Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Neonazi-Anwalt: Die Stationen des Björn Clemens

- VON ALEV DOGAN

DÜSSELDORF Wenn Neonazis vor Gericht stehen, lassen sie sich gern von Björn Clemens vertreten. Aktuell vertritt der 52-jährige Düsseldorf­er etwa den zweiten Verdächtig­en im Mordfall Lübcke, den Kasseler Rechtsextr­emen Markus H.

Im Münchner NSU-Prozess hatte der angeklagte Rechtsextr­emist André Eminger den Antrag gestellt, einen dritten Pflichtver­teidiger zu bekommen. Der enge Vertraute von Beate Zschäpe, Uwe Mundlos

und Uwe Böhnhardt wollte gern Björn Clemens an seiner Seite haben. Richter Manfred Götzl lehnte seinen Antrag allerdings ab.

Außerdem vertrat Clemens unter anderem: den Bielefelde­r Neonazi Sascha Krolzig, der wegen Volksverhe­tzung zu sechs Monaten in Haft verurteilt wurde; mehrere Politiker der NPD und der AfD, unter anderem den Landesvors­itzenden der AfD in Schleswig-Holstein, Jörg Nobis; und die Initiatori­n des Düsseldorf­er Pegida-Ablegers „Dügida“, Melanie Dittmer (Pro NRW). Dabei vertrat Clemens sie auch im Fall gegen Düsseldorf­s OB Thomas Geisel (SPD), der unter dem Motto „Licht aus“dazu aufgerufen hatte, „Dügida“dunkle Gebäude entgegenzu­stellen, und die Beleuchtun­g im Rathaus ausknipsen ließ.

Doch bei Björn Clemens geht es nicht nur darum, wen er juristisch vertritt, sondern vor allem um seine eigene Person und seine Funktionen. Das Hakenkreuz bezeichnet Clemens in einem Eintrag vom 2. Februar 2015 in seinem Internetbl­og als „Hoheitszei­chen aus bedeutsame­r Zeit“. Während seines Studiums trat der Burschensc­hafter der Studentenv­erbindung Rheinfrank­en in die Partei der Republikan­er (REP) ein. Er gründete die hessische REP-Jugend, vertrat die Partei im Kreistag von Gießen, kandidiert­e in Düsseldorf zum Stadtrat (verfehlte jedoch den Einzug in den Rat) und wurde 2002 Vize-Bundesvors­itzender der Republikan­er. Clemens galt als der wichtigste Befürworte­r einer Annäherung der Partei an die NPD. Mit der Forderung, Wahlabspra­chen mit dem Deutschlan­dpakt

von NPD und DVU zu treffen, kandidiert­e er auf dem REP-Bundespart­eitag im November 2006, fand jedoch keine Mehrheit und verließ daraufhin die Partei.

Seit 2014 gehört er dem Vorstand der „Gesellscha­ft für freie Publizisti­k“an, die der Bundesverf­assungssch­utz in mehreren Berichten als rechtsextr­emistisch einschätzt. Im Bundesverf­assungssch­utzbericht 2006 heißt es, die Gesellscha­ft sei die „größte rechtsextr­emistische Kulturvere­inigung“. Auch in neueren Berichten, etwa dem aus dem

Jahr 2017, wird die GfP als „rechtsextr­emistische Kulturvere­inigung“erwähnt.

Björn Clemens tritt auch als Redner bei Veranstalt­ungen des rechtspopu­listischen bis rechtsextr­emen Spektrums in Deutschlan­d auf, etwa bei der „Bürgerbewe­gung pro Köln“, bei der NPD und der DVU. Als Gastredner eingeladen war er unter anderem bei der Kasseler Burschensc­haft Germania, die zuvor auch schon die Holocaust-Leugner Jürgen Rieger und Horst Mahler eingeladen hatte.

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