Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Uerdinger Pannenlager
Fußball-Drittligist KFC reist nach nur einem Tag wieder aus Italien ab.
GAVORRANO Das Il Pelagone Hotel & Golf Resort liegt in der Toskana malerisch gelegen, Olivenbäume und Weinstöcke prägen die hügelige Landschaft. Morgens ist es ziemlich frisch, doch nachmittags erwärmt die Sonne die Luft auf frühlingshafte 14 Grad. Ideale Bedingungen für ein Winter-Trainingslager befand Stefan Effenberg, der Manager des Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen.
Teamchef Stefan Reisinger, Trainer Daniel Steuernagel und die Spieler sahen das völlig anders. Als sie am Montagmorgen erstmals den Sportplatz in Gavorrano betraten, ging ihre Kinnlade nach unten. Das einhellige Urteil: „Der Platz ist schlechter als in Krefeld.“Unmittelbar nach dem Training erfolgte auf dem Platz die erste Krisensitzung. Denn so wie im Immobilienbereich die Lage das entscheidende Kriterium ist, so sind es bei einem Trainingslager die Platzverhältnisse. Sie sind der Grund, warum die deutschen Fußballmannschaften ihre Vorbereitung im Winter im Ausland absolvieren.
Zwölf Stunden glühten die Telefondrähte, um kurzfristig einen guten Rasenplatz in der Umgebung zu bekommen – ohne Erfolg. Um Mitternacht fiel die Entscheidung: Der KFC bricht das Trainingslager ab.
Am Mittag wurden die Koffer gepackt, dann ging es nach Rom, von dort am Abend mit dem Flugzeug nach Düsseldorf, ab Mittwoch erfolgt der Neustart des Trainingslagers in Venlo.
Für den KFC Uerdingen ist das ein Desaster. Die Mannschaft arbeitet seit Jahren unter den schlechten Bedingungen: kein Stadion, kein Trainingsgelände, kein Vereinsheim. Das Stadion Grotenburg, das aus Sicherheitsgründen für den Spielbetrieb gesperrt ist und saniert werden muss, dient als Trainingsplatz. Doch ist der Rasen so schlecht, dass er von November bis März nur hin und wieder zu betreten ist. Inzwischen trainiert der KFC auf dem Gelände des SV Vorst im Nachbarort. Vor diesem Hintergrund kam dem Trainingslager eine besonders große Bedeutung zu.
Die Uerdinger sind dafür bekannt, neue Wege zu beschreiten. Das war auch eine Motivation von Effenberg, der Il Pelagone in Italien als Trainingsquartier vorschlug, obwohl viele andere Zweit- und Drittligisten nach Spanien fahren. Auf die Idee war er durch Falk Raudies gekommen, einen guten Bekannten, dessen Unternehmen mit Sitz in München die Anlage 2018 übernommen hat. Das schöne Anwesen in der Toskana sollte künftig in den Wintermonaten nicht nur Golfern, sondern auch Fußballern als Trainingsquartier dienen. Der Traum ist geplatzt, weil zwar die Rahmenbedingungen stimmen, aber das Entscheidende fehlt: ein guter Fußballplatz. Den hatte Effenberg zuvor wohl nicht angeschaut.
„Ein guter Rasenplatz und anspruchsvolle Testspiele sind die wichtigste Voraussetzungen für eine gute Vorbereitung“, sagte Teamchef Reisinger. Geschäftsführer Niko Weinhart versuchte die Wogen zu glätten: „Es ist extrem schade, da das Hotel ‚Il Pelagone‘ super Rahmenbedingungen für uns geschaffen hat. Wir werden nun aber an einem anderen Ort wieder angreifen und uns für die Rückrunde professionell vorbereiten.“
In Venlo, wo kürzlich die deutsche Nationalmannschaft logierte, soll nun alles besser laufen. Auch ohne Olivenbäume.