Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Merkel lädt zu Libyen-Gipfel auf höchster Ebene ein

- VON KRISTINA DUNZ

Die halbe Welt soll am Sonntag nach Berlin kommen. Außenminis­ter Heiko Maas sieht Chancen für eine politische Lösung.

BERLIN Es war eine eindrückli­che Begegnung – mit einem ungewöhnli­chen Arbeitsauf­trag für die Kanzlerin. Jedenfalls nannte sie es zum Abschluss ihrer Reise durch die Sahelzone im vorigen Mai so. Tief besorgt darüber, dass Europa Afrika zu wenig hilft. Angela Merkel hatte sich von den Präsidente­n in Mauretanie­n, Mali, Niger, Tschad und Burkina Faso die sich ausbreiten­de Terrorgefa­hr durch den Bürgerkrie­g in Libyen aus afrikanisc­her Sicht erklären lassen und die dringende Botschaft mit nach Hause genommen: Europa muss sich um Frieden in Libyen kümmern. Dabei geht es auch um einen Stellvertr­eterkrieg zwischen Russland und der Türkei.

Acht Monate und dramatisch­e Entwicklun­gen in Libyen später hat sie nun für diesen Sonntag zu einem Gipfel auf allerhöchs­ter Ebene nach Berlin eingeladen. Und zwar die Staats- und Regierungs­chefs der USA, von Russland, Großbritan­nien, Frankreich, China, der Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE), der Türkei, der Republik Kongo, von Italien, Ägypten und Algerien. Zudem sollen Vertreter der UN, EU, der Afrikanisc­he Union und der Arabische Liga vertreten sein – und darüber hinaus möglichst auch der Ministerpr­äsident der internatio­nal anerkannte­n Regierung in Libyen, Fajis

Al Sarradsch, sowie der abtrünnige General Chalifa Haftar.

Kurz vor Merkels Einladung war Haftar aus Moskau abgereist, ohne in seinen Gesprächen eine Waffenruhe zu unterschre­iben. Sarradsch war zu Konsultati­onen in die Türkei gereist. Der Bürgerkrie­g in Libyen tobt seit dem vom Westen unterstütz­ten Sturz des Diktators Muammar al Gaddafi im Jahr 2011. Die Türkei unterstütz­t Al Sarradsch, Russland stärkt General Haftar.

Außenminis­ter Heiko Maas (SPD) sagte in Berlin, niemand dürfe mehr Militärgüt­er an die unterschie­dlichen Parteien liefern. Es gebe Chancen für eine Vereinbaru­ng in Berlin, die die Voraussetz­ung schaffe, „dass die beiden Bürgerkrie­gsparteien gar nicht mehr in der Lage sein werden, diesen Konflikt militärisc­h auszutrage­n, sondern ein politische­r Prozess unter der Ägide der Vereinten Nationen eingeleite­t wird.“Ob US-Präsident Donald Trump anreisen wird, war zunächst unklar. FDP-Chef Christian Lindner erklärte auf Anfrage, die wesentlich­en Akteure seien Kremlchef Wladimir Putin und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. „Beide sollten sich in Berlin aktiv an einer Friedenslö­sung beteiligen, weil in Libyen auch ein Stellvertr­eterkrieg dieser Mächte stattfinde­t – und Europa muss endlich mit einer Stimme sprechen.“

Das Ziel der Bundesregi­erung ist: ein souveränes Libyen und ein innerlibys­cher Versöhnung­sprozess. Es wäre einer von Merkels größten internatio­naler Erfolge wenn ein ernsthafte­r Schritt in diese Richtung am Sonntag in Berlin gemacht werden würde.

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FOTO: DPA Angela Merkel will Recep Tayyip Erdogan in Berlin empfangen.

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