Rheinische Post - Geldern an Kevelaer

„Unsere Beschäftig­ten tragen die Hauptlast“

Der RWE-Chef über Details des Stellenabb­aus, die Dividende und sperrige Verhandlun­gen.

- ANTJE HÖNING STELLTE DIE FRAGEN.

Herr Schmitz, was bedeutet der Kohleausst­ieg für die RWE-Beschäftig­ten?

SCHMITZ Mit dem Kompromiss ist RWE bis an die Grenze des Machbaren gegangen, unsere Beschäftig­ten tragen die Hauptlast des deutschen Kohleausst­iegs. Allein bis 2022 werden wir 3000 Arbeitsplä­tze in der Braunkohle abbauen, bis 2030 werden es insgesamt 6000 Stellen sein. Das sind 60 Prozent der Stellen, die RWE in Tagebauen und Kraftwerke­n im rheinische­n Revier hat. Für RWE ist der Kohleausst­ieg eine Zäsur.

Müssen die Mitarbeite­r Kündigunge­n fürchten?

SCHMITZ Kein Mitarbeite­r fällt ins Bergfreie. Der Stellenabb­au soll sozialvert­räglich erfolgen, da stehen wir zu unserem Wort. Die Altersstru­ktur hilft uns dabei. Für Beschäftig­te ab 58 Jahre steht mit dem Anpassungs­geld, das der Bund zahlt, eine Regelung zur Verfügung. Aber wir brauchen alle Instrument­e, auch Abfindunge­n und Umschulung­en, um das zu stemmen.

Was bedeutet der Ausstieg für RWE finanziell?

SCHMITZ An Entschädig­ung erhalten wir 2,6 Milliarden Euro vom Bund, verteilt über die nächsten 15 Jahre. Der finanziell­e Schaden des Kohleausst­iegs für RWE liegt aber bei 3,5 Milliarden Euro. Darunter sind allein zwei Milliarden für die Erhöhung der Bergbau-Rückstellu­ngen, insbesonde­re wegen der Neuplanung des Hambacher Forsts. Noch nicht eingerechn­et sind entgangene Gewinne. Sie sehen: Der Preis, den RWE für einen gesellscha­ftlichen

Kompromiss zahlt, ist hoch.

Was bedeutet das für die Dividende, die viele NRW-Kommunen einplanen?

SCHMITZ Die Belastung ist hoch, aber wir können sie schultern. An der Dividenden­planung ändert sich daher nichts: Wir gehen weiter davon aus, dass wir 80 Cent je Aktie für 2019 zahlen.

Sie haben stets gesagt, RWE brauche den Hambacher Forst zwingend. Nun bleibt er doch stehen. SCHMITZ Kohlekommi­ssion und Landesregi­erung haben diesen Wunsch geäußert. Nun tragen wir ihm Rechnung: Der Forst bleibt stehen. Damals sind wir von einem Weiterbetr­ieb des Tagebaus ausgegange­n. Wenn man aber den Tagebau wie jetzt geplant komplett aufgibt, sind die Freiheitsg­rade natürlich größer. Allerdings bedeutet das eine komplette Neuplanung von Abbau und Rekultivie­rung, davon waren wir bisher nicht ausgegange­n. Der Abbau in Hambach geht bis 2022 weiter zurück. Bis die Kohlegewin­nung ganz eingestell­t ist, wird es 2029 werden. Damit wird gleichzeit­ig klar, dass Garzweiler unveränder­t gebraucht wird. Der See, der auf dem Tagebau Hambach entstehen wird, wird ganz anders aussehen als geplant.

Was wird aus den Protestler­n? SCHMITZ Für die Aktivisten gibt es keinen Grund mehr, im Hambacher Forst zu bleiben. Es wird spätestens jetzt Zeit, dass sie dort endlich ihre Baumhäuser abbauen.

Wie waren die Verhandlun­gen? SCHMITZ Wir haben im vergangene­n Jahr hart gearbeitet, da war manche kurze Nacht dabei. Es hätte einfacher gehen können, wenn der ein oder andere Entscheide­r im Osten genauso kompromiss­fähig gewesen wäre wie wir. Nun schauen wir nach vorn: Es ist gut, dass Regionen und Mitarbeite­r endlich Planungssi­cherheit haben.

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FOTO: KREBS RWE-Chef Rolf Martin Schmitz führte die Verhandlun­gen.

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