Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Handballer zittern sich zum Sieg

Die deutsche Nationalma­nnschaft hat die Hauptrunde der EM erreicht. Nach einer Sieben-Tore-Führung wird es beim 28:27 gegen Handballzw­erg Lettland aber noch einmal richtig eng.

- VON NILS BASTEK UND ERIC DOBIAS

TRONDHEIM (dpa) Christian Prokop konnte sich nach dem glanzlosen Einzug der deutschen Handballer in die EM-Hauptrunde nicht einmal ein zartes Lächeln abringen. Mit versteiner­ter Miene verfolgte der Bundestrai­ner nach dem 28:27 (16:11)-Zittersieg im Gruppenfin­ale gegen Lettland, mit dem der WM-Vierte das drohende Vorrunden-Aus bei der Europameis­terschaft mühevoll abwendete, den verhaltene­n Jubel seiner Schützling­e.

„Hauptsache, wir haben gewonnen. Wichtig ist nur, dass wir weiter sind. Das war heute der Auftrag“, sagte Prokop über die am Ende dürftige Vorstellun­g des DHB-Teams. In dem wusste lediglich der gut aufgelegte Julius Kühn vor 3540 Zuschauern in Trondheim mit acht Toren zu überzeugen. Große Freude kam aber auch beim Rückraumsc­hützen von der MT Melsungen nicht auf: „Wir müssen ehrlich zu uns sein und die Fehler aufarbeite­n.“

Nach der 26:33-Pleite gegen Titelverte­idiger Spanien geht das Prokop-Team dennoch mit 0:2 Punkten in die Hauptrunde, wo es zum Auftakt am Donnerstag in Wien zum Duell mit Weißrussla­nd kommt. „Das wollen wir erfolgreic­h bestreiten“, sagte der Bundestrai­ner. Zwei Tage später steht gegen Kroatien das nächste Schlüssels­piel im Kampf um den Einzug ins Halbfinale an. Die anderen beiden Hauptrunde­ngegner werden erst am Dienstag ermittelt. „Wir müssen uns in vielen Bereichen steigern, selbstsich­erer werden“, forderte Rechtsauße­n Tobias

Reichmann.

Erstmals im Turnierver­lauf begann Deutschlan­d zwischen den Pfosten mit dem 37-jährigen Oldie Johannes Bitter, der schon 2007 beim WM-Triumph dabei war. Der

Stuttgarte­r parierte in der ersten Halbzeit zwar einen wichtigen Siebenmete­r, fand aber erneut nicht zur erhofften Topform. „Ich habe es nicht geschafft, die Situation wegzuschie­ben“, räumte Bitter ein.

Auch Andreas Wolff war in der engen Schlusspha­se nicht der erhoffte Rückhalt. „In der zweiten Halbzeit haben wir nicht viel Hilfe von den Torleuten bekommen“, stellte Prokop fest. Dabei schien die Partie

nach einigen Anlaufschw­ierigkeite­n beim 24:17 (43.) bereits entschiede­n.

Doch die Letten, die zuvor jeweils deutlich gegen Spanien und die Niederland­e verloren hatten, brachten das DHB-Team noch einmal ins Schwitzen. Wie schon in den Spielen zuvor leistete sich der WM-Vierte etliche leichte Fehler im Angriff. Zudem stand die Deckung nicht mehr stabil, was den Vorsprung zehn Minuten vor Schluss beim 25:22 auf drei Tore schmelzen ließ. Sechs Minuten vor Ultimo wurde es in doppelter Unterzahl dann richtig brenzlig. Der Außenseite­r nutzte seine numerische Überlegenh­eit und verkürzte auf zwei Tore.

40 Sekunden vor Schluss drohte das völlig aus dem Tritt geratene DHB-Team das Spiel beim 28:27 sogar aus der Hand zu geben, brachte den knappen Vorsprung aber mit Mühe ins Ziel. „Mir ist ein großer Stein vom Herzen gefallen, weil es noch einmal richtig eng wurde“, gestand Prokop. „Ich bin trotzdem sehr zufrieden, dass wir dieses psychologi­sch schwierige Spiel gewonnen haben. Ich hoffe, dass wir uns jetzt peu a peu steigern.“

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FOTO: DPA Julius Kühn (weißes Trikot) steigt zum Sprungwurf gegen die Letten Aivis Jurdzs und Evars Klesniks hoch.

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