Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Real-Betriebsra­t fürchtet um 10.000 Jobs

- VON GEORG WINTERS

Durch den geplanten Verkauf der SB-Warenhausk­ette Real ist fast jeder dritte der noch vorhandene­n 34.000 Arbeitsplä­tze bei der Metro-Tochter gefährdet. Das zumindest ist die Einschätzu­ng des Betriebsra­tes.

DÜSSELDORF Es ist ein vergleichs­weise einfaches Rechenbeis­piel, das Werner Klockhaus benutzt hat. Geht man davon aus, dass nach dem Verkauf der SB-Warenhausk­ette Real an ein Konsortium um den Immobilien-Investor X+Bricks etwa 60 Warenhäuse­r geschlosse­n würden und in jedem dieser Häuser mehr als 100 Mitarbeite­r beschäftig­t werden, dann wären rein rechnerisc­h schon 6000 Jobs weg. Zudem könnten auf Dauer noch Jobs in den Niederlass­ungen wegfallen, die von Real-Konkurrent­en übernommen würden,

Gerrit Heinemann Handelsexp­erte

und es würden Arbeitsplä­tze in der IT, der Werbung und der Logistik verschwind­en. In der Gesamtscha­u kommt Klockhaus auf 10.000 Stellen, die aus seiner Sicht in Gefahr sind, wie der Gesamtbetr­iebsratsvo­rsitzende der „Süddeutsch­en Zeitung“gesagt hat.

Eine düstere Perspektiv­e. „Real geht offensicht­lich in den freien Fall über, wodurch wohl nur die gesunden Häuser für Mitbewerbe­r interessan­t sind. Das dürfte weniger als 50 Prozent des Geschäftsv­olumens ausmachen“, schätzt der Mönchengla­dbacher Handelsexp­erte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhei­n. Klockhaus’ Berechnung­en verstärken abseits aller Befürchtun­gen, die es ohnehin schon seit Monaten gibt, natürlich die Alarmstimm­ung in der Belegschaf­t. Die Metro versucht zu beruhigen: „Die Wahrung der Mitarbeite­r-Interessen

ist für den Metro-Vorstand ein zentrales Thema in den Verkaufsge­sprächen“, erklärte eine Sprecherin gegenüber unserer Redaktion. Gesamtbetr­iebsrat und Real hätten sich Ende des vergangene­n Jahres auf eine freiwillig­e Gesamtbetr­iebsverein­barung verständig­t. Diese sehe vorsorglic­h für alle Real-Mitarbeite­r eine soziale Absicherun­g

vor, die durch betriebsbe­dingte Kündigung ihren Arbeitspla­tz bei einem übernehmen­den Lebensmitt­eleinzelhä­ndler verlören.

Schon seit Langem ist klar, dass der neue Eigentümer nur einen Teil der gegenwärti­g noch 277 Märkte in Eigenregie weiter betreiben will. Noch in diesem Monat soll der Deal mit den Käufern X+Bricks und Co. stehen, nachdem die Metro Ende des vergangene­n Jahres noch mal den bevorzugte­n Bieter gewechselt und die bis dahin geführten Exklusivge­spräche mit dem Investor Redos beendet hatte.

Klockhaus beschränkt sich indes nicht aufs Wehklagen, sondern fordert mehr Engagement von der Politik. Es gibt laufend Gespräche mit Bundesarbe­itsministe­r Hubertus Heil (SPD), der Ende 2018 schon mal in Düsseldorf Solidaritä­t mit der Real-Belegschaf­t demonstrie­rte. Doch während der Kontakt zum Sozialdemo­kraten nicht abriss, beklagt Klockhaus, von Heils Kabinetts-Kollegen Peter Altmaier (CDU) aus dem Wirtschaft­sministeri­um noch nichts gehört zu haben.„Wir sind mit dem Real-Betriebsra­t ebenso wie mit der Unternehme­nsleitung der Metro im Gespräch. In den Verkaufsve­rhandlunge­n sollte eine wirtschaft­lich tragfähige Lösung zur Sicherung von Standorten, der Beschäftig­ung und den Arbeitsbed­ingungen der Real-Mitarbeite­r gefunden werden“, sagte eine Sprecherin des Arbeitsmin­isteriums auf Anfrage.

Fest steht: Kaum eines der Unternehme­n, die für die Übernahme von Real-Niederlass­ungen in Frage kommen, hat ein so breites Sortiment wie die Metro-Tochter. Die Beschäftig­en in der Elektro-, Sportund Haushaltsw­arenabteil­ung würden deshalb nicht mehr benötigt, hat Klockhaus gesagt.

„Real geht offensicht­lich in den freien Fall über“

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FOTO: DPA Bundesarbe­itsministe­r Heil spricht bei einem Streik der Real-Beschäftig­ten 2018 vor der Metro-Zentrale.

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