Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Real-Betriebsrat fürchtet um 10.000 Jobs
Durch den geplanten Verkauf der SB-Warenhauskette Real ist fast jeder dritte der noch vorhandenen 34.000 Arbeitsplätze bei der Metro-Tochter gefährdet. Das zumindest ist die Einschätzung des Betriebsrates.
DÜSSELDORF Es ist ein vergleichsweise einfaches Rechenbeispiel, das Werner Klockhaus benutzt hat. Geht man davon aus, dass nach dem Verkauf der SB-Warenhauskette Real an ein Konsortium um den Immobilien-Investor X+Bricks etwa 60 Warenhäuser geschlossen würden und in jedem dieser Häuser mehr als 100 Mitarbeiter beschäftigt werden, dann wären rein rechnerisch schon 6000 Jobs weg. Zudem könnten auf Dauer noch Jobs in den Niederlassungen wegfallen, die von Real-Konkurrenten übernommen würden,
Gerrit Heinemann Handelsexperte
und es würden Arbeitsplätze in der IT, der Werbung und der Logistik verschwinden. In der Gesamtschau kommt Klockhaus auf 10.000 Stellen, die aus seiner Sicht in Gefahr sind, wie der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der „Süddeutschen Zeitung“gesagt hat.
Eine düstere Perspektive. „Real geht offensichtlich in den freien Fall über, wodurch wohl nur die gesunden Häuser für Mitbewerber interessant sind. Das dürfte weniger als 50 Prozent des Geschäftsvolumens ausmachen“, schätzt der Mönchengladbacher Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein. Klockhaus’ Berechnungen verstärken abseits aller Befürchtungen, die es ohnehin schon seit Monaten gibt, natürlich die Alarmstimmung in der Belegschaft. Die Metro versucht zu beruhigen: „Die Wahrung der Mitarbeiter-Interessen
ist für den Metro-Vorstand ein zentrales Thema in den Verkaufsgesprächen“, erklärte eine Sprecherin gegenüber unserer Redaktion. Gesamtbetriebsrat und Real hätten sich Ende des vergangenen Jahres auf eine freiwillige Gesamtbetriebsvereinbarung verständigt. Diese sehe vorsorglich für alle Real-Mitarbeiter eine soziale Absicherung
vor, die durch betriebsbedingte Kündigung ihren Arbeitsplatz bei einem übernehmenden Lebensmitteleinzelhändler verlören.
Schon seit Langem ist klar, dass der neue Eigentümer nur einen Teil der gegenwärtig noch 277 Märkte in Eigenregie weiter betreiben will. Noch in diesem Monat soll der Deal mit den Käufern X+Bricks und Co. stehen, nachdem die Metro Ende des vergangenen Jahres noch mal den bevorzugten Bieter gewechselt und die bis dahin geführten Exklusivgespräche mit dem Investor Redos beendet hatte.
Klockhaus beschränkt sich indes nicht aufs Wehklagen, sondern fordert mehr Engagement von der Politik. Es gibt laufend Gespräche mit Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD), der Ende 2018 schon mal in Düsseldorf Solidarität mit der Real-Belegschaft demonstrierte. Doch während der Kontakt zum Sozialdemokraten nicht abriss, beklagt Klockhaus, von Heils Kabinetts-Kollegen Peter Altmaier (CDU) aus dem Wirtschaftsministerium noch nichts gehört zu haben.„Wir sind mit dem Real-Betriebsrat ebenso wie mit der Unternehmensleitung der Metro im Gespräch. In den Verkaufsverhandlungen sollte eine wirtschaftlich tragfähige Lösung zur Sicherung von Standorten, der Beschäftigung und den Arbeitsbedingungen der Real-Mitarbeiter gefunden werden“, sagte eine Sprecherin des Arbeitsministeriums auf Anfrage.
Fest steht: Kaum eines der Unternehmen, die für die Übernahme von Real-Niederlassungen in Frage kommen, hat ein so breites Sortiment wie die Metro-Tochter. Die Beschäftigen in der Elektro-, Sportund Haushaltswarenabteilung würden deshalb nicht mehr benötigt, hat Klockhaus gesagt.
„Real geht offensichtlich in den freien Fall über“