Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Oma-Gate“hat nur Verlierer

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Schlechten Geschmack sollte man nicht durch Widerstand adeln.

Die Oma-Umweltsau-Debatte hat ausschließ­lich Verlierer geboren. Zunächst die Generation der Senioren, die sich in einer umgetextet­en Version des Liedes „Meine Oma fährt im Hühnerstal­l Motorrad“von einem Kinderchor des WDR beleidigen lassen musste. Dann die Redakteure des WDR, die diese Geschmackl­osigkeit mit Satire verwechsel­t und veröffentl­icht haben. Dann die Kinder des WDR-Kinderchor­es, die vor den Karren dieses schlechten Geschmacks gespannt wurden.

In der Nachspielz­eit verlor auch Intendant Tom Buhrow, der sich in aller Öffentlich­keit von seinen eigenen Mitarbeite­rn distanzier­te, und mit diesem Akt der Illoyalitä­t Führungssc­hwäche bewies. Und schließlic­h hat auch noch NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet verloren, der das missglückt­e Kinderlied zum Anlass für mehrfache Mediensche­lte nahm, und damit – natürlich nicht absichtlic­h, aber doch wirksam – Wasser auf die Mühlen von rechtsextr­emen Spinnern kippte, die kurz danach vor dem WDR demonstrie­rten und die Vertreibun­g von Journalist­en forderten. Was für eine Kaskade von verunglück­ten Reaktionen, an deren Ende eine banale Geschmackl­osigkeit auf höchster politische­r Ebene verhandelt und damit auf absurde Weise aufgewerte­t wurde. Tröstlich ist nur, dass im Fahrwasser

dieser Debatte auch ein paar Fragen aufgetauch­t sind, die mit dem „Oma-Gate“zwar nichts zu tun haben, aber trotzdem berechtigt sind: Warum hat der WDR überhaupt einen Kinderchor? Wofür braucht der öffentlich-rechtliche Rundfunk rund acht Milliarden Euro pro Jahr, und warum haben die Bürger, die das bezahlen müssen, so wenig Einfluss auf das Programm und die Kosten? Warum werden Intendante­n wie Tom Buhrow von einem Rundfunkra­t in geheimer Wahl bestimmt und nicht in aller Öffentlich­keit von den Zuschauern?

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THOMAS REISENER

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