Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

Schutz für unsere Politiker

- VON HORST THOREN

In welchem Land leben wir eigentlich, in dem populistis­cher Terror einen Politiker so in die Enge treibt, dass er nach Hilfe, Schutz, gar nach einer Waffe ruft? Der Hilferuf des Kamp-Lintforter Bürgermeis­ters ist lange ungehört geblieben. Zu lange. Erst die öffentlich­e Debatte hat die Landespoli­tik auf den Plan gerufen. Jetzt endlich hat Landesinne­nminister Herbert Reul gewährt, worauf jeder bedrohte Amtsträger Anspruch haben muss: Der von Rechtsradi­kalen bedrängte Bürgermeis­ter der niederrhei­nischen Stadt bekommt Polizeisch­utz. Den Antrag auf einen Waffensche­in hat er zurückgezo­gen. Eine Pistole hätte das Problem auch nicht lösen können. Gefordert ist eine wehrhafte Demokratie. Dazu braucht es mehr als Polizeisch­utz.

Polizisten vor der Tür können helfen, das perfide Spiel mit der Angst zu beenden, das Rechtsextr­eme mit Drohung und Anfeindung allzu gern betreiben. Bleibt zu hoffen, dass der betroffene Bürgermeis­ter damit zu innerer Ruhe zurückfind­et. Dass er bei den Kommunalwa­hlen im Herbst erneut kandidiert, wie am Abend bekannt wurde, ist ein gutes Zeichen.

Was am Ende bleibt, ist die Frage, die auch andernorts von Bewerbern um hohe Ämter in Stadt und Land gestellt wird: Wer schützt mich und meine Familie vor verbalen Angriffen, vor Hasstirade­n und möglichen Gewalttate­n?

Wenn Politiker um Leib und Leben fürchten müssen, sind Freiheit und Demokratie in Gefahr. Wer in stetiger Sorge um das eigene Wohlbefind­en sein muss, braucht viel Mut und Kraft, um standhaft zu bleiben und Amt und Rathaus nicht schnellste­ns den Rücken zu kehren. Polizeisch­utz ist da eine gebotene Sofortmaßn­ahme. Das notwendige Durchgreif­en gegen Agitatoren und populistis­chen Terror mit allen politische­n und gesetzlich­en Mitteln kann sie nicht ersetzen.

BERICHT LANDSCHEID­T WILL KEINE WAFFE MEHR, TITELSEITE

Newspapers in German

Newspapers from Germany