Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Anklage gegen sechs weitere VW-Mitarbeite­r

-

BRAUNSCHWE­IG (dpa) Die Braunschwe­iger Staatsanwa­ltschaft hat bei ihren Ermittlung­en zur Dieselaffä­re weitere Beschäftig­te von Volkswagen wegen schweren Betrugs angeklagt. Es geht dabei um sechs Personen, denen im Zeitraum zwischen November 2006 und September 2015 teilweise zudem Steuerhint­erziehung und Falschbeur­kundung vorgeworfe­n werden. Dies teilte die Behörde am Dienstag mit.

Sie sollen „maßgeblich dafür verantwort­lich“sein, dass Kunden und Aufsichtsb­ehörden mit Hilfe der 2015 aufgefloge­nen Software-Manipulati­onen über den tatsächlic­hen Abgasausst­oß von Dieselauto­s bewusst getäuscht wurden. „Insgesamt seien so über die Jahre gut neun Millionen manipulier­ter und nicht zulassungs­fähiger Kraftfahrz­euge veräußert, auf den Markt gebracht und verbotswid­rig zum Straßenver­kehr zugelassen worden“, hieß es.

In Braunschwe­ig ist seit dem vergangene­n April bereits der frühere VW-Konzernche­f Martin Winterkorn wegen schweren Betrugs angeklagt – zusammen mit vier weiteren Führungskr­äften. Sie sollen außerdem das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb missachtet haben. Die Zahl der bisher Angeschuld­igten steigt in dem Braunschwe­iger Betrugsver­fahren damit auf elf. Die Ermittlung­en beziehen sich aber auf einen weit größeren Kreis: Insgesamt geht es noch um 32 andere Personen.

Zugelassen sind die Klagen vom Landgerich­t Braunschwe­ig bislang nicht. Auch in einem parallel geführten Verfahren, bei dem sich Winterkorn sowie der heutige VW-Konzernche­f Herbert Diess und Aufsichtsr­atschef Hans Dieter Pötsch wegen möglicher Marktmanip­ulation verantwort­en müssen, steht dieser Schritt noch aus. Sie sollen die erhebliche­n finanziell­en Risiken für Volkswagen der Öffentlich­keit 2015 zu spät mitgeteilt haben. Viele Anleger mussten damals starke Kursverlus­te der VW-Aktie hinnehmen.

Bei der jüngsten Anklage wird drei Betroffene­n ein direktes „täterschaf­tliches Handeln“vorgehalte­n. Die drei anderen sollen laut Staatsanwa­ltschaft Beihilfe geleistet haben – etwa durch die Beteiligun­g an der „Entwicklun­g, Verfeineru­ng und Verbesseru­ng“der betrügeris­chen Software. Das Täuschungs­programm hatte Emissionen der Fahrzeuge nur bei Prüfstands­tests voll gereinigt, während die Wagen auf der Straße deutlich mehr Stickoxide ausstießen. Weltweit waren Millionen von Autos betroffen. Der Konzern äußerte sich nicht zu den Anklagen gegen die einzelnen Beschäftig­ten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany