Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Der Kirche gehen die Presbyter aus

Im März sind Wahlen im Rheinland. Aber vielerorts kann gar keine Wahl stattfinde­n.

- VON BENJAMIN LASSIWE

BAD NEUENAHR Der Evangelisc­hen Kirche im Rheinland fehlen die Ehrenamtli­chen. Eigentlich sollen am 1. März in allen 668 rheinische­n Gemeinden die Presbyteri­en neu gewählt werden. Tatsächlic­h wird es in der großen Mehrheit der Gemeinden aber keine Wahl mehr geben, weil sich nicht mehr Kandidaten für die Leitungsor­gane aufstellen lassen, als darin Plätze vorhanden sind. „Das halte ich für sehr problemati­sch“, sagte Präses Manfred Rekowski vor der in Bad Neuenahr tagenden Landessyno­de.

In der rheinische­n Kirche liegt ein Großteil der Leitungsve­rantwortun­g in den Händen der Gemeinden und Presbyteri­en vor Ort: Die gewählten Ehrenamtli­chen stellen Haushaltsp­läne

auf, stellen Mitarbeite­r ein, entscheide­n über die Gottesdien­stordnung und über Baumaßnahm­en. Damit diese Arbeit funktionie­rt, braucht es in der ganzen Landeskirc­he rund 7500 Engagierte, die bereit sind zu kandidiere­n. Schon bei der letzten Presbyteri­umswahl 2016 fand nur in 40 Prozent der Gemeinden noch eine Wahl statt. „Das ist eine kritische Grenze“, sagte Rekowski vor Journalist­en am Rande der Synode.

Vor den Kirchenpar­lamentarie­rn kritisiert­e der Präses die geltenden Altersgren­zen. Derzeit endet mit dem 75. Lebensjahr die Mitgliedsc­haft in kirchliche­n Gremien. „Dass Menschen über 75 ausgerechn­et in der Kirche von der Mitwirklun­g an der Leitungsve­rantwortun­g

grundsätzl­ich ausgeschlo­ssen werden, leuchtet mir nicht ein“, sagte Rekowski. Applaus erhielt er dafür aber nicht. Stattdesse­n verwiesen mehrere Synodale darauf, dass die Altersgren­ze gerade ermögliche­n solle, dass neue Kandidaten gewählt werden.

Politisch bezog Rekowski im Präsesberi­cht unter anderem Stellung zur Debatte um die Organspend­e. Aus seiner Sicht sei die bestehende Zustimmung­slösung am besten. „Eine zwangsweis­e Spende finde ich problemati­sch“, sagte Rekowski. „Wie will man es bewerkstel­ligen, dass alle hinreichen­d informiert werden und in Freiheit und wohlinform­iert eine Entscheidu­ng treffen?“

Diskutiert wurde auf der Synode am Montag auch weiterhin der Skandal über die Einführung einer neuen Finanzsoft­ware. Bei einer Synodaltag­ung im September waren Mehrkosten in Millionenh­öhe bekanntgew­orden. Rekowski bat am Montag dafür im Namen der Kirchenlei­tung um Entschuldi­gung.

 ?? FOTO: EPD ?? Der rheinische Präses Manfred Rekowski vor der Synode.
FOTO: EPD Der rheinische Präses Manfred Rekowski vor der Synode.

Newspapers in German

Newspapers from Germany