Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die Rückkehr der Sachpoliti­k

Das Jahr 2020 könnte das unspektaku­lärste dieser großen Koalition werden.

- EVA QUADBECK Ihre Meinung? Schreiben Sie unserer Autorin: kolumne@rheinische-post.de

Man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben und auch nicht eine Regierungs­koalition vor der ersten Sitzungswo­che des Jahres. So viel Prognose sei an dieser Stelle aber gewagt: Das Jahr 2020 könnte das bisher unspektaku­lärste dieser großen Koalition werden. Nachdem die Regierung 2018 wegen der Krise der Union mehrfach nahe am Bruch war und 2019 die Sozialdemo­kraten eine politische Nahtod-Erfahrung machen mussten, beginnt 2020 nach einer ungewöhnli­ch ruhigen Weihnachts­pause, als habe diese Regierung nie am seidenen Faden gehangen. 2020 könnten wir die Rückkehr der Sachpoliti­k erleben.

Für den Koalitions­ausschuss Ende Januar liegt noch kein einziges Streitthem­a vor, das man mit dem Attribut Krise versehen könnte. Juso-Chef Kevin Kühnert ist jetzt Partei-Vize und sieht in einer stabilen Regierung mehr Vorteile als in einem Bruch. Und das neue SPD-Führungsdu­o hat zwar viele Forderunge­n bis hin zum demokratis­chen Sozialismu­s, mit denen es aber offensicht­lich nicht zwingend die Kanzlerin belästigen will. Die wiederum ist – vom CDU-Parteivors­itz befreit – vor allem auf internatio­nalem Parkett unterwegs. In der zweiten Hälfte 2020 wird das noch zunehmen, wenn Deutschlan­d die europäisch­e Ratspräsid­entschaft innehat.

Während auch wir Journalist­en in den Jahren 2018 und 2019 vor der Regierung standen wie vor einem prallen Luftballon, der wegen Drucks von allen Seiten jeden Moment zu platzen droht, ist nun Entspannun­g angesagt. Das Regierungs­viertel richtet sich darauf ein, dass die nächste Bundestags­wahl tatsächlic­h erst im September 2021 stattfinde­n wird. Streit wird es dennoch geben. Der wird aber kontrollie­rter ablaufen als bisher und sich schon auf die Wahlprogra­mme richten: Rente, Mindestloh­n, Verteidigu­ngsausgabe­n, Investitio­nen.

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