Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
„Joker“ist der Oscar-Favorit
Die Comic-Verfilmung mit Joaquin Phoenix ist für elf Auszeichnungen nominiert.
LOS ANGELES (dpa) Das sind die diesjährigen Oscar-Favoriten: der psychisch kranke Batman-Gegenspieler Joker, eine Handvoll Mafiosi in „The Irishman“, zwei abgehalfterte Schauspieler und zwei junge britische Soldaten in den Schützengräben vom Ersten Weltkrieg. Diese männerlastigen Themen – mit weißen Schauspielern besetzt – holten am Montag die meisten Oscar-Nominierungen. Dass Frauen vor und hinter der Kamera so wenig berücksichtigt wurden, sorgte sofort für heftige Kritik im Internet.
Mit elf Nominierungen ist die düstere Comic-Charakterstudie „Joker“der große Favorit. Das Werk hat Chancen in der Top-Sparte „Bester Film“. Außerdem sind Regisseur Todd Phillips und Hauptdarsteller Joaquin Phoenix (45) nominiert.
Zehn Nominierungen gab es für Martin Scorseses Mafia-Epos „The Irishman“. Bei den Golden Globes hatte es für Hollywood-Veteran Scorsese allerdings einen Dämpfer gegeben – das Werk ging völlig leer aus. Ebenfalls zehn Gewinnchancen hat das bildgewaltige Kriegsdrama „1917“des Briten Sam Mendes,
der kürzlich die Globes für das beste Drama und als Regisseur holte. Zehn Oscar-Trophäen winken auch Quentin Tarantinos „Once Upon a Time in Hollywood“, eine Ode an das alte Hollywood um einen abgehalfterten Westernstar (Leonardo DiCaprio) und seinen Kumpel und Stuntman (Brad Pitt).
Die Regie-Kategorie ist wie jüngst bei den Globes und bei den Oscars 2019 wieder reine Männersache. Mit Phillips („Joker“), Scorsese („The Irishman“), Mendes („1917“) und Tarantino („Once Upon a Time in Hollywood“) ist der Südkoreaner Bong Joon Ho („Parasite“) im Rennen – obwohl es eine große Auswahl von Regisseurinnen gegeben hätte. So übersah die männerlastige Filmakademie in der Regie-Sparte beispielsweise Greta Gerwig und ihre von Kritikern gelobte Romanverfilmung „Little Women“, die immerhin sechs Oscar-Nominierungen holte (darunter „Bester Film“).
Deutsche Hoffnungen auf einen Auslands-Oscar hatten sich schon im Dezember zerschlagen, als „Systemsprenger“von Nora Fingscheidt bei der Vorauswahl auf der Strecke geblieben war. In diesem Jahr hat nur die deutsche Ko-Produktion „The Cave“(deutscher Titel „Die Höhle“) Chancen auf einen Oscar als beste Dokumentation. Der aus Syrien stammende Regisseur Feras Fayyad folgt darin einem Team von Ärztinnen, die in einem unterirdischen Krankenhaus Kriegsopfer behandeln.
Zum zweiten Mal in Folge wird es keinen Oscar-Moderator geben. Bei der Preisgala am 9. Februar wird kein Gastgeber mit dabei sein, wie die Filmakademie kürzlich mitteilte.