Rheinische Post - Geldern an Kevelaer
GELDERN Berufskollegs setzen auf gemeinsame Info-Veranstaltung.
Zum ersten Mal führen das Berufskolleg der Liebfrauenschule und des Kreises Kleve in Geldern eine gemeinsame Informationsveranstaltung durch. Damit soll das Bildungsangebot, das bis zum Abitur führt, besser bekannt werden.
GELDERN Sophie Luyven lernt Maschinenbautechnik. Das Maschinenbau-Studium hat die 15-Jährige aus Geldern fest im Blick. Raphael Hülk (16) lässt sich im Bereich Gesundheit und Soziales mit der Zusatzqualifikation Freizeitsportleiter ausbilden. Sein Berufsziel: Sportmediziner. Malte Janowitz will Tierarzt werden. Derzeit büffelt der 18-Jährige alles, was mit Ernährung zu tun hat, bevor er sein Studium aufnimmt, am liebsten in Gießen oder Hannover. Malte Biedermann (17), angehender Elektrotechniker aus Straelen, hat einen dualen Ausbildungsplatz bei der Deutschen Bahn schon sicher.
Vier verschiedene Karrieren, die angestrebt werden. Doch haben diese vier jungen Menschen eines gemeinsam: Sie sind Schüler an einem der beiden Beruflichen Gymnasien in Geldern, am Berufskolleg der Liebfrauenschule beziehungsweise am Berufskolleg Geldern des Kreises Kleve. Beide Bildungseinrichtungen starten mit einer Neuerung ins Jahr 2020: Zum ersten Mal führen sie eine gemeinsame Veranstaltung durch (s. Kasten), um über ihre Angebote zu informieren.
Denn bisher spielt oft der Zufall eine Rolle dabei, über die Möglichkeiten an den beiden Berufskollegs Bescheid zu wissen. Etwa in den vier genannten Fällen. „Diese Schüler sind nur über persönliche Kontakte oder wegen der Affinität zu den Fächern bei uns gelandet“, sagt Andreas Boland, der Leiter des Kreis-Berufskollegs im Nierspark. Allgemein aber „wissen Schüler zu wenig über das, was wir bieten“. Ein Defizit, das durch die Info-Veranstaltung behoben werden soll.
Bernd van Essen, Leiter des Liebfrauen-Berufskollegs, sieht in Geldern
einen „großen Luxus“mit der Existenz gleich zweier Beruflicher Gymnasien mit sieben verschiedenen Schwerpunkten. An der Liebfrauenschule sind angesiedelt die Beruflichen Gymnasien für Ernährung mit den Leistungskursen Ernährungswissenschaften und Biologie, für Gesundheit und Soziales mit den Leistungskursen Erziehungswissenschaften und Deutsch oder Biologie sowie für Gesundheit und Soziales, Freizeitsportler mit den Leistungskursen Sport und Biologie.
Am Berufskolleg Geldern des Kreises Kleve befinden sich die Beruflichen Gymnasien für Wirtschaft mit den Leistungskursen Betriebswirtschaftslehre und Deutsch oder Englisch, für Technik, Elektrotechnik mit den Leistungskursen Mathematik und Elektrotechnik, für Technik, Maschinenbautechnik mit den Leistungskursen Mathematik und Maschinenbautechnik sowie für Technik, Ingenieurwissenschaften mit den Leistungskursen Mathematik und Ingenieurwissenschaften.
Alles „Wege zum Abitur außerhalb von Gesamtschule und Gymnasium“, wie van Essen betont.
Den Verdacht, die Info-Veranstaltung komme jetzt, um sich genug Schüler aus der aus demografischen Gründen immer kleiner werdenden Menge zu sichern, weisen beide Schulleiter von sich. Es bestehe kein Leidensdruck. Ewald Hülk, Jahrgangsstufenleiter an der Liebfrauenschule, weist auf die schon länger bestehende Zusammenarbeit der beiden Berufskollegs hin.
Die bestehe nicht zuletzt, um verbreiteten Missverständnissen vorzubeugen. „Wir vergeben die allgemeine Hochschulreife, man kann aber bei uns schon Schwerpunkte setzen“, entgegnet Hülk einem dieser Vorurteile.
Schwerpunkte, wie sie Hülks Sohn Raphael setzt. Er wechselte nach der zehnten Klasse vom Friedrich-Spee-Gymnasium zur Liebfrauenschule. Am alten Gymnasium habe es den Leistungskurs Mathematik gegeben. Dem Sportmediziner
in spe erschien jedoch die Kurskombination Biologie und Sport am Beruflichen Gymnasium der Liebfrauenschule sinnvoller. Für Malte Janowitz, der einst am Kevelaerer Gymnasium lernte, waren die Leistungskurse Biologie und Ernährung für seinen späteren Beruf als Veterinär geeigneter.
Auf die Verzahnung von Theorie und Praxis weist Marlies Brückner, Bildungsgangleiterin an der Liebfrauenschule, hin. Nicht zuletzt der Praxisbezug gefällt den Jugendlichen. Sophie Luyven konstruiert gerade einen Aussichtsturm.
Malte Biedermann hat einen Briefkastensensor programmiert und eine App dazu entwickelt. Bei der Deutschen Bahn wird der 17-Jährige bald mit Automatisierungsund Mikrocontrollertechnik befasst sein. Und mit dafür sorgen, dass die Züge besser und pünktlicher werden.