die zu sehr von der Tagesform eines Andreas Wolff abhängig ist, und mit einem Mangel an Leidenschaft und Führungsfiguren.
Fakt ist: Die Leistung des Teams fällt direkt auf Prokop zurück. Der 41-Jährige muss umgehend Wege finden, sein talentiertes Team zurück in die Spur zu bringen. Denn von seinem großen Ziel Olympia-Gold wird der DHB nicht abrücken. Von Prokop vielleicht schon eher.