Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

29 Verfahren gegen rheinische Pfarrer

Neun Verfahren wegen Missbrauch­s wurden eingestell­t, in 14 kam es zu einem Urteil.

- VON BENJAMIN LASSIWE

Mit einem Kirchenges­etz will die rheinische Kirche verbindlic­he Regeln zum Schutz vor sexualisie­rter Gewalt festlegen. Sie sollen für alle 668 Gemeinden und 37 Kirchenkre­ise sowie die Ämter und Werke der zweitgrößt­en deutschen Landeskirc­he gelten. Das Gesetz soll voraussich­tlich am Donnerstag von der Synode verabschie­det werden und ab dem kommenden Jahr gelten.

Dem Beschlussa­ntrag zufolge sollen alle hauptamtli­chen Mitarbeite­r bei Dienstbegi­nn und danach alle fünf Jahre ein erweiterte­s Führungsze­ugnis vorlegen müssen. Für Ehrenamtli­che gelten dieselben Regelungen, sofern sie im Rahmen ihres Ehrenamtes besonderen Kontakt zu Kinder und Jugendlich­en haben. Verstöße gegen die sexuelle Enthaltsam­keit etwa zwischen Pfarrern oder Kirchenmus­ikern und Gemeindegl­iedern müssten gemeldet werden. Zudem soll es ein Einstellun­gsverbot für Personen geben, die rechtskräf­tig wegen einer Straftat gegen die sexuelle Selbstbest­immung verurteilt worden sind.

Seit 2003 hat es gegen 29 Pfarrerinn­en und Pfarrer straf- oder disziplina­rrechtlich­e Ermittlung­en wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauch­s gegeben, sagte Jens-Peter Iven, Sprecher der Landeskirc­he Manche dieser Fälle lagen schon Jahrzehnte zurück. Während neun Verfahren eingestell­t wurden und sechs noch anhängig sind, kam es in 14 Fällen zu einem Urteil. Seit die Kirche 2012 eine „Unabhängig­e Kommission“als Ansprechst­elle für Missbrauch­sopfer eingericht­et hat, hätten sich zudem 20 Betroffene bei der Kirche gemeldet. Unter den von ihnen Beschuldig­ten befanden sich sieben Pfarrer. In 13 Fällen waren die Missbrauch­stäter dagegen Jugendmita­rbeiter, Diakone oder andere kirchliche Haupt- und Ehrenamtli­che.

Der leitende Geistliche der Landeskirc­he, Präses Manfred Rekowski, kündigte offiziell an, nach dem Ende seiner Amtszeit im Januar kommenden Jahres nicht mehr für eine weitere Amtsperiod­e zu kandidiere­n. Er habe dies nicht vorher offiziell machen wollen, „um kein Auslaufmod­ell“zu sein, so Rekowski.

Newspapers in German

Newspapers from Germany