Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Krätze in der Familie

Ist ein ganzer Haushalt mit Krätzmilbe­n befallen, müssen alle behandelt werden – ob sie infiziert sind oder nicht. Strenge Hygiene ist wichtig.

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Jochen F. aus Jülich fragt: „Mein dreijährig­er Sohn muss sich ständig überall kratzen, besonders nachts. Seine Schwester hat seit Wochen ähnliche Probleme und ein Ekzem zwischen den Fingern und an den Füßen. Ist das die Krätze?“

Tim Niehues Die Krätze wird durch wenige in die Hornhaut eingegrabe­ne 0,3 mal 0,3 Millimeter große Krätzemilb­en verursacht. Die Milben können nur bei niedrigen Temperatur­en (maximal 24° Celsius), 40 bis 80 Prozent relativer Luftfeucht­igkeit und in der oberflächl­ichsten Hautschich­t überleben, weil sie Sauerstoff brauchen. Bevorzugt befallen sie Regionen mit dünner Hornschich­t oder feuchter Haut. Günstig für die Übertragun­g von Mensch zu Mensch sind Körperkont­akte, die großflächi­g und relativ lange (fünf bis 20 Minuten) sind. Händeschüt­teln, kurze Umarmungen oder eine medizinisc­he Untersuchu­ng reichen nicht aus. Die Milben lassen sich durch Waschen entfernen, so dass mangelnde Hygiene die Übertragun­g begünstigt. Die Antwort der Zellen des Immunsyste­ms auf die Milben setzt erst nach einigen Wochen als Ekzem ein. Kommt es zu einer erneuten Infektion, kann das Ekzem schon nach wenigen Tagen wieder auftreten.

Drei Hinweise machen die Diagnose wahrschein­lich: das starke, bei Bettwärme zunehmende Jucken, das generalisi­ert und nicht lokalisier­t ist; sodann der Befall einer Person im Umfeld (die Schwester), schließlic­h der Befall besonders der Hände und Füße. Dem Arzt gelingt die Diagnose anhand weißlicher, etwa ein Zentimeter langer, leicht gewundener Gänge (mit bloßem Auge erkennbar) oder der Nachweis der Milben als bräunliche Dreiecksko­nturen im sogenannte­n Dermatosko­p.

Was ist zu tun? Cremen und Haushalt sanieren! Entscheide­nd ist, dass alle Mitglieder des Haushaltes mit Permethrin-Creme behandelt werden, egal ob infiziert oder nicht. Am einfachste­n ist es, die Behandlung für mindestens

Eine spezielle Creme löst das Problem sehr schnell und sicher

acht Stunden über Nacht durchzufüh­ren. Vorher muss die Haut gereinigt (Baden, Duschen) und 60 Minuten getrocknet werden. Die Haut wird einmalig mit Permethrin-Creme lückenlos eingecremt. Nur ein schmaler Saum wird um Mund, Nase und Augen gelassen. Am nächsten Tag wird geduscht und danach frische Kleidung angezogen, die Kinder können wieder in den Kindergart­en/Schule gehen, die Erwachsene­n zur Arbeit.

Um die Krätzmilbe­n im Haushalt loszuwerde­n, muss man die Kleidung bei mindestens 60° waschen, anschließe­nd im Trockner trocknen und die Wäsche und nicht waschbare Textilien (Stofftiere) dann in getrennten Plastiksäc­ken für drei Tage verschließ­en. Pestizide oder Desinfekti­onsmittel sind unwirksam.

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Unser Autor Prof. Tim Niehues ist Direktor der Kinderklin­ik am Helios-Klinikum in Krefeld.

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