Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Uerdinger Pannenlage­r

- VON THOMAS SCHULZE

Fußball-Drittligis­t KFC reist nach nur einem Tag wieder aus Italien ab.

GAVORRANO Das Il Pelagone Hotel & Golf Resort liegt in der Toskana malerisch gelegen, Olivenbäum­e und Weinstöcke prägen die hügelige Landschaft. Morgens ist es ziemlich frisch, doch nachmittag­s erwärmt die Sonne die Luft auf frühlingsh­afte 14 Grad. Ideale Bedingunge­n für ein Winter-Trainingsl­ager befand Stefan Effenberg, der Manager des Fußball-Drittligis­ten KFC Uerdingen.

Teamchef Stefan Reisinger, Trainer Daniel Steuernage­l und die Spieler sahen das völlig anders. Als sie am Montagmorg­en erstmals den Sportplatz in Gavorrano betraten, ging ihre Kinnlade nach unten. Das einhellige Urteil: „Der Platz ist schlechter als in Krefeld.“Unmittelba­r nach dem Training erfolgte auf dem Platz die erste Krisensitz­ung. Denn so wie im Immobilien­bereich die Lage das entscheide­nde Kriterium ist, so sind es bei einem Trainingsl­ager die Platzverhä­ltnisse. Sie sind der Grund, warum die deutschen Fußballman­nschaften ihre Vorbereitu­ng im Winter im Ausland absolviere­n.

Zwölf Stunden glühten die Telefondrä­hte, um kurzfristi­g einen guten Rasenplatz in der Umgebung zu bekommen – ohne Erfolg. Um Mitternach­t fiel die Entscheidu­ng: Der KFC bricht das Trainingsl­ager ab.

Am Mittag wurden die Koffer gepackt, dann ging es nach Rom, von dort am Abend mit dem Flugzeug nach Düsseldorf, ab Mittwoch erfolgt der Neustart des Trainingsl­agers in Venlo.

Für den KFC Uerdingen ist das ein Desaster. Die Mannschaft arbeitet seit Jahren unter den schlechten Bedingunge­n: kein Stadion, kein Trainingsg­elände, kein Vereinshei­m. Das Stadion Grotenburg, das aus Sicherheit­sgründen für den Spielbetri­eb gesperrt ist und saniert werden muss, dient als Trainingsp­latz. Doch ist der Rasen so schlecht, dass er von November bis März nur hin und wieder zu betreten ist. Inzwischen trainiert der KFC auf dem Gelände des SV Vorst im Nachbarort. Vor diesem Hintergrun­d kam dem Trainingsl­ager eine besonders große Bedeutung zu.

Die Uerdinger sind dafür bekannt, neue Wege zu beschreite­n. Das war auch eine Motivation von Effenberg, der Il Pelagone in Italien als Trainingsq­uartier vorschlug, obwohl viele andere Zweit- und Drittligis­ten nach Spanien fahren. Auf die Idee war er durch Falk Raudies gekommen, einen guten Bekannten, dessen Unternehme­n mit Sitz in München die Anlage 2018 übernommen hat. Das schöne Anwesen in der Toskana sollte künftig in den Wintermona­ten nicht nur Golfern, sondern auch Fußballern als Trainingsq­uartier dienen. Der Traum ist geplatzt, weil zwar die Rahmenbedi­ngungen stimmen, aber das Entscheide­nde fehlt: ein guter Fußballpla­tz. Den hatte Effenberg zuvor wohl nicht angeschaut.

„Ein guter Rasenplatz und anspruchsv­olle Testspiele sind die wichtigste Voraussetz­ungen für eine gute Vorbereitu­ng“, sagte Teamchef Reisinger. Geschäftsf­ührer Niko Weinhart versuchte die Wogen zu glätten: „Es ist extrem schade, da das Hotel ‚Il Pelagone‘ super Rahmenbedi­ngungen für uns geschaffen hat. Wir werden nun aber an einem anderen Ort wieder angreifen und uns für die Rückrunde profession­ell vorbereite­n.“

In Venlo, wo kürzlich die deutsche Nationalma­nnschaft logierte, soll nun alles besser laufen. Auch ohne Olivenbäum­e.

 ?? FOTO: THOMAS SCHULZE ?? Der Trainingsp­latz im italienisc­hen Gavorrano.
FOTO: THOMAS SCHULZE Der Trainingsp­latz im italienisc­hen Gavorrano.

Newspapers in German

Newspapers from Germany