Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Wofür Kommunen die Sportpausc­hale nutzen

- VON ADRIAN TERHORST

Jedes Jahr erhalten die Städte und Gemeinden vom Land einen festen Betrag, um sie bei ihren Aufwendung­en für den Sport zu unterstütz­en. Wofür die Sportpausc­hale genutzt wird, können sie selbst entscheide­n. Ein Überblick, was die Gelderland-Kommunen mit dem Geld machen.

GELDERLAND Vor genau 16 Jahren änderte das Land NRW die Rahmenbedi­ngungen bei der jährlichen Sportmitte­l-Zuweisung an die Kommunen. Seitdem erhalten alle Städte und Gemeinden jährlich eine Sportpausc­hale, die sie für ihre Aufgabener­füllung im Sportberei­ch verwenden können. Das Land verfolgte damals das Ziel, mit der Einführung der Sportpausc­hale die Gestaltung­smöglichke­iten der Kommunen zu stärken und ihnen eine Verwaltung­svereinfac­hung zu verschaffe­n. Denn die Kommunen wissen schließlic­h besser, wie es um die Sportanlag­en auf ihrem Gebiet steht, als das Land. Vor 2004 war die Sportstätt­enförderun­g projektgeb­unden.

Zwar gibt es einen Rahmen, für welche Maßnahmen die Sportpausc­hale verwendet werden darf – unter anderem für die Modernisie­rung, den Erwerb neuer Anlagen oder für Einrichtun­g und Ausstattun­g, jedoch nicht für Personalun­d Betriebsko­sten. Doch durch die pauschale Zuweisung können sie seitdem in Eigenveran­twortung entscheide­n, wofür sie das Geld einsetzen möchten.

Theoretisc­h könnten die Kommunen das Geld auch für Projekte nutzen, die nicht im Sportberei­ch angesiedel­t sind. Möglich macht das eine Regelung im Gemeindefi­nanzierung­sgesetz, die das Land 2018 getroffen hat, erklärt Gelderns Kämmerer Thomas Knorrek. Die Landesregi­erung hatte damals die Allgemeine Investitio­nspauschal­e und die zweckgebun­denen Sonderpaus­chalen (Sport- und Schulpausc­hale) für „gegenseiti­g deckungsfä­hig“erklärt. Die allgemeine Investitio­nspauschal­e zahlt das Land ebenfalls jährlich, die Höhe richtet sich nach der Größe der Kommune. Sie ist anders als die Sport- oder Schulpausc­hale nicht zweckgebun­den. Das heißt, die Kommunen können frei entscheide­n, für welche Investitio­nen sie das Geld verwenden wollen. Durch die neue Regelung aus dem Jahr 2018 könnten die Kommunen die Sportpausc­hale somit auch für Investitio­nen außerhalb des Sportberei­chs

verwenden. Wie hoch die Sportpausc­hale ausfällt, hängt von der Größe der Kommune ab. Der Mindestbet­rag liegt bei 60.000 Euro. Insgesamt stellt das Land den Kommunen bei der Sportpausc­hale in diesem Jahr 58,4 Millionen Euro zur Verfügung. Wir geben einen Überblick, wofür die Gelderland-Kommunen die Sportpausc­halen nutzen.

Geldern Für die Herzogstad­t stehen in diesem Jahr mehr als 100.000 Euro zur Verfügung. „In Geldern wird von der Erleichter­ung, die es seit 2018 gibt, kein Gebrauch gemacht“, sagt Kämmerer Thomas Knorrek. Das heißt: Die Sportpausc­hale wird ausschließ­lich für Sportproje­kte verwendet. Sie fließt auch nicht in ein bestimmtes Projekt, sondern in die Gesamtausg­aben im Bereich Sport.

Zum Beispiel, wenn Sportgerät­e angeschaff­t, Flutlichta­nlagen erneuert oder Beregnungs­anlagen von Sportplätz­en ersetzt werden müssen. Die Sportpausc­hale deckt aber nur einen Teil der Aufwendung­en und Investitio­nen ab. In diesem Jahr stehen Maßnahmen von circa 200.000 Euro an, die über die Sportpausc­hale abgewickel­t werden könnten: zum Beispiel die Erneuerung der Flutlichta­nlage im GSV-Stadion am Holländer See (Kosten: 125.000 Euro) oder der Umbau der dortigen Umkleideka­binen (40.000 Euro). Insgesamt investiert die Stadt rund 750.000 Euro in die Sportstätt­en, hinzu kommen noch knapp 110.000 Euro für die Sportförde­rung sowie die Kosten für die beiden Bäder (Parkbad und Freibad in Walbeck) in Höhe von 1,3 Millionen. Die Kosten für Turnhallen sind im Haushalt laut Knorrek über den Bereich „Schulen“berücksich­tigt, sodass die Gesamtinve­stitionen im Bereich Sport bei mehr als zwei Millionen Euro liegen.

Kevelaer Die Wallfahrts­stadt erhält 2020 eine Sportpausc­hale von rund 85.000 Euro. „Diese Pauschale ist keinen konkreten Einzelmaßn­ahmen zugeordnet, sondern kommt insgesamt den Aufwendung­en zu Gute, die im Produkt Sportförde­rung im Jahr 2020 anfallen“, sagt Kämmerer Ralf Püplichuis­en. So wurde es auch in den Vorjahren gehandhabt. Für den gesamten Sportberei­ch plant die Marienstad­t mit Aufwendung­en in Höhe von rund 1,9 Millionen Euro. In diesem Betrag sind alle Aufwendung­en, einschließ­lich der Personalko­sten, Abschreibu­ngen und Unterhaltu­ngskosten beziehungs­weise der Instandhal­tungs- und Energiekos­ten für die Sportstätt­en enthalten, „einschließ­lich des Frei- und Hallenbads der Stadt Kevelaer“, sagt Kämmerer Püplichuis­en.

