Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Niederrhein ächzt unter der Verkehrsbelastung
Beim Neujahrsempfang der Niederrheinischen IHK formuliert Präsident Landers Forderungen der Unternehmen an die Politik.
NIEDERRHEIN Die wichtigsten Forderungen aus der Rede des IHK-Präsidenten.
Steuerreform Die Unternehmen in Deutschland zahlten im Vergleich zu anderen OECD-Ländern rund 20 Prozent mehr Steuern. „Diesen Wettbewerbsnachteil können wir uns nicht leisten. Deswegen brauchen wir dringend eine Reform der Unternehmenssteuern. Diese Steuersenkung wird für den nötigen Erneuerungs-Schub sorgen.“
Finanzierbare Klimapolitik Europa sollte nach Meinung der Kammer nicht dem deutschen Beispiel folgen, eine Energie- und Klimawende auszurufen, die Milliarden koste und ihr Ziel dabei doch nicht erreiche. „Ich halte es für unverzichtbar, dass für den europäischen ,Green Deal’ eine belastbare Kostenschätzung vorgenommen wird. Wir müssen wissen, auf was wir uns einlassen, um den Prozess gut und effizient steuern zu können“, erklärte Burkhard Landers.
Kiesbaggereien „Wenn wir Straßen und Brücken modernisieren wollen, wenn wir neue Wohnungen bauen wollen, so benötigen wir Kies und Sand für den Beton. Jeder Bundesbürger verbraucht pro Tag 24 Kilo Sand und Kies. Das sind für ganz Deutschland 700 Millionen Tonnen im Jahr.“Und diesen Kies und Sand gebe es in Nordrhein-Westfalen jedenfalls nur bei uns am Niederrhein. „Ich verstehe die Vorbehalte der Bürger und der Anwohner, die sich um die Natur sorgen, die Lkw-Verkehr befürchten und Lärm. Wir müssen aber auch die Interessen der Unternehmen im Blick haben, die seit Jahrzehnten hier am Standort wirtschaften und vielen Menschen Beschäftigung geben und uns wertvolle Rohstoffe erschließen.“Landers hofft, unter der Moderation des Wirtschaftsministeriums auf einem längeren Weg zu einem guten Ergebnis zu kommen.
Stahlindustrie NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart, Gastredner beim Neujahrsempfang, habe sich für ein Stärkungsprogramm für die Stahlindustrie ausgesprochen, so Landers. „Das ist ein wichtiger Impuls. Uns würde interessieren, was Sie mit dieser Idee konkret verbinden“, fragt der IHK-Präsident. Pinkwart, der in freier Rede in der Mercatorhalle sprach, erklärte: „Das Projekt mit dem Einsatz von Wasserstoff im Hochofen bei der Stahlproduktion von Thyssenkrupp in Duisburg ist ein Weltereignis.“Er wolle aber auch, dass in Duisburg auch in 30 Jahren noch Stahl produziert werde, und deshalb müsse Stahl hochinnovativ werden.
Mobilität Die Projekte dazu seien gut auf den Weg gebracht. „Unser
Standort ächzt unter der Verkehrsbelastung, und unsere Logistiker stöhnen angesichts der täglichen Mega-Staus. Hier brauchen wir zügig nachhaltige Lösungen.“
Gesellschaftspolitik Eine Absage erteilt die Industrie- und Handelskammer an jede Form des Populismus: „Lassen Sie uns einfache Botschaften auch als solche entlarven! Stehen wir dazu, dass eine komplizierte Welt abgewogene und durchdachte Antworten verlangt. Sagen wir nein zu jeder Art von Ausgrenzung und Fremdenfeindlichkeit, sagen wir nein zu Rassismus und Nationalismus“, so die Forderung des IHK-Präsidenten, für die er viel Beifall bekam.