Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
Pöbelnde Jugendliche belästigen Zugpersonal
Eine Gruppe Heranwachsender beleidigt am Klever Bahnhof Lokführer, Zugbegleiter und Reisende. Bahnsteig wird vermüllt.
KLEVE Am Klever Bahnhof gibt es ein Problem: Eine Gruppe von Jugendlichen lungert regelmäßig am Bahnsteig herum, wirft ihren Müll in die Gegend und bepöbelt Zugpersonal. RP-Leser Frank Zimmer machte den Bürgermonitor der Rheinischen Post darauf aufmerksam. Unsere Redaktion fragte bei der Nordwestbahn nach. Die räumte ein, längst Kenntnis von den Vorkommnissen zu haben.
Die Situation, wie sie Frank Zimmer schildert: Der RP-Leser pendelt täglich mit der Bahn von Kleve nach Mönchengladbach. Gegen 21 Uhr, wenn er wieder am Klever Bahnhof ankommt, sitzt dort an vielen Tagen eine Gruppe Jugendlicher, Zimmer schätzt zehn bis 15 junge Menschen im Alter von 13 bis 17 Jahren. „Die benehmen sich unmöglich. Sie werfen ihren Müll einfach auf den Bahnsteig, der bleibt dann dort liegen. Am schlimmsten aber ist, dass sie sehr aggressiv sind und herumpöbeln“, sagt Zimmer. So würden manchmal Reisende belästigt. Ihnen würde hinterher gerufen und sie würden beleidigt, so der Pendler.
Das größte Problem sei aber, dass die Jugendlichen sich auf das Zugpersonal, also Triebwagenführer und Zugbegleiter, geradezu „eingeschossen“hätten. „Schon wenn der Zug einfährt, wird dem Personal der Mittelfinger gezeigt. Die Lokführer werden beschimpft, auch ein Wagon wurde schon mal beschmiert“, schildert Zimmer seine Erlebnisse. Regelmäßig gebe es Streit zwischen der Gruppe und dem Zugpersonal, immer dann, wenn das Personal die Jugendlichen auf ihr Verhalten anspricht. „Das ist auch nicht schön für die Reisenden, wenn sie das mitbekommen“, sagt Zimmer. Er selbst fühle sich am Klever Bahnhof inzwischen sehr unsicher. „Ich bin heilfroh, dass ich noch nicht selbst bepöbelt wurde. Aber das ist nur eine Frage der Zeit“, sagt er.
Zimmer habe sich wegen der Zustände am Klever Bahnhof an die Deutsche Bahn gewandt. Dort habe man ihm gesagt, dass man nichts für ihn tun könne. „Das verstehe ich nicht. Die Bahn ist doch für ihre Immobilien zuständig“, sagt Zimmer. In der Tat ist die Gemengelage schwierig. Das Problem mit den Jugendlichen, die das Zugpersonal bepöbeln, betrifft die Nordwestbahn als Betreiberin der Strecke. Aber der vermüllte Bahnsteig ist Sache der Deutschen Bahn. „Jeder, der eine außergewöhnliche Vermüllung am Bahnhof feststellt, kann sich gerne an unsere 3-S-Zentralen (das steht für Service, Sicherheit und Sauberkeit, d. Red.) wenden. Wenn das Problem tatsächlich groß ist, beauftragen wir eine Reinigung“, sagt ein Sprecher. Zimmer hat das getan – ohne Erfolg. Was das Thema
Sicherheit angeht: Am Klever Bahnhof gebe es kein Sicherheitspersonal, das ständig präsent sei, so der Bahn-Sprecher. Gleichwohl kontrolliere die DB-Sicherheit in regelmäßigen Abständen. „Der Klever Bahnhof ist uns nicht als Schwerpunkt in Sachen mangelnder Sicherheit bekannt“, sagt der Sprecher. Bei der Klever Polizei sieht man das ähnlich.
RP-Leser Frank Zimmer kann das kaum glauben, zumal auch die Bundespolizei bereits Kenntnis von dem Problem habe. Doch dort gibt man sich unwissend. „Wenn es am Bahnsteig des Klever Bahnhofs ein Problem gäbe, hätten wir Kenntnis davon. Das ist jedoch nicht der Fall. In jüngster Vergangenheit ist uns da nichts bekannt“, sagt Uwe Esselborn von der Bundespolizei Kleve.
Das ist seltsam, denn die Nordwestbahn hat nach eigener Aussage bereits die Bundespolizei über die Probleme am Klever Bahnhof informiert und um Hilfe gebeten. „Wir haben das Problem mit Jugendlichen erkannt und unter Beobachtung.
Und wir haben die Bundespolizei gebeten, dort stärker präsent zu sein“, sagte auf Anfrage unserer Redaktion Karin Punghorst, die Sprecherin der Nordwestbahn. Das Problem mit den pöbelnden Jugendlichen sei schon seit längerem bekannt, vermehrte Vorfälle habe es in den vergangenen 14 Tagen gegeben, so die Sprecherin. Einige Bedienstete, darunter Triebfahrzeugführer und Service-Mitarbeiter, hätten sich bereits bei ihrem Unternehmen gemeldet und von unangenehmen Vorfällen am Klever Bahnhof berichtet. Aus Sicht des Unternehmens sei es „wünschenswert, dass am Klever Bahnhof gerade in den Abendstunden mehr kontrolliert werden wird“.