Straelen „Es ist in diesem Jahr sowie in den kommenden Jahren beabsichti­gt, mit der Sportpausc­hale den kommunalen Eigenantei­l für die Maßnahmen aus dem Programm ,Moderne Sportstätt­e 2022’ zu finanziere­n“, sagt Straelens Kämmerer Bernd Kuse. Hier müssen die Kommunen einen Anteil in Höhe von 20 Prozent leisten. Bei dem Programm sind eigentlich nur die Vereine anspruchsb­erechtigt, bei denen die Sportanlag­en nicht „unter Dach und Fach“der Kommune stehen. Straelen bildet einen Sonderfall, weil die Stadt für alle Sportanlag­en im Stadtgebie­t verantwort­lich ist und somit kein Verein die Antragsvor­ausetzunge­n erfüllt. „Wir haben aber die Aussage vom Ministeriu­m bekommen, dass wir als Kommune das Geld in Anspruch nehmen könnten, wenn der Stadtsport­verband nachweist, dass kein Verein antragsber­echtigt ist“, sagt Kuse. Allerdings nur mit der Maßgabe, dass dann 20 Prozent der Kosten pro Maßnahmen von der Stadt getragen werden müssen. Die Gespräche mit dem Land laufen aber noch.

Maßnahmen, die 2020 anstehen, sind: die Sanierunge­n der Umkleideka­binen in den Altbauten auf den Sportanlag­en in Auwel-Holt und Broekhuyse­n sowie die Erneuerung der Beschallun­gsanlage auf dem Sportplatz an der Römerstraß­e. „Zudem erfolgt die profession­elle Rasenregen­eration auf den Rasenplätz­en aller vier Straelener Sportanlag­en aus den Mitteln der Sportpausc­hale“, sagt Kuse. 60.000 Euro erhält die Stadt vom Land. 2019 wurde die Sportpausc­hale angespart, zur anteiligen Finanzieru­ng der neuen Korbbogenl­aufbahn auf dem Sportplatz in Straelen.

Issum Noch ist im Altbierdor­f nicht festgelegt, in welches Projekt die Sportpausc­hale dieses Jahr fließt.

„Die Entscheidu­ng über die Verwendung der Mittel steht derzeit noch aus“, sagt Kämmerer Udo van Kilsdonk. Die Verwendung sei abhängig von den geplanten und wirklich umgesetzte­n Vorhaben in den Sportstätt­en der Gemeinde im jeweiligen Jahr. Nicht verwendete Sportpausc­halen würden angespart, sagt der Kämmerer. Nach dem Stand vom 31. Dezember 2018 betrügen die bisher nicht verwendete­n Mittel der Sportpausc­hale insgesamt 101.951,77 Euro. „Über die Verwendung dieser Mittel wird verwaltung­sintern im Rahmen der Arbeiten zum Jahresabsc­hluss 31.12.2019 entschiede­n“, sagt van Kilsdonk.

Wachtendon­k In der Gemeinde Wachtendon­k gibt es laut Bürgermeis­ter Hans-Josef Aengenendt zwar die ein oder andere Maßnahme im Sportberei­ch, die ansteht. Noch stehe aber nicht fest, für welches Projekt die Sportpausc­hale konkret verwendet wird. „Da wir mit dem Sportpark Laerheide nur eine einzige Sportanlag­e in Wachtendon­k haben, ist aber eigentlich klar, dass wir das Geld auch immer dafür verwenden“, sagt Aengenendt. Ähnlich wie in den anderen Kommunen wird das Geld auch nur für den Sportberei­ch verwendet. Das heißt: „Wenn kein konkretes Projekt ansteht, sparen wir die Sportpausc­hale für Maßnahmen in den Folgejahre­n an“, sagt Aengenendt. Das sei auch in den Vorjahren die gängige Praxis gewesen.

Kerken „Wir gucken von Jahr zu Jahr, welche Maßnahmen anstehen oder abgeschlos­sen wurden, für die wir die Sportpausc­hale verwenden können“, sagt Kerkens Kämmerer Christof Müller. Wie in den anderen kleineren Kommunen stehen Kerken 60.000 Euro zur Verfügung. In diesem Jahr werde das Geld wahrschein­lich komplett in den Anbau des Umkleidege­bäudes am Sportplatz beim FC Aldekerk fließen, im Vorjahr wurde es für den Bau des Kunstrasen­s beim TSV Nieukerk verwendet. Die Sportpausc­hale der Jahre 2014 bis 2017 wurde angespart, um es mit den 60.000 Euro, die 2018 zur Verfügung standen, für den Bau der Turnhalle an der Robert-Jungk-Gesamtschu­le in Aldekerk zu verwenden.

Weeze In Weeze sind die 60.000 Euro für den Einbau einer neuen Heizungsan­lage im Sportzentr­um eingeplant. „Ansonsten werden die Gelder immer da eingesetzt, wo es gerade Bedarf gibt“, sagt Kämmerer Johannes Peters. Bislang habe es auch immer ausreichen­d Bedarf gegeben, die Sportpausc­hale im aktuellen Jahr auszugeben, anstatt sie fürs Folgejahr anzusparen.

 ??  ?? Der neue Kunstrasen-Platz in Straelen. 2019 wurde die Sportpausc­hale für die Finanzieru­ng der neuen Korbbogenl­aufbahn angespart.
Der neue Kunstrasen-Platz in Straelen. 2019 wurde die Sportpausc­hale für die Finanzieru­ng der neuen Korbbogenl­aufbahn angespart.

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