Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Die Missionari­n in Sachen Handball

- VON HEINZ SPÜTZ

Barbara Klinkhamme­r sorgt seit Jahren nahezu im Alleingang dafür, dass der Handballsp­ort beim TV Geldern eine Zukunft hat.

Die frühere Regionalli­gaspieleri­n kümmert sich praktisch im Alleingang um den Nachwuchs des TV Geldern.

GELDERN Im schwarzen Pulli mit der Aufschrift Barbara läuft sie hinter den Kindern am Kreis hin und her. Sie hat klare Ansprachen auf Lager, gestikulie­rt mit Händen und Füßen und greift zur Not auch einmal zu einem schrillen Pfiff auf den Fingern. Die Powerfrau ist nicht zu bremsen, sie dirigiert zehn Kinder im Alter von elf und zwölf Jahren in der Halle und versucht mit einer Engelsgedu­ld, ihnen das Handballsp­ielen beizubring­en.

Die Rede ist von Barbara Klinkhamme­r. Die heute 60 Jahre junge Frau kam im Alter von 20 Jahren mit ihren Eltern an den Niederrhei­n. Handball hatte sie schon immer gespielt – damals in Schlesien. Mehr als zehn Jahre war sie für Vereine in Wülfrath, Ratingen und Düsseldorf in den Landeslige­n und bis hinauf zur Regionalli­ga unterwegs. Rückraum rechts oder Rechtsauße­n waren ihre Positionen – sie ist Linkshände­rin.

Mit ihrer Familie zog sie nach Geldern und schloss sich dem Turnverein an. „2000 habe ich einen Kreuzbandr­iss

erlitten, diese Verletzung bedeutete leider das Ende meiner aktiven Zeit“, erinnert sie sich. Offenbar ein schlechtes Omen – nur ein Jahr später meldete der TV Geldern seine letzte Handball-Mannschaft vom Spielbetri­eb ab.“

Doch Barbara Klinkhamme­r war schon immer eine Kämpferin. 2007 unternahm sie ihren ersten Anlauf als Handball-Missionari­n. Mit dem hehren Ziel, die Sportart wieder in der Stadt zu etablieren. Das klappte vier Jahre lang ganz gut, danach war mangels Masse wieder Ende. Den Trainingsb­etrieb hielt sie mit den verblieben­en Spielern in allen Jahren aufrecht, aber es reichte nie, um wieder in den Ligabetrie­b einzusteig­en.

Also begab sich die engagierte Übungsleit­erin – Klinkhamme­r ist im Besitz der Trainer C-Lizenz – auf die Suche nach Nachbarsch­aftshilfe. Sie wurde beim TV Aldekerk fündig und stieß dort auf offene Ohren. Mit der Unterstütz­ung von Carsten

Wefers und Carsten Hilsemer zog sie los, machte in den Gelderner Schulen Werbung für den Handballsp­ort und lud zum Schnuppert­raining ein. Der verdiente Lohn für die Mühen: Seit 2016 nehmen wieder zwei Jugendmann­schaften im Trikot des TV Geldern an Meistersch­aftsspiele­n teil.

Die Mutter von zwei erwachsene­n Kindern findet trotz Beruf, Haushalt und Ehemann noch genügend Zeit, ihre Abteilung am Leben zu halten. Spielbetri­eb organisier­en, Training leiten und koordinier­en, Fahrdienst regeln, Schreibkra­m – das macht sie, gelinde gesagt, alles alleine. „Ja, Sie können ruhig schreiben, dass ich handballve­rrückt bin. Das stimmt ja auch. Ist aber gar nicht schlimm, oder?“

Die Handball-Abteilung des TV Geldern – sprich Barbara Klinkhamme­r – sucht händeringe­nd Unterstütz­ung. Interessie­rte Kinder aus jüngeren Jahrgängen mussten bereits abgewiesen werden, weil es schlicht und einfach an Trainern fehlt. „Ich drehe mich hier leider im eigenen Senf“, bedauert Klinkhamme­r. „Ich weiß ja gar nicht, ob ich immer alles richtig mache. Ich besuche zwar alle Fortbildun­gsveransta­ltungen, aber wir brauchen hier frischen Wind im Verein. Vor allem, damit ich mich auch mal austausche­n kann. Jedenfalls gebe ich die Hoffnung nicht auf, dass sich mal jemand bei mir meldet und mitmachen möchte.“

Ans Aufhören verschwend­et Barbara Klinkhamme­r allerdings keinen Gedanken. Dafür sind ihr Herz für Kinder und die Handball-Leidenscha­ft einfach viel zu groß.

„Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass sich mal jemand meldet und mitmachen möchte“

Barbara Klinkhamme­r Handball-Alleinunte­rhalterin

 ?? RP-FOTO: HEINZ SPÜTZ ?? Bei jeder Trainingse­inheit mit viel Herzblut bei der Sache: Barbara Klinkhamme­r bringt dem Nachwuchs des TV Geldern geduldig das Einmaleins des Handballsp­orts bei.
RP-FOTO: HEINZ SPÜTZ Bei jeder Trainingse­inheit mit viel Herzblut bei der Sache: Barbara Klinkhamme­r bringt dem Nachwuchs des TV Geldern geduldig das Einmaleins des Handballsp­orts bei.

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