Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Der Sport erntet, was er sät
Dicke Rauchschwaden haben den Himmel über Melbourne verdunkelt und den Blick auf die Skyline von Australiens Metropole getrübt. Wegen der seit Monaten wütenden Buschbrände hat sich die Luftqualität erheblich verschlechtert. Die Bewohner sollen die Fenster schließen und drinnen bleiben, weil der Qualm die Gesundheit beeinträchtigt. Genau dort also, wo ab Montag das Hauptfeld der Australian Open spielen soll. Der Schaden für die Sportler ist offenbar vernachlässigbar. Zu Beginn der Qualifikation mussten die Spieler auf die Tennisplätze.
Der Sport erntet so die Früchte dessen, was er durch jahrelanges „Höher, schneller, weiter“mitverschuldet hat und scheint trotzdem nur langsam zu erkennen, dass auch er sich der Klimadebatte stellen muss. Er tut es bislang aber nicht. Eine Verschiebung des Turniers haben die Organisatoren in Melbourne bislang ausgeschlossen. Notfalls wolle man alle Spiele in die Halle verlegen. Doch erste Athleten begehren auf, und fragen, ob erst etwas passieren müsse. Andere fordern, angelehnt an die Hitze-Regel, die Tennisspieler bei extremen Temperaturen vor Überbelastung schützen soll, eine ähnliche Maßnahme für Luftqualität.
Doch der Sport reagiert bislang empfindlich, wenn er auf seine Verantwortung im Klimawandel angesprochen wird. Auf die „bestenfalls“6000 Kilometer Flugzeugreisen angesprochen, sollte die Handball-Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft das Finale erreichen, entgegnete Verbands-Vize Bob Hanning, dass Klimaschutz zwar wichtig sei, er aber nicht finde, „dass wir es jetzt auch noch auf eine Handball-EM übertragen müssen.“Frei übersetzt: Klimaschutz sollen die anderen machen.
Eine bedenkliche Einstellung.