Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
RAG-Stiftung senkt Anteil an Evonik
Der Großaktionär des Chemiekonzerns gibt ein 5,4-Prozent-Paket ab und will sein Vermögen breiter streuen. Erst einmal drückt das die Aktie um vier Prozent. Auf Dauer soll ein höherer Streubesitz der Aktie aber helfen.
ESSEN Evonik ist eine Erfolgsgeschichte: 2007 wurde das Unternehmen aus dem Erbe des RAG-Konzerns gegründet und hat sich zur Weltklasse der Spezialchemie entwickelt. Die Geschichte der Evonik-Aktie ist dagegen keine Erfolgsgeschichte: 2013 wurde die Aktie mit 33 Euro erstmals an der Börse notiert. Seither hat der Kurs die meiste Zeit unter diesem Wert gelegen. Am Dienstag ging es noch einmal kräftig bergab: Die Aktie fiel um vier Prozent auf 25,50 Euro. Zuvor hatte die RAG-Stiftung sich von einem weiteren Paket Evonik-Aktien getrennt und hält nun noch 58,9 Prozent an dem Essener MDax-Unternehmen.
Die Stiftung hatte zunächst geplant, ein Paket von 5,2 Prozent des Grundkapitals abzugeben. Nun wurden es 5,4 Prozent. Die Aktien wurden ausschließlich institutionellen Investoren angeboten.
Mit der Senkung des Anteils verfolgt die Stiftung zwei Ziele: Erstens will sie damit das Klumpenrisiko reduzieren. Evonik war von der Gründung an ihre wichtigste Beteiligung. Die Evonik-Dividende stellt ihre wesentliche Einnahme dar, aus der die Stiftung die Ewigkeitslasten des Steinkohle-Bergbaus wie das Abpumpen der Gruben im Ruhrgebiet finanziert. Getreu der Devise, nie alle Eier in einen Korb zu legen, versucht die Stiftung seit Jahren, ihren Anteil zu senken und das Vermögen breiter zu streuen. Das Gesamtvermögen der von Werner Müller klug ersonnen Stiftung beträgt aktuell 18,6 Milliarden Euro.
Zweitens hofft die Stiftung auch, durch die Senkung ihres Anteils den Kurs von Evonik zu treiben. Denn abgesehen vom kurzfristigen negativen Effekt auf den Kurs könnte die Senkung dazu führen, dass der Streubesitz bei Evonik steigt. Je mehr Aktien frei gehandelt werden, desto leichter können auch Kurse steigen. „Wir erwarten, dass die Platzierung den Free-float und die Liquidität der Evonik-Aktie erhöhen wird“, erklärte Stiftungs-Chef Bernd Tönjes. Zugleich versicherte er, an Evonik festzuhalten: „Nach der Reduzierung unserer Beteiligung an Evonik wollen wir weiterhin langfristig ein signifikanter Anteilseigner bleiben.“
Wie weit kann der Anteil sinken? Die Stiftung weist daraufhin, dass sie noch drei Anleihen ausstehen hat, die die Eigentümer in Evonik-Aktien umtauschen können. Dadurch würde der Anteil der Stiftung weiter sinken. In früheren Jahren war die Rede davon, die Stiftung solle langfristig „25 Prozent plus x“halten.
Zugleich machte Stiftungschef Tönjes klar, dass er den Kurs von Evonik-Chef Christian Kullmann voll mitträgt. „Evonik hat erhebliche Fortschritte bei der Transformation in ein erstklassiges Spezialchemieunternehmen erzielt, und wir unterstützen die Strategie des Managements zur langfristigen Wertschaffung
Welt zu machen, hatte Kullmann erklärt. Er ist in den USA erfolgreich auf Einkaufstour gegangen und hat das Spezialadditiv-Geschäft von Air Products übernommen. 2019 trennte sich Evonik vom Methacrylat-Geschäft (Plexiglas) mit weltweit 3900 Mitarbeitern.
Aktuell leidet die Chemiebranche weltweit unter der Flaute der Autokonjunktur und des Handelsstreits. Anders als BASF musste Evonik aber nicht seine Prognose kassieren. Nun bekräftigt Konzern-Chef Kullmann gegenüber der Agentur Reuters: „Auch für 2019 werden wir