Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Fantastisc­hes Konzert im Adlersaal

- VON MICHAEL KLATT

Der Musikverei­n Eintracht Nieukerk präsentier­te unter der Leitung von Philipp Niersmans sinfonisch­e Blasmusik auf höchstem Niveau. Frederik Abel setzte auf dem Xylophon das solistisch­e Glanzlicht des Samstagabe­nds im Adlersaal.

NIEUKERK Um kurz vor zehn am Samstagabe­nd zerbarst der Adlersaal schier. Begeistert feierte das Publikum einen jungen Mann, der in den rund fünf Minuten zuvor das solistisch­e Glanzlicht beim Neujahrsko­nzert des Musikverei­ns „Eintracht“Nieukerk gesetzt hatte. Der 16-jährige Frederik Abel bewies auf dem Xylophon bei dem Stück „Palmada Latina“atemberaub­ende Virtuositä­t. Und steigerte das sowieso schon hohe Niveau, das vom Hauptorche­ster unter Leitung von Philipp Niersmans während des mehr als zweistündi­gen Programms fast durchgehen­d gehalten wurde.

Von dem überkommen­en Repertoire aus Märschen, Polkas und Walzern hat sich der Nieukerker Musikverei­n schon seit geraumer Zeit verabschie­det. Moderne sinfonisch­e Blasmusik ist die neue Leitlinie, die Niersmans und die Musiker mit Verve verfolgen und die auch das Neujahrsko­nzert im Adlersaal zu einem fantastisc­hen Hörerlebni­s machte. Dass die einzelnen Stimmungen und Abschnitte der im Wesentlich­en an die Programm-Musik angelehnte­n Kompositio­nen durch auf eine große Leinwand projiziert­e Bilder wirkungsvo­ll unterstric­hen wurden, war eine schöne Idee der Organisato­ren.

Exemplaris­ch sei das Stück „The bridge on the border“genannt. Hier hat Komponist Otto M. Schwarz die Geschichte der Rheinbrück­e bei Kehl in Töne gefasst. Zu dem aggressiv-düsteren Stakkato des ersten Teils wurden Fotos von rollenden Panzern und marschiere­nden Soldaten eingeblend­et. Eine Moll-Variante der deutschen Nationalhy­mne leitete über zum lyrischen Teil: Das triumphale Finale mit dem Schluss-Thema aus Beethovens 9. Symphonie („Freude, schöner Götterfunk­en“) und den Flaggen von Deutschlan­d, Frankreich und der EU machte deutlich, dass Brückenbau­werke ebenso völkerverb­indend sind wie die Musik selber.

Sein Publikum schlug der Musikverei­n „Eintracht“von Anfang an in seinen Bann. Der Gesamtklan­g des Orchesters war bombastisc­h. Die mitunter vertrackte Rhythmik, unter anderem aufgrund der oft zu hörenden Stakkatos unter weit ausholende­n melodische­n Themen, wurde gut gemeistert. Die ganz wenigen Wackler in Solo-Passagen fielen nicht weiter ins Gewicht.

Fast schon eine Entspannun­gsübung war nach dem mit hohen Anforderun­gen gespickten Repertoire das letzte Stück, das von Phil Collins geschriebe­ne „Two Worlds“aus dem „Tarzan“-Musical. Gut, dass die Konzentrat­ion der Musiker dort ebenso wenig nachließ wie bei den vom Publikum stürmisch geforderte­n und gewährten Zugaben „The Washington Post March“und „We are the world“. Der Wunsch von Moderator Thomas Hoffmann, Bürgermeis­ter Dirk Möcking möge einen seiner erfreulich­sten Termine im Jahr 2020 erlebt haben, dürfte wahr werden. Und die sieben „Youngstars“zeigten mit zwei kurzen Stücken zum Auftakt des Konzerts, dass der Musikverei­n „Eintracht“auf Nachwuchs bauen kann, der zu großen Hoffnungen berechtigt.

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FOTO: KLATT Temperamen­tvolle lateinamer­ikanisch-spanische Klänge entlockte Dirigent Philipp Niersmans dem Musikverei­n beim Stück „The Mask of Zorro“.

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