Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Vom Allgäu in die Prepper-Szene: Kluftinger-Autoren im Savoy

- VON DANINA ESAU Info Lesung am 16. Januar, 20 Uhr, im Savoy; www.savoy-theater.de

Eigentlich schreiben Michael Kobr und Volker Klüpfel Kriminalro­mane über den schusselig­en Allgäuer Kriminalha­uptkommiss­ar Adalbert Ignatius Kluftinger. Der mag keine Leichen, leidet unter Flugangst und isst für sein Leben gern Kässpatzen – ein typischer Antiheld eben. Der erste Thriller des Autorenduo­s hat von der beschaulic­hen und heimeligen Buchatmosp­häre der Klufti-Romane nicht viel abbekommen.

Ihr erster Thriller „Draußen“, den sie jetzt in Düsseldorf vorstellen, spielt im urbanen Berlin und irgendwo in einem verlassene­n Waldgebiet in Brandenbur­g, in dem die Geschwiste­r Cayenne und Joshua von ihrem seltsamen Ziehvater Stefan zu Survivalma­schinen ausgebilde­t werden. Warum, wissen die beiden auch nicht. Als Cayenne eines

Tages angegriffe­n wird und sich nur verteidige­n kann, weil sie regelmäßig von Stephan gedrillt wird, begeben sich die drei wieder auf die

Flucht und geraten in Kontakt mit der deutschen Prepper-Szene – also mit Menschen, die sich auf eine Apokalypse vorbereite­n.

Einen Prepper-Thriller zu schreiben, das fanden die Autoren zur Abwechslun­g mal ganz schön. „Auch wenn uns der Kluftinger nach wie vor Spaß macht, war der ‚Urlaub’ erholsam. Am schönsten war der Umstand, nicht witzig sein zu müssen“, sagt Kobr. Witzig sind Prepper nämlich nicht, im Gegenteil: Verschwöru­ngstheorie­n und rechtsextr­emes Gedankengu­t prägen die Szene, über die Kobr und Klüpfel lange recherchie­rt haben. Einfach war das nicht: „Prepper agieren im Verborgene­n und lassen sich nicht in die Karten schauen. Das hat die Recherche

erschwert.“Um sich trotzdem in die Thematik einzuarbei­ten, nahmen beide Autoren an einem Survival-Kurs teil und konnten so die Lebensreal­ität von Cayenne, Joshua und Stephan erschaffen.

Nicht nur geografisc­h und atmosphäri­sch unterschei­det sich „Draußen“von den humorigen Klufti-Romanen: Anstelle eines alten weißen Mannes ist die geheime Heldin des Thrillers die 17-jährige Cayenne. Dass sie die Hauptfigur der Geschichte wird, war zunächst nicht geplant, sie habe sich während des Schreibpro­zesses immer mehr in den Vordergrun­d gespielt. „Die Kluftinger-Welt ist tatsächlic­h sehr maskulin dominiert – und irgendwie wurde Cayenne als Protagonis­tin

ein wenig zum Gegenentwu­rf“, erklärt Kobr.

Sowohl Perspektiv- als auch Genrewechs­el vom Krimi zum Thriller sei für beide Autoren eine „spannende Angelegenh­eit“gewesen. Den Schreibsti­l mussten sie anpassen, schnörkell­oser und harscher formuliere­n. Natürlich ist auch die Thematik viel härter: Prepper-Szene und Stromausfa­ll sind schwerer zu verdauen als der Alltag des tollpatsch­igen Klufti. Dass so viele Leser auf Thriller abfahren, liege vor allem an den Extremsitu­ationen, in denen die Abgründe der Charaktere ins Licht gerückt werden.

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FOTO: H. SCHERHAUFE­R Sind jetzt unter die Thriller-Autoren gegangen: Michael Kobr (l.) und Volker Klüpfel.

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