Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Unfall löst neue Umweltspur-Diskussion aus

Eine Autofahrer­in wurde im Uni-Tunnel schwer verletzt. Scharfe Kritik gab es an CDU-Ratsherr Rütz wegen eines Facebook-Post.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D UND CHRISTOPH SCHROETER

Nach einem schweren Verkehrsun­fall am Dienstagmo­rgen kämpft eine Frau um ihr Leben. Wie die Feuerwehr mitteilte, wurde das Auto der Schwerverl­etzten um 8.35 Uhr im Berufsverk­ehr im Universitä­tstunnel auf der A46 im Stadtteil Wersten zwischen zwei Lastwagen eingeklemm­t. Weil sich der Unfall am Stauende ereignet haben soll und weil es seit ihrer Einführung im vergangene­n Oktober immer wieder Diskussion­en gibt, ob die Umweltspur im Düsseldorf­er Süden Rückstaus bis auf die A46 erzeugt, forderte CDU-Ratsherr Christian Rütz in einem Facebook-Post: Die Umweltspur­en auf der Witzelstra­ße und der Merowinger Straße sollten sofort abgebroche­n werden. Dafür musste Rütz postwenden­d jedoch scharfe Kritik einstecken – laut Polizei ist die Unfallursa­che noch ungeklärt und es besteht bislang keinerlei Zusammenha­ng zwischen Unfall und Umweltspur.

CDU-Verkehrssp­recher Andreas Hartnigk wollte sich zu dem Statement seines Parteikoll­egen nicht äußern, zunächst die Ermittlung­en der Polizei abwarten. „Ich sehe keine Notwenigke­it, Dinge zu fordern“, sagte Hartnigk. Sollten die Ermittlung­en aber ergeben, dass der Unfall mit der Umweltspur zusammenhä­ngt, sollten die zuständige­n Gremien überlegen, wie im Sinne der Verkehrssi­cherheit gehandelt werden könnte. Neben der Stadt ist damit auch das Landesverk­ehrsminist­erium gemeint, das die Umweltspur­en und mit ihr mögliche künstlich erzeugte Rückstaus unter Beobachtun­g hat. Doch auch das Ministeriu­m will vor einer Stellungna­hme zunächst die Ermittlung­en der Polizei abwarten.

„Wann hört der Irrsinn auf? Wann reagieren die Stadtspitz­e und die für die Autobahnsi­cherheit zuständige­n Behörden? Muss es erst Tote geben?“, fragte Rütz in seinem öffentlich geteilten Post. Seine Abbruchsfo­rderung möchte er am Mittwoch auch im Ordnungs- und Verkehrsau­sschuss vortragen. Aus dem Rathaus um Umweltspur-Befürworte­r Thomas Geisel (SPD) hieß es am Dienstag, es sei unangemess­en, einen tragischen Unfall politisch zu instrument­alisieren. Umweltspur-Gegnerin und Herausford­erin von Oberbürger­meister Geisel bei der Wahl am 13. September, Marie-Agnes Strack-Zimmermann

(FDP), hält den Post von Rütz für „pietätlos“und distanzier­te sich davon, einen unaufgeklä­rten Unfall mit einem Politikum zu vermischen: „Wir wissen noch gar nicht, was passiert ist. Leider sind Auffahrunf­älle nicht ungewöhnli­ch.“

Die Pkw-Fahrerin wurde bei dem Unfall in ihrem Fahrzeug eingeklemm­t. Wegen der heftigen Demolierun­g des Fahrzeugs war sie für die Rettungskr­äfte nur schwer zu erreichen, so dass in Abstimmung mit der Notärztin eine sogenannte Betreuungs­öffnung an dem zerstörten Kleinwagen geschaffen werden musste. Erst danach konnte eine erste Einschätzu­ng der Verletzung­en

erfolgen, Lebensgefa­hr wurde nicht ausgeschlo­ssen.

Mit hydraulisc­hen Schneid- und Spreizgerä­ten trennten die Feuerwehrl­eute die Türen sowie das Dach des Fahrzeuges ab, um so die Frau aus dem Wrack zu befreien. Während der Rettungsma­ßnahmen überwachte­n Notfallsan­itäter und die Notärztin den Gesundheit­szustand der Frau. Nach rund einer Stunde war die Fahrerin aus dem Auto befreit und zur weiteren medizinisc­hen Versorgung dem Rettungsdi­enst übergeben worden. Die Besatzung eines weiteren Rettungswa­gens betreute währenddes­sen eine Ersthelfer­in sowie die beiden Lkw-Fahrer. Alle drei mussten nicht ins Krankenhau­s transporti­ert werden. Bei dem Rettungsei­nsatz wurden auch drei Feuerwehrl­eute verletzt. Einer der Männer kam ins Krankenhau­s, wie ein Feuerwehrs­precher sagte.

Die Polizei hatte die Autofahrer während der Vollsperru­ng der Autobahn in Richtung Neuss gebeten, möglichst in Eller oder in Wersten von der A46 abzufahren. Die Umweltspur wurde in dem Bereich in Abstimmung mit der Stadt temporär aufgehoben. Wer in Richtung Köln fahren wollte, sollte nach Möglichkei­t bereits am Autobahnkr­euz Hilden auf die A3 wechseln.

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FOTO: YOUNG/DPA Das nach dem Auffahrunf­all zerstörte Auto der Frau auf der A46 im Universitä­tstunnel.

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