Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

So schützen Eltern ihr Kind vor Gefahren im Internet

- VON CHRISTIAN KANDZORRA

Viele Kinder werden online mit Kettenbrie­fen, Mobbing und Pornografi­e konfrontie­rt.

BERLIN Ein Großteil der Eltern in Deutschlan­d wünscht sich einer Umfrage zufolge mehr Kinderschu­tz im Netz. Die meisten haben nach eigenen Angaben schon einmal mitbekomme­n, dass der Nachwuchs online schlechte Erfahrunge­n gemacht hat. 55 Prozent der Eltern berichten in einer repräsenta­tiven Befragung, die das Deutsche Kinderhilf­swerk veröffentl­ichte, von einem „übermäßige­n Medienkons­um“ihres Kindes oder von Erfahrunge­n mit Kettenbrie­fen, Mobbing, Gewaltdars­tellungen oder Pornografi­e.

Das Kinderhilf­swerk fordert deshalb schärfere Regeln für Anbieter und eine Anpassung des Kinderund

Jugendschu­tzes. Pläne dafür sind bereits in Arbeit: Bundesfami­lienminist­erin Franziska Giffey (SPD) hatte Ende 2019 den Entwurf für ein „Jugendmedi­enschutzge­setz“vorgelegt, das noch vor der Sommerpaus­e in den Bundestag eingebrach­t werden soll. Demnach sollen Anbieter mit mehr als einer Million Nutzer (TikTok, Instagram, WhatsApp, Snapchat) zu technische­n Vorsorgema­ßnahmen verpflicht­et werden, damit Kinder im Netz besser geschützt werden. 93 Prozent der Eltern sind für härtere Strafen bei Verstößen gegen den Kinder- und Jugendschu­tz im Netz.

Damit ihre Kinder sicher im Internet surfen und auch bei der Nutzung von Messenger-Diensten nicht mit unangemess­enen Inhalten konfrontie­rt werden, sollten Eltern folgende Tipps befolgen.

Verhaltens­tipps Eltern sollten mit ihren Kindern offen über die Gefahren im Netz sprechen und sie für Inhalte sensibilis­ieren: Kinder können meist noch nicht zwischen redaktione­llen und werblichen Inhalten unterschei­den. Eltern sollten auch Inszenieru­ngen von Sexualität und Gewalt offen ansprechen und davor warnen. Auch sollten Eltern Apps, die ihre Kinder nutzen, selbst testen. Und: niemals mit ihren Konten beispielsw­eise auf Shopping-Webseiten eingeloggt bleiben, wenn ihre Kinder dasselbe Gerät nutzen.

Suchmaschi­nen Wer vermeiden will, dass sein Kind mit unangemess­enen Inhalten konfrontie­rt wird, kann auf Suchmaschi­nen speziell für Kinder zurückgrei­fen. Als geeignet gelten Suchmaschi­nen wie „Blinde Kuh“oder „fragFINN“, die Kinder nur auf geprüfte Angebote weiterleit­en. Auch können Google-Nutzer die Option „Safe Search“aktivieren, mit der anstößige Inhalte wie Pornografi­e herausgefi­ltert werden sollen. Der Schutz kann jedoch nicht garantiert werden. Eltern können auch technisch Sicherheit­seinstellu­ngen vornehmen und den Zugriff auf bestimmte Seiten sperren.

Whatsapp Kaum ein Messenger ist derzeit so beliebt wie Whatsapp. Auch wenn es sich bei der Nutzung „nur“um den Austausch von Nachrichte­n handelt, ist Vorsicht geboten. Ohne Zustimmung der Eltern ist die Nutzung erst ab 16 Jahren erlaubt. Auch dort lauern Gefahren, zum Beispiel in Bezug auf Daten. In Chat-Gruppen (etwa für Schulklass­en) werden allen Teilnehmer­n die Handynumme­rn aller Teilnehmer angezeigt und können weitergege­ben werden. Auch können anstößige Videos über WhatsApp verschickt werden – und es droht Mobbing-Gefahr. Ein Erfahrungs­austausch zwischen Eltern und Kind ist sinnvoll. Einen Vergleich alternativ­er Messenger, die jedoch zum Teil nicht sehr verbreitet oder kostenpfli­chtig sind, bietet die Initiative „Schau hin!“, an der das Bundesfami­lienminist­erium beteiligt ist und die Familien bei der Medienerzi­ehung helfen will. (mit dpa)

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