Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Kriegsversehrten-Spiele 2022 in Düsseldorf
Die Invictus Games unter Schirmherrschaft von Prinz Harry finden 2022 in NRW statt. Sämtliche Kosten übernimmt der Bund.
DÜSSELDORF Die weltweit beachteten Invictus Games finden in zwei Jahren in Deutschland statt. Die NRW-Landeshauptstadt Düsseldorf hat sich damit im Finale des Bewerbungsverfahrens gegen die kanadische Stadt Victoria durchgesetzt. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) fliegt am Donnerstag nach London, ebenso Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD). Am Morgen erfolgt die offizielle Vergabe, zudem ist ein Empfang bei Prinz Harry geplant. Die Spiele dauern eine Woche und sind für Mitte Juni 2022 geplant. Den rechtsgültigen Vertrag hat Verteidigungs-Staatssekretär Peter Tauber nach Informationen unserer Redaktion bereits im Dezember in der britischen Hauptstadt unterschrieben.
Die Invictus Games (zu Deutsch: Spiele der Unbesiegbaren) sind ein paralympischer Wettbewerb für im Einsatz verletzte Soldatinnen und Soldaten. Vergeben und ausgerichtet werden die Spiele von einer Stiftung, die der britische Prinz Harry ins Leben gerufen hatte und deren Schirmherr er heute ist. 2014 fanden sie zum ersten Mal statt, damals in London. Es folgten Orlando, Toronto und zuletzt Sydney, in diesem Jahr ist Den Haag an der Reihe. 500 Teilnehmer aus 18 Staaten waren in Australien am Start, Deutschland war mit 20 Aktiven dabei. Promibesuche sind keine Seltenheit bei den Spielen: US-Präsident Barack Obama reiste zu den Invictus Games in Kanada, Prinz Harry ist Stammgast. Es gab eine Konkurrenzbewerbung aus Kanada, aber da dort die Spiele bereits stattfanden, war klar, dass Deutschland gute Chancen hat.
Die Düsseldorfer FDP-Chefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, auch verteidigungspolitische Sprecherin der Liberalen im Bundestag, hat mit ihrer Fraktion vor zwei Jahren mit einem Antrag im Parlament die Bewerbung angeschoben. „Die Invictus Games sind ein wichtiges gesellschaftspolitisches Signal an alle Soldaten, die bereit waren, für uns in den Einsatz zu gehen, um unseren Frieden und unsere Freiheit zu verteidigen und dabei tragischerweise schlimmste Verletzungen davon getragen haben“, so die Politikerin. Auf mehreren Ebenen setzte sie sich für Düsseldorf ein, zuletzt mit einem Brief an Prinz Harry. Die Invictus Games seien inzwischen auch ein Spektakel, so Strack-Zimmermann. So seien 2017 bei der Schlusszeremonie in Toronto Bruce Springsteen, Kelly Clarkson und Bryan Adams aufgetreten.
Im Rat der Landeshauptstadt gab es im Juli 2019 eine breite Mehrheit dafür, sich zu bewerben, ebenso war es im November vergangenen Jahres im Bundestag. Nur die Linkspartei stimmte gegen den Wettbewerb. Eine Delegation mit Tauber und Geisel stellte die Bewerbung im September in London vor. Ihr Motto: „A Home for Respect“.
Die Stadt Düsseldorf geht finanziell kein Risiko ein. Wegen der nationalen Bedeutung werden die Kosten komplett vom Bund übernommen, rund 40 Millionen Euro werden nach NRW überwiesen.
Die Teilnehmerzahl der Invictus Games steigt kontinuierlich. Rund 700 teils schwerbehinderte Sportler werden in Düsseldorf erwartet, sie werden begleitet von einem Team aus Truppenärzten, Psychologen, Physiotherapeuten und ihren Familien. Die Kernsportarten sind Leichtathletik (Laufen), Hallenrudern, Gewichtheben, Fahrrad-Straßenrennen, Sitzvolleyball, Schwimmen, Rollstuhl-Basketball, Rollstuhl-Rugby und Bogenschießen. Als besondere Disziplin gibt es die „Driver Challenge“, bei der auf einer ebenen, begrenzten und asphaltierten Fläche ein Geschicklichkeitsparcours mit dem Auto absolviert werden muss.
Als einer der wichtigsten Standorte für die Sportart Tischtennis in Europa hat Düsseldorf in seiner Bewerbung Para-Tischtennis mit aufgenommen. Die Para-Tischtennisspieler von Borussia Düsseldorf haben in den vergangenen Jahren immer wieder Medaillen – unter anderem auch von den Olympischen Spielen – nach Düsseldorf geholt.
Stattfinden sollen die Kriegsversehrten-Spiele in der Merkur Spiel-Arena und dem zugehörigen Sportpark. Die Eröffnungs- und die Schlusszeremonie sind im ISS Dome geplant. Die Landeshauptstadt sieht einmal mehr die Chance, sich als Standort für die professionelle Durchführung von Großveranstaltungen zu empfehlen. So erhielt die Stadt in NRW den Spitzenplatz bei der Bewerbung der Austragungsorte für die Euro 2024. Beim Thema Sicherheitskonzept erreichte Düsseldorf sogar bundesweit die beste Bewertung.
Die Invictus Games sollen auch mit Blick auf eine mögliche Bewerbung der Rhein-Ruhr-Region für die Olympischen Spiele 2032 hilfreich sein. Hier befindet sich NRW allerdings noch im Frühstadium, es fehlen Beschlüsse, die Zustimmung der Bevölkerung steht aus.