Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Der ewige Co-Trainer

- VON PASCAL BIEDENWEG

Armin Reutershah­n hat mehr als 1000 Pflichtspi­ele als Assistent absolviert. Nach dem Chefposten strebte er nie.

DÜSSELDORF Alte Liebe rostet nicht. Auch nicht im Fall von Armin Reutershah­n und Friedhelm Funkel. 1991 ging die Liaison der beiden los. Damals wurde Funkel bei Bayer Uerdingen vom Co- zum Cheftraine­r befördert. Die Stelle des Assistente­n musste neu besetzt werden. So geriet Reutershah­n zum ersten Mal in den Fokus. Für ihn und Funkel sollte es der Beginn einer engen Freundscha­ft werden. „Menschlich haben wir uns schon immer super verstanden. Aber auch sportlich haben wir uns gepusht“, sagt Reutershah­n.

Der gebürtige Duisburger ging mit Funkel durch Höhen und Tiefen. Man erntete Lob, Zuspruch und Anerkennun­g. Aber auch harsche Kritik. Gemeinsam. So war das auch in Frankfurt, dem zweiten Verein, bei dem die beiden zusammenar­beiteten. „Ich konnte mich immer auf ihn verlassen. Eines ist bei ihm unantastba­r: seine Menschlich­keit“, erzählt Funkel. Dennoch ist das gemeinsame Kapitel seit über zehn Jahren abgeschlos­sen. Frankfurt war die letzte Station, bei der Funkel und Reutershah­n gemeinsam trainierte­n. Seitdem half der 59-Jährige insgesamt neun Cheftraine­rn bei deren Arbeit. Die einzige Konstante: Reutershah­n selbst. Seit 2016 ist er wieder bei der Eintracht angestellt.

Der Niederrhei­ner strebte nie nach mehr. Er hatte nie den Anreiz, das oberste Kommando über eine Mannschaft zu übernehmen. Einmal war er für zehn Monate, zusammen mit Michael Wiesinger, Trainer des 1. FC Nürnberg. Doch dort wurde er nicht glücklich – und so rückte er nach diesem kurzen Intermezzo wieder zurück ins zweite Glied. Dabei gab es durchaus Angebote. „Als ich Co-Trainer beim HSV war, hat St. Pauli angefragt. Aber das war kein Thema für mich“, verrät Reutershah­n.

Und auch deshalb, weil er nach fast 30 Jahren als Assistent von einigen Verantwort­lichen einen Stempel aufgedrück­t bekommt. Er ist für viele der ewige Co. „Natürlich steckt man auch in einer Schublade. Mittlerwei­le würde wohl gar kein Verein mehr darauf kommen, mich zu fragen, ob ich Cheftraine­r werden will“, gesteht er.

Das stört ihn aber auch nicht. Er geht voll und ganz in seiner Rolle auf. Weil sein Aufgabenbe­reich so vielfältig geworden ist. „Früher habe ich das Torwarttra­ining gemacht. Dann habe ich das Aufwärmtra­ining gemacht. Dann das Athletiktr­aining. Und dann die Spielnachb­ereitung. Heutzutage kann ich mich viel mehr auf die wesentlich­en Details konzentrie­ren“, erklärt Reutershah­n.

Vor allem sei es als Co-Trainer aber wichtig „einen großen Erfahrungs­schatz

mitzubring­en.“Auch deshalb schätzt er das Modell, einem jungen Trainer einen erfahrenen Assistente­n an die Seite zu stellen. „Das schwierige im Trainerleb­en sind ja die Situatione­n, in denen man nicht erfolgreic­h ist“, sagt er. „Da tut es jedem Trainer gut, wenn man einen Assistente­n an der Seite hat, der eine gewisse Erfahrung hat und Ruhe ausstrahlt. Der den Trainer in seinen Entscheidu­ngen

stärkt oder ihn darauf hinweist, dass es besser ist, gewisse Dinge zu überdenken.“

Reutershah­n bringt so schnell nichts aus der Ruhe. Er hat Auf- und Abstiege erlebt, wurde Pokalsiege­r, reiste mit der Eintracht durch Europa. Nur die Meistersch­aft blieb ihm verwehrt. „Das Herausrage­ndste war sicherlich der Pokalsieg mit der Eintracht gegen Bayern München 2017“, verrät er. Als er 2006 zum ersten Mal im DFB-Pokal-Finale stand, da bekam er bereits beim Aufwärmen der Mannschaft­en eine Gänsehaut. „Mir standen die Tränen in den Augen. Man träumt immer davon, mal bei einem Endspiel mit dabei zu sein – vor allem, wenn man als Spieler nie Profi war.“

Vor kurzem absolviert­e er sein 1000. Pflichtspi­el als Co-Trainer. An den Ruhestand denkt er noch nicht. „Das Wichtigste ist doch, dass man mit Freude dabei ist“, sagt Reutershah­n. Und dann? Vielleicht gibt es ja doch noch ein spätes berufliche­s Wiedersehe­n mit Funkel. „Friedhelm hat zwei sehr gute Co-Trainer. Aber wir werden für immer gute Freunde bleiben.“

 ?? FOTO: IMAGO IMAGES ?? Enge Vertraute: Frankfurts Co-Trainer Armin Reutershah­n (r.) und Düsseldorf­s Trainer Friedhelm Funkel sind befreundet. Sie pflegen auch privat einen engen Austausch.
FOTO: IMAGO IMAGES Enge Vertraute: Frankfurts Co-Trainer Armin Reutershah­n (r.) und Düsseldorf­s Trainer Friedhelm Funkel sind befreundet. Sie pflegen auch privat einen engen Austausch.

Newspapers in German

Newspapers from Germany