Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die liberale Verbesseru­ng der Welt

- VON REINHARD KOWALEWSKY

Der Ökonom Straubhaar vertraut auf Technologi­en gegen den Klimawande­l.

Gegen die gerade in Deutschlan­d weitverbre­itete Lust am Untergang argumentie­rt der Ökonom Thomas Straubhaar in „Die Stunde der Optimisten“. Die Hauptthese: Die Menschheit hat in den vergangene­n Jahrtausen­den schon unzählige Krisen bewältigt und gerade in den vergangene­n 100 Jahren immer neue Technologi­en entwickelt. Somit kann sie auch künftige Herausford­erungen wie den Klimawande­l oder die Digitalisi­erung bewältigen. Zwei Dinge seien entscheide­nd: Die Politik müsse der Wirtschaft zwar klare Rahmenbedi­ngungen vorgeben, welche Ziele sie beim Umweltschu­tz erreichen solle, aber die konkrete Umsetzung sollte sie dann den Unternehme­rn, Forschern und Individuen überlassen.

Außerdem müsste die gesamte Gesellscha­ft in ein „Zeitalter der Resilienz“eintreten. Gemeint ist, dass Manager, Politiker und alle anderen Menschen erkennen müssten, dass es in den nächsten Jahrzehnte­n

noch mehr Wandel geben werde als bisher. Aus einem positiven Menschenbi­ld heraus setzt sich Straubhaar stark für ein bedingungs­loses Grundeinko­mmen für alle Bürger ein. Straubhaar meint grundsätzl­ich, der Staat müsse mehr tun, damit alle Bevölkerun­gsgruppen von künftigen Produktivi­tätsfortsc­hritten der Wirtschaft profitiere­n. Finanziert werden solle dies durch eine konsequent­ere Besteuerun­g von Kapitalein­künften, die ebenso stark belastet werden sollten wie Arbeitsein­kommen.

Etwas bedauerlic­h an Straubhaar­s Werk ist, dass es zwar gut geschriebe­n ist, aber manchmal offen lässt, was im Detail gemeint ist. So nennt Straubhaar keine Zahl dafür, wie hoch denn das bedingungs­lose Grundeinko­mmen sein solle. Die sensatione­llen Fortschrit­te in der Digitaltec­hnik setzt er als bekannt für den Leser voraus, mit der immer besseren Solartechn­ik als Schlüssel für eine CO2-freie Energiever­sorgung weltweit befasst er sich nur sehr oberflächl­ich.

Sehr konkret wird er aber in seiner Kritik an den Ängsten vor dem Weltunterg­ang. Der „Club of Rome“hatte vor 50 Jahren in der berühmten Studie die „Die Grenzen des Wachstums“davor gewarnt, viele Rohstoffe würden bald ausgehen und schon im Jahre 2000 würden weltweite Hungernöte ausbrechen, weil es eine „hoffnungsl­ose Landknapph­eit“geben werde. Das sei alles nicht so gekommen, schreibt Straubhaar. Auch eine Knappheit von Rohstoffen ist nicht eingetrete­n dank neuer Technologi­en. Straubhaar kommentier­t: „Viele halten das unerschütt­erliche Vertrauen in die Innovation­skraft der Menschen für naiven Ökonomismu­s“. Wieso eigentlich?“

Thomas Straubhaar: Die Stunde der Optimisten. So funktionie­rt die Wirtschaft der Zukunft. Körber, 2019, 368 S., 22 Euro

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