Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Mein geliebter Jan, schlaf gut“

- VON JÖRG ISRINGHAUS

Mit bewegenden Worten verabschie­dete sich Jan Fedders Frau Marion im Hamburger Michel von ihrem verstorben­en Mann. Zur Trauerzere­monie waren zahlreiche Prominente erschienen. Fedder hatte sich die Feier genauso gewünscht.

HAMBURG In jedem Ende steckt auch ein Anfang: Wie eine Braut lässt sich Marion Fedder am Dienstagmi­ttag im Hamburger Michel zum Sarg ihres Mannes Jan führen, legt dort 23 rote Rosen ab für die Jahre, die sie mit ihm verbracht hat und erneuert so symbolisch ihr Ehegelübde. Die Liebe höret nimmer auf, wie Hauptpasto­r Alexander Röder später als Leitmotiv predigt. Dazu erklingt „La Paloma“, gesungen von Jan Fedder mit rauchigem Bass: „Mein Kind, sei nicht traurig, tut auch der Abschied weh (...); Auf, Matrosen, ohe; Einmal muss es vorbei sein.“Ein ungewöhnli­cher, bewegender Auftakt für eine Beerdigung – aber genau so hat der am 30. Dezember mit 64 Jahren gestorbene „Großstadtr­evier“-Star sie sich gewünscht: unkonventi­onell, besonders, schillernd. Eben seiner würdig.

Hunderte Trauergäst­e waren gekommen, um Abschied zu nehmen, darunter zahlreiche Schauspiel­er, Musiker und Moderatore­n wie Ben Becker, Uschi Glas, Hugo Egon Balder, Michaela May, Jörg Pilawa, Judith Rakers, Heinz Hoenig, Reinhold Beckmann, Axel Milberg und TVKoch Tim Mälzer. „Jan Fedder ist ein ganz lieber, feiner Mensch gewesen, und deshalb glaube ich auch, der kommt in den Himmel – was ich bei vielen anderen nicht glaube“, sagte Schauspiel­er Claude-Oliver Rudolph. Als „Riesen-Herzensmen­sch“beschrieb Pilawa den Verstorben­en. „Das ist ein Stück Hamburg, was da gestorben ist.“

Auf einer Großbildle­inwand verfolgten rund 1500 Menschen vor der Kirche die Feier. Mehr als 10.000 Rosen schmückten den Michel, in dem Fedder getauft, konfirmier­t und getraut worden war. Rote Rosenblätt­er aus Seidenstof­f verzierten den Boden, zwei Fotos des Schauspiel­ers mit dem Spruch „fedder geht’s nicht“säumten den Sarg, dazu Herz und Anker, aus roten Rosen zu Kränzen geflochten. Hauptpasto­r Röder schilderte Fedder in seiner Predigt als Mensch mit Ecken und Kanten und einem großen Herzen, der jedem das Gefühl vermittelt­e, ein guter Kumpel zu sein. Deshalb sei er so beliebt gewesen. „Unzählige Menschen wollten bei uns Karten bestellen für diese Trauerfeie­r“, erzählte er. Fedder sei ein Kiez-Kind gewesen, aber auch Traditione­n verhaftet. „Dazu gehörte auch sein Glaube“, betonte der Pastor. Unterbroch­en wurde die Predigt von Liedern, die sich Fedder für seinen Abschied gewünscht hatte: „Child In Time“von seiner Lieblingsb­and Deep Purple und „Knockin’ On Heaven’s Door“von Bob Dylan, beide mit viel Hingabe gesungen von Jessy Martens.

Im weltlichen Teil der Trauerfeie­r sprachen ARD-Programmdi­rektor Volker Herres, Ex-NDR-Intendant Lutz Marmor und Ralf Martin Meyer, Hamburgs Polizeiprä­sident. Jan habe die Menschen berührt, sagte Marmor, „wir vermissen ihn“. Meyer erzählte von Fedders enger Verbindung zur Hamburger Polizei, die ihn 2000 zum Ehrenkommi­ssar ernannt hatte. In der Davidwache konnten sich die Menschen in den vergangene­n Tagen in Kondolenzb­üchern verewigen – sieben seien es mittlerwei­le, gefüllt mit mehr als 2500 Einträgen. So herzensgut wie Fedders Figur Dirk Matthies im „Großstadtr­evier“wünsche er sich seine Polizisten, sagte Meyer.

Anschließe­nd verabschie­dete sich Fedders Witwe Marion. „Dies ist der schwerste Gang, den ich je gehen musste“, sagte sie. „Du warst meine Familie, mein Mann, mein Fels, mein engster Vertrauter, mein alles.“Sie müsse ihn auf seine letzte Reise schicken, einmal noch über die Reeperbahn, „dann heißt es schlafen eine lange, lange Zeit. Endlich Ruhe haben und träumen von all den schönen Dingen, die du erlebt hast. Mein geliebter Jan, schlaf gut.“

Zum Schluss durfte Jan Fedder selbst noch einmal aus der Konserve singen – das Lied „Ich liebe dich“, geschriebe­n von ihm für seine Frau. Draußen ertönten ihm zu Ehren die Hörner der Hafenfähre­n, als letztes Geleit zur Ehrenrunde des Verstorben­en über die Reeperbahn. In den nächsten Tagen soll er im engsten Familienkr­eis auf dem Friedhof Ohlsdorf beigesetzt werden.

Auch auf der Reeperbahn wurde gesungen, „Hallelujah“und „Ave Maria“vor der Kult-Kneipe „Ritze“. Fedder war eben dem Kiez eng verbunden, Junge von St. Pauli durch und durch. Als solcher feierte er gerne das Leben: Für die Trauergäst­e endete der Tag daher mit einer Geburtstag­sparty im „Zwick“. Fedder wäre am Dienstag 65 geworden.

Aber wie heißt es so tröstlich in den Zeilen des Lieds „La Paloma“? „Dein Schmerz wird vergehen, und schön wird das Wiedersehe­n.“

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FOTOS: DPA Nach der Trauerfeie­r für den Schauspiel­er Jan Fedder fährt der Wagen mit seinem Sarg an der Davidwache auf St. Pauli vorbei. Dort lagen seit dem Tod des Schauspiel­ers auch Kondolenzb­ücher aus.
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Ein Fan kommt mit einem Herz in den Farben des FC St. Pauli zur Trauerfeie­r im Hamburger Michel.
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FOTO: DPA Witwe Marion Fedder wurde begleitet von Jörg Pawlik, Produktion­sleiter des „Großstadtr­eviers“.
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Till Demtröder war auch im „Großstadtr­evier“dabei.
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Schauspiel­er Axel Milberg vor dem Hamburger Michel.
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Schauspiel­er Ben Becker würdigte den Kollegen.
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Schauspiel­er PeterHeinr­ich Brix mit seiner Frau Angelika.
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Schauspiel­er Heinz Hoenig war Fedder eng verbunden.

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