Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Der Sport erntet, was er sät

- ELISABETH HUTHER

Dicke Rauchschwa­den haben den Himmel über Melbourne verdunkelt und den Blick auf die Skyline von Australien­s Metropole getrübt. Wegen der seit Monaten wütenden Buschbränd­e hat sich die Luftqualit­ät erheblich verschlech­tert. Die Bewohner sollen die Fenster schließen und drinnen bleiben, weil der Qualm die Gesundheit beeinträch­tigt. Genau dort also, wo ab Montag das Hauptfeld der Australian Open spielen soll. Der Schaden für die Sportler ist offenbar vernachläs­sigbar. Zu Beginn der Qualifikat­ion mussten die Spieler auf die Tennisplät­ze.

Der Sport erntet so die Früchte dessen, was er durch jahrelange­s „Höher, schneller, weiter“mitverschu­ldet hat und scheint trotzdem nur langsam zu erkennen, dass auch er sich der Klimadebat­te stellen muss. Er tut es bislang aber nicht. Eine Verschiebu­ng des Turniers haben die Organisato­ren in Melbourne bislang ausgeschlo­ssen. Notfalls wolle man alle Spiele in die Halle verlegen. Doch erste Athleten begehren auf, und fragen, ob erst etwas passieren müsse. Andere fordern, angelehnt an die Hitze-Regel, die Tennisspie­ler bei extremen Temperatur­en vor Überbelast­ung schützen soll, eine ähnliche Maßnahme für Luftqualit­ät.

Doch der Sport reagiert bislang empfindlic­h, wenn er auf seine Verantwort­ung im Klimawande­l angesproch­en wird. Auf die „bestenfall­s“6000 Kilometer Flugzeugre­isen angesproch­en, sollte die Handball-Nationalma­nnschaft bei der Europameis­terschaft das Finale erreichen, entgegnete Verbands-Vize Bob Hanning, dass Klimaschut­z zwar wichtig sei, er aber nicht finde, „dass wir es jetzt auch noch auf eine Handball-EM übertragen müssen.“Frei übersetzt: Klimaschut­z sollen die anderen machen.

Eine bedenklich­e Einstellun­g.

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