Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Trauer zeigen

Brand im Zoo

- M. Karastergi­os-Busch per Mail

Auch meine Bestürzung über die Brandkatas­trophe im Affenhaus und den schmerzlic­hen Verlust der darin lebenden, uns zum Teil lange Jahre vertrauten Tiere ist groß. Und es wärmt mein Herz, zu erleben, wie vielen Menschen es so geht, die bezüglich der dramatisch­en Geschehnis­se Trauer und Mitgefühl empfinden und zum Ausdruck bringen, „ein Stück Heimat“und ein Stück „Kindheitse­rinnerung“verloren zu haben. Dass das so ist, fühlt sich für mich nachvollzi­ehbar an. Es ist gut und heilsam, den Verlust wahrzunehm­en und die damit verbundene Trauer zu zeigen und auszudrück­en. Mir kam jedoch auch der Gedanke, dass Geschehnis­se dieser Art und die Wahrnehmun­g unserer großen Betroffenh­eit uns vielleicht ein Stück sensibler für die Schicksale der Menschen in Krefeld und anderswo machen können, die aufgrund von Flucht und Vertreibun­g nicht nur „ein Stück Heimat“und Erinnerung sondern ihre gesamte Heimat und ihre damit gesamte Verbundenh­eit mit ihrem bisherigen Leben verloren haben. Wie muss es diesen Menschen gehen, die ihre komplette Vergangenh­eit, alle vertrauten Beziehunge­n (ob zu Mensch oder Tier), alles Gewohnte und scheinbar Selbstvers­tändliche hinter sich lassen mussten? Und zu diesen Überlegung­en gehört wohl auch, sich vorzustell­en, wie es aktuell den mutmaßlich­en Verursache­rinnen gehen mag. Der Berichters­tattung nach „Menschen wie du und ich“, die sich durch eine Unbedachth­eit, einem mangelndem Blick für mögliche Gefahren, in eine so schwierige Situation gebracht haben und ungewollt solch ein Unglück ausgelöst haben. Vielleicht kann unsere eigene Betroffenh­eit über diesen Schicksals­schlag bei aller Trauer unseren Blick und unser Herz auch für diese Menschen weiten und uns zu einem (noch) besseren Miteinande­r anspornen. Ich wünsche es mir sehr!

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