Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

SWD kündigt Künstlern an der Flurstraße

Die städtische Wohnungsge­sellschaft will aus den Ateliers sozialen Wohnraum machen.

- VON JÖRG JANSSEN UND NICOLE KAMPE

Neun Künstler von der Flurstraße müssen sich ein neues Domizil suchen. Kurz vor Weihnachte­n hat die Ateliergem­einschaft, die seit etwa 20 Jahren in einem Hinterhaus an der Flurstraße besteht, die Kündigung erhalten – ursprüngli­ch terminiert auf Ende Februar 2020. Einen langen Brandbrief, der unserer Redaktion vorliegt, haben die Künstler nun an den Oberbürger­meister geschriebe­n, „Paris hat keine Künstler mehr, Hamburg hat keine Künstler mehr. So sagte neulich jemand, der es wissen muss: Und Düsseldorf?“Mit diesen Worten beginnen die Unterzeich­ner ihr Schreiben. Vor 20 Jahren habe die städtische Wohnungsge­sellschaft SWD die Wohnungen an der Flurstraße 61-67 wegen der schlechten Ausstattun­g nicht mehr für Wohnen nutzen können. 18 Wohneinhei­ten seien in 13 Atelierräu­me umgewandel­t worden. „Wir Künstler waren dankbar, arrangiert­en uns mit schwierige­n Heizbeding­ungen und rostigen Wasserleit­ungen“, heißt es in dem Brief. Ärgerlich sei, dass das Arrangemen­t quasi ohne Vorwarnung beendet werde. Die SWD stellte am Dienstag

klar, dass es bei der geplanten Modernisie­rung bleibt. Man werde an dieser Stelle sozial geförderte Wohnungen anbieten, die Düsseldorf dringend brauche. Allerdings werde die Kündigungs­frist bis Ende Juni verlängert. „Und wir werden den Künstlern, die dort kreativ arbeiten, alternativ­e Atelier-Flächen anbieten“, sagte SWD-Sprecher Roman von der Wiesche.

Nicht zum ersten Mal bangen Künstler um ihre Ateliers: Im vergangene­n Jahr gab es eine Debatte um die Künstlersi­edlung an der Franz-Jürgens-Straße in Golzheim. Auf Initiative von CDU und Grünen hatte der Kulturauss­chuss im Juni 2019 die Verwaltung beauftragt, mit der SWD die Bewirtscha­ftung und die notwendige­n Sanierunge­n der Wohnatelie­rs zu besprechen und eine Gesamtkonz­eption für Atelierför­derung vorzulegen. „Hier liegt die Federführu­ng beim Kulturamt“, sagt von der Wiesche.

„In der letzten Zeit scheint der Raum für Kunst und Kultur immer häufiger Opfer von Verdrängun­gsprozesse­n zu werden“, sagt Clara Gerlach, kulturpoli­tische Sprecherin der Grünen. Zur aktuellen Kündigung wird sie eine Anfrage in der Ratssitzun­g am 6. Februar stellen.

